Nacirema

Nacirema (rückwärts gelesen „American“, englisch für „Amerikaner“) ist eine Bezeichnung, unter der die Bevölkerung der Vereinigten Staaten Gegenstand ethnologischer Untersuchungen wurde.

Beschreibung

Sie geht zurück auf den Aufsatz Body Ritual among the Nacirema von Horace Miner, der 1956 in der Zeitschrift American Anthropologist veröffentlicht wurde. Darin erläuterte Miner die amerikanische Gesellschaft in einer Weise, wie sonst in der Ethnologie Ethnien beschrieben wurden. Er beschrieb beispielsweise grausame Rituale, in denen Männer täglich ihre Gesichtshaut mit scharfen Klingen malträtieren (Rasur) oder Frauen regelmäßig ihren Kopf backen (Friseur).

Leser sollen über derartige Körperrituale der Ethnie Nacirema entsetzt gewesen sein,[1] ohne dabei festzustellen, dass es sich um eine abstrahierte Beschreibung der eigenen Gesellschaft handelte. Ziel des Artikels war eine Kritik an gängiger wissenschaftlicher Schreibweise, die die soziale Wirklichkeit verzerrend darstellte.[2] Miner wollte damit Kritik daran üben, wie weit die Art der Beobachtung an der Realität vorbeigehe.

Trivia

Während des Dritten Golfkriegs nutzen US-Luftstreitkräfte den Luftwaffenstützpunkt auf dem Seeb International Airport in Oman und den entstandenen Wohnbereich als Camp Nacirema.[3]

Literatur

  • Horace Miner: Body Ritual among the Nacirema. In: American Anthropologist, New Series. Vol. 58, Nr. 3. Blackwell Publishing, 1956, S. 503–507.
  • Barley, N 1993: Traurige Insulaner. Als Ethnologe bei den Engländern, Stuttgart. (Übersetzung)

Einzelnachweise

  1. Michigan State University: Entsetzliche, sadistische und vulgäre Rituale
  2. Uni Karlova (CZ): Horace Milner (engl., abgerufen am 30. März 2012; MS Word; 20 kB)
  3. https://www.dvidshub.net/image/2532875/boots-hung-far-done
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