Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf
Das Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf liegt an der ehemaligen Endhaltestelle der Elektrischen Kleinbahn Alt-Rahlstedt–Volksdorf–Wohldorf im Norden Hamburgs. Das Museum informiert über die frühere Walddörfer-Straßenbahn und die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg und Umgebung.[1] Einen bedeutungsvollen Teil der Ausstellung bildet die Modellbahnanlage von Joachim v. Helmrich. Seit 2021 wird das Museum umfassend saniert.[2] Die Wiedereröffnung ist für 2022 geplant.[3]
Nahverkehrsmuseum im historischen Güterabfertigungsgebäude von 1907 | |
Daten | |
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Ort | Hamburg |
Art |
Verkehrsmuseum
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Architekt | 1907, 1999 Herrichten als "Kleinbahn Museum Wohldorf" Architekt Dietrich Raeck, Bauherr "Kleinbahn-Verein Wohldorf e.V.", Sanierung 2021 |
Eröffnung | 18.9.1999 Festredner BAL Meister, OAL Sterra, KVW Hein |
Betreiber |
Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.
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Website |
Lage
Das Museum liegt im Hamburger Stadtteil Ohlstedt,[4] im Schleusenredder 10a.[3] Der Museumsbau ist unmittelbar am Rand des Wohldorfer Walds gelegen.[3][5]
Von der U-Bahn-Station Ohlstedt führt ein Wanderweg 1,6 km zum Museum, erst um ein Schulgelände herum, dann den Wald auf der ehemaligen Trasse der Kleinbahn durchquerend.
Geschichte
Das Gebäude, in dem heute das Museum untergebracht ist, entstand um 1907. Es war der Endbahnhof der Kleinbahn Alt-Rahlstedt-Volksdorf-Wohldorf. Die Bahn verband Gebiete, die Hamburgische Exklaven in Preußen waren. Die Strecke war ein beliebtes Ausflugsziel. Der Bahnhof Wohldorf repräsentiert damit ein Stück der Walddörfer Stadtteilgeschichte, sowie der Hamburgischen Freizeitkultur und Nahverkehrsgeschichte. Er veranschaulicht die Anbindung der Walddörfer an die Großstadt im frühen 20 Jhd. Mit der Eröffnung der Walddörferbahn, der heutigen U-Bahn-Linie U1, wurde der Betrieb unrentabel und bereits ab 1925 in Etappen eingestellt. Am 29. Januar 1961 wurde die Reststrecke Ohlstedt-Wohldorf stillgelegt.
1958 hat sich unter Federführung von Pascal Horst Lehne der „Kleinbahn-Verein Wohldorf“ (KVW) gegründet. Die Mitglieder wollten die Reststrecke von Ohlstedt bis Wohldorf als Museumsbahn mit Triebwagen und zweistöckigem Anhänger betreiben.[2] Doch die Stadt lehnte das Ansinnen ab. Aus diesem Verein ging 1968 der heutige "Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V." (VVM) [1] hervor. Abermals unter Federführung von Pascal Horst Lehne gründete sich der „Kleinbahn-Verein Wohldorf“ (KVW) 1972 erneut. Mit finanzieller Unterstützung des Mitglieds Joachim v. Helmrich und des Vorsitzenden Gerald Hein konnte der KVM 1999 das „Kleinbahn Museum Wohldorf“ im ehemaligen Güterabfertigungsgebäude am Endbahnhof in Hamburg-Wohldorf eröffnen. Es ist das nördlichste Bahnhofsgebäude Hamburgs. 2010 vereinigten sich beide Vereine unter dem bekannteren Namen des VVM.
