Mußbacher Eselshaut
Die Weinlage Mußbacher Eselshaut ist eine Einzellage in Mußbach an der Weinstraße, einem alten pfälzischen Winzerort, der im Hügelland des Weinbaubereichs Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße liegt und 1969 nach Neustadt an der Weinstraße eingemeindet wurde. Die Eselshaut als pfälzische Weinlage gehört mittlerweile zu der zur Großlage umgestuften Gimmeldinger Meerspinne.
Geographie
Geographische Lage
Die Weinlage umfasst nahezu 300 Hektar[1] und erstreckt sich in zwei Teilen, die durch die Wohnbebauung unterbrochen sind, von Südwest nach Nordost.
Der kleinere Südwestteil liegt beidseits der Landesstraße 516, die Mußbach mit der Kernstadt von Neustadt verbindet. Im Süden wird er von der B 38 begrenzt, im Westen fast gänzlich von der Kreisstraße 21, die vom Vorort Gimmeldingen nach Neustadt führt. Der größere Nordostteil liegt zwischen der Landesstraße 516 (Mußbach–Deidesheim) im Westen und der Landesstraße 532 (Mußbach–Haßloch) im Süden und wird in Nordostrichtung durch die Landesstraße 519 (Mußbach−Meckenheim) durchquert. An seinem Südostrand steht das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz.
Klima
2 km westlich von Mußbach schirmt das 554 m hohe Weinbiet die bei der hier vorherrschenden Windrichtung Südwest oder West in seinem Lee gelegenen Rebflächen gegen übermäßige Niederschläge ab.[2] Die über der Ebene aufsteigenden erwärmten Luftmassen bilden die Wolkenlücke über der Weinstraße. Die Eselshaut ist im Kern Teil einer Riedelplatte, die das umgebende Gelände markant überragt. An ihrem rechten Rand steigt sie leicht von Südost nach Nordwest an und weist somit auch einen günstigen Winkel zur Morgensonne auf. Dieser Umstand verlängert die Zeit, in der die Trauben tagsüber der Sonne ausgesetzt sind und Zucker bilden können. Die Hangneigung bewirkt zudem, dass in frostigen Frühjahrsnächten kalte Luftmassen zur Rheinebene hin abfließen und Erfrierungen an den Reben meist ausbleiben.
Böden
Grabungen zur Bestimmung und Dokumentation der Böden in und um Mußbach im Jahr 2016 zeigten, dass die Lage Eselshaut verschiedene Bodenformationen aufweist. So sind im südwestlichen Bereich oberhalb des Ortes, in der Gewanne Naulott, sandige Böden vorherrschend, die durch den nahen Mußbach geprägt sind. Aus diesem Grund war das Naulott in kälteren Epochen (1828) wegen der schnell erwärmbaren Böden, der südlichen Inklination und einer entsprechend frühen Reife hoch eingestuft und traditionell ein Standort von roten Rebsorten. Im anschließenden südlichen Bereich der Eselshaut finden sich im Schwemmkegel des Speyerbachs ebenfalls sandige Böden, so dass insgesamt ein Drittel der Gesamtfläche als sandige Böden eingestuft wird. Die weitere Fläche und der Kern der Lage der Eselshaut liegt nordöstlich auf einem mehr als 20 m mächtigen Lössriedel, der bereits im Gimmeldinger Mandelgarten beginnt, den nordöstlichen Teil der Eselshaut einschließt und sich bis über die Mußbacher Gemarkungsgrenze hinaus nach Osten fortsetzt. Im Zentrum herrschen Löss- und Kalklössböden vor, in den Ausläufern findet sich Lösslehm, an den Rändern verwitterter Buntsandstein. Um den unterschiedlichen Gegebenheiten (Böden und Inklination) Rechnung zu tragen, wurden in den letzten Jahren die drei Gewanne Beim Steinernen Bild (Buntsandstein), Dreißigmorgen (Kernstück) und Am Rothenstein (leicht hängig nach Süden) als Gewannelagen innerhalb der Eselshaut anerkannt.
Die Lössböden in der Vorderpfalz entstanden während einer Zeit extremer Kälte, als kaum Vegetation vorhanden war. Staubstürme wehten feines Material aus den Flussbetten des Rheins aus und verteilten den Staub im gesamten Oberrheingraben. Der Löss wurde am Haardtrand bis zu einer Mächtigkeit von 15 bis 20 Metern aufgeschichtet. Die Flüsse aus dem Pfälzerwald schnitten die Lössdecke entzwei, so dass die heutigen Lössriedel entstanden, die von den Berghängen der Haardt bis in die Ebene reichen. Auf diesen erhöhten Riedelplatten war ein frostsicherer Weinbau in den meisten Jahren möglich. Der Lössauflage des Riedels der Lage Glockenzehnt beginnt im Gimmeldinger Mandelgarten und reicht über die Mußbacher Gemarkungsgrenze hinaus nach Osten.
Name
Der Name Eselshaut wird zurückgeführt auf mittelhochdeutsch „houwet“ bzw. „höuwet“ für Heuernte und deutet auf die Wiesen hin, auf denen Heu für die im Stall gehaltenen Esel gemacht wurde.[3][4]
Der Esel ist in Mußbach bis heute allgegenwärtig:
- Am östlichen Ortseingang zeigt ein senkrecht aufgestellter Fassboden das Bild eines Esels.
- Am Provenceplatz wurde die Skulptur eines Esels aufgestellt.
- Die ehemalige Hauptstraße heißt An der Eselshaut.
- Der Maler und Bildhauer Fritz Wiedemann hat in den 1960er Jahren ein altes Winzerhaus restauriert und darin eine Weinstube mit Namen Eselsburg geschaffen.
- Das Eselshautfest auf dem Gelände des Herrenhofs, das im Juni/Juli an zwei Wochenenden stattfindet, hat schon seit geraumer Zeit die Kerwe als bedeutendstes Fest des Ortes abgelöst.
- Bei Festumzügen wird ein lebendiger Esel am Strick mitgeführt.
Weitere Weinlagen
Weitere – kleinere – Mußbacher Einzellagen sind Bischofsweg, Glockenzehnt, Johannitergarten, Kurfürst, Spiegel, Schlössel, Mandelring und Mandelgarten.
Weblinks
- Lagekarte der Eselshaut auf weinlagen-info.de
- Betreiberwebsite des Eselshautfestes (jährliche Ad-hoc-Aktualisierung)
- Terroir-Projekt auf mussbacher-spitzen.de
Einzelnachweise
- Mußbach. Stadt Neustadt an der Weinstraße, abgerufen am 15. Februar 2019.
- Michael Geiger, Günther Preuss, Karl H. Rothenberger: 4. Die Weinstraße: Porträt einer Landschaft. Pfälzische Landeskunde,, 1985, ISBN 978-3-9801147-0-7.
- Rudolf Steffens: Wein und Weinbau im Spiegel der Sprache. In: Sigrid Hirbodian, Tjark Wegner (Hrsg.): Wein in Württemberg (= Landeskundig. Band 3). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2017, ISBN 978-3-7995-2072-0, S. 203–235, bes. S. 207 und 210.
- Carina Zweck, Manfred Halfer: Von der Musehelde zur Maushöhle. Die Weinlagen der Pfalz. Herkunft und Deutung ihrer Namen. Deidesheim 1992, S. 17.