Morphy – Karl von Braunschweig und Graf Isoard, Paris 1858
Morphy – Karl von Braunschweig und Graf Isoard, Paris