Doch weder Gleise noch Bahnsteige sind heute zu sehen. Die 360 Quadratmeter große Wartungshalle ist verfallen. Verblieben ist das ehemalige Güterabfertigungsgebäude, ein villenähnlicher Bau im Heimatstil. Das Gebäude ist im Wesentlichen unverändert und steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Das Kleinbahn Museum Wohldorf zeigt Realien und die Modellanlage von Joachim v. Helmrich im Maßstab 1:87. Es wird heute als Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf vom VVM geführt. Der Verein hat das Gebäude von der Stadt Hamburg gemietet.[4]
Sanierung
Im Jahr 2019 drang Wasser in das Dach und verursachte einen schweren Schaden. Vereinsvorsitzender Harald Elsner, Architekt, informierte das verantwortliche Immobilienunternehmen Sprinkenhof GmbH. Der Finanzsenator von Hamburg involvierte sich obendrein. Das Haus musste für baufällig erklärt werden.[3] Am 20. Februar 2019[1] wurde daher das Museum geschlossen und ausgeräumt.[3] Nach der Sanierung darf das Museum die Räume weiterhin nutzen.[2]
Neben der Feuchtigkeit war vor allem die Statik im Obergeschoss geschädigt.[6] Es fanden bauliche und restauratorische Voruntersuchungen statt.[2] Die Entscheidung zur Sanierung wurde im Bürgerschaftswahlkampf im Januar 2020 verkündet.[7] Ziel der Sanierungsmaßnahmen ist, das Haus möglichst lange zu erhalten und nutzbar zu machen. Der Grundbestand wird behutsam nach den Vorgaben des Denkmalschutzes saniert.[2] Der Plan ist, ein Ausflugsziel zu erschaffen,[2] auch für Schulklassen.[6] Bisher bot das Bahnhofsgebäude nicht viel Platz, was durch die Sanierung verbessert wird.[6]
„Es entsteht ein größeres, bekannteres und sehenswerteres Museum.“
Die Generalüberholung begann schließlich im Juni 2021.[2] Die Arbeiten begannen am Dach.[3] Schadstoffuntersuchungen ergaben, dass der Dachstuhl komplett ausgetauscht werden musste.[8] Die Dachdeckung muss nach Vorgaben des Denkmalschutzes originalgetreu nachproduziert werden. Eine Konservierung der Stahlträger und die Gebäudeabdichtung folgen.[9] Es entsteht ein Durchbruch, der für mehr Licht im Inneren sorgt.[2]
Nach dem Dach werden die Innenräume saniert.[3] Die technische Gebäudeausstattung soll auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden.[5] Die Heizung sowie Ver- und Entsorgungsleitungen werden erneuert, zudem ein Anschluss an das Wasserverteilungssystem gelegt. Essentielle Stilelemente werden aufgearbeitet, konserviert oder gegebenenfalls erneuert. Die über 100 Jahre alte Farbgestaltung wird reproduziert.[2]
Laut Hamburger Senat soll geprüft werden, ob ein barrierefreier Zugang zum Gebäude geschaffen werden kann. Zu Baubeginn lag keine Lösung diesbezüglich vor. Eine Rampe als Zugang kann wegen des Denkmalschutzes nicht realisiert werden. Andere Möglichkeiten würden geprüft.[7]
Finanzierung
Ob das Gebäude im Allgemeinen Grundvermögen der Stadt verbleibt oder anderweitig verwaltet werden wird, ist im Mai 2021 noch ungeklärt.[7] Eigentümer und Bauherr ist der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG). Die Projektsteuerung der Baumaßnahmen lag in der Hand der Sprinkenhof GmbH.[2] Im Januar 2020 wurden die Kosten der Sanierung auf 1,4 Millionen Euro geschätzt.[5] Im Sommer 2021 wurde der Betrag von ca. 1,08 Millionen Euro veröffentlicht.[2] Von der Finanzierung stellte der LIG rund 900.000 Euro bereit, wurde zunächst angegeben,[5] und 490.000 Euro werden vom Fördertopf des Stadtviertels gezahlt.[2] Die Bestätigung der Fördermittel überreichte der Finanzsenator Andreas Dressel persönlich an den Vereinsvorsitzenden. Die Geschichte des Hamburger Nahverkehrs zugänglich zu machen, sei just in der Phase des Schnellbahnausbaus angemessen, ließ der Politiker verlauten.[6]
Museum
Das Museum wird eigens von ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. betrieben.[10] Als das Museum gezwungen war, das Güterabfertigungsgebäude zu räumen, stellte sich die Frage, wohin mit den Exponaten. Ein Teil wurde im Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle ausgestellt. Die Bilder wurden beim Vereinsvorsitzenden Zuhause untergebracht. Weitere Stücke wurden eingelagert. Nach der Sanierung kehren die Exponate zurück. Zeitgleich wird die Ausstellung erweitert. Die Entwicklung des Hamburger Verkehrsnetzes im vergangenen Jahrhundert wird interaktiv aufbereitet.[3]
Die Museumsstücke sind eine Sammlung von Originalteilen, Dokumenten, Modellen und Fotos.[2] Sie erzählen von der Geschichte der bis 1961 noch als Walddörfer-Straßenbahn verkehrenden Bahn und von der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg und Umgebung.[1] Beispielsweise informieren Stopfhacke, Schottergabel und Schraubenschlüssel über die Technik des Stopfens bis zur Jahrhundertwende 1900. Die Ausstellung informiert darüber hinaus im Speziellen über den Hamburger Personennahverkehr in den 1950ern.[11] Auf dem Außengelände steht ein abgedeckter Straßenbahn-Triebwagen.[10]
Modellbahnanlage
Einen bedeutungsvollen Teil der Ausstellung bildet die Modellbahnanlage.
„Viele kommen hierher, um die Bahn zu fahren.“
Das Schaustück zeigt die damalige elektrische Kleinbahn[10] mit dem ursprünglichen Bahnhof Wohldorf und allen Gebäuden.[12] Beim Bau maß die Anlage 22 Meter Länge[12] und nahm damit vor der Sanierung beinahe die Hälfte eines Stockwerks ein.[10] Im Maßstab von 1:64 fahren Züge der Nenngröße S.[13] Anfang der 1970er wurde die Modelleisenbahn im Museum De Spieker in Volksdorf präsentiert. Bei der 725-Jahrfeier des Stadtteils Duvenstedt 1986 nahm das Projekt auch eine Rolle ein. Im Museum wird die Anlage instand gehalten und zunehmend erweitert.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- Willkommen im Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf. In: vvm-museumsbahn.de. Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V., abgerufen am 3. November 2021.
- Sanierung von Hamburgs nördlichstem Bahnhof beginnt. In: Hiltrud Tiedemann (Hrsg.): Heimatbote. Band 70, Nr. 6. M+K Hansa Verlag GmbH, Bargteheide Juni 2021, S. 1, 3.; Pressestelle der Finanzbehörde: Erhalt des Nahverkehrsmuseums Wohldorf: Sanierung von Hamburgs nördlichstem Bahnhof beginnt. In: hamburg.de. hamburg.de GmbH & Co. KG, 20. Mai 2021, abgerufen am 2. November 2021.
- Anja Krenz: Rettung für ein Stück Kulturgeschichte. In: PS23 Medienfabrik GmbH (Hrsg.): Heimat Echo. Band 21, Nr. 64, 26. Mai 2021, S. 5 (heimatecho.de).
- Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Straßen- und Gebietsverzeichnis der Freien und Hansestadt Hamburg 2011. 8. Auflage. 4. September 2011, ISSN 0938-636X, S. 147 (statistik-nord.de [PDF]).
- Patrick Sun, Alisa Pflug: Jetzt investiert Hamburg viel Geld: An diesem Bahnhof hielt seit 60 Jahren kein Zug. In: mopo.de. Morgenpost Verlag GmbH, 26. Januar 2020, abgerufen am 3. November 2021.
- Catharina Jäckel: "Wichtiges Stück Verkehrsgeschichte" soll gerettet werden. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt Funke Medien Hamburg GmbH, 17. Januar 2020, abgerufen am 3. November 2021 (bezahlpflichtiger Inhalt).
- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.): Kleinbahnmuseum Wohldorf – Baumaßnahme für über 1 Million Euro an einem städtischen Gebäude, ohne dass ein barrierefreier Zugang geschaffen wird? Kleine Anfrage des Abgeordneten Thilo Kleibauer (CDU) vom 26.05.21 und Antwort des Senats. 26. Mai 2021 (googleusercontent.com [PDF]).
- Wiebke Lehner: Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf wird saniert. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt Funke Medien Hamburg GmbH, 25. Mai 2021, abgerufen am 3. November 2021 (bezahlpflichtiger Inhalt).
- Sanierung des Nahverkehrsmuseum „Kleinbahnhof Wohldorf“ beschlossen. In: stadtkultur-hh.de. Stadtkultur Hamburg e.V., 27. Januar 2020, abgerufen am 3. November 2021.
- lno: Museum erinnert an legendäre Kleinbahn in den Walddörfern. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt Funke Medien Hamburg GmbH, 22. August 2017, abgerufen am 3. November 2021 (bezahlpflichtiger Inhalt).
- Ausstellung. In: vvm-museumsbahn.de. Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V., abgerufen am 3. November 2021.
- Modellbahnanlage. In: vvm-museumsbahn.de. Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V., abgerufen am 3. November 2021.
- Eisenbahnmuseen in Hamburg. In: bahnen-und-busse.de. Clemens Bauer, abgerufen am 3. November 2021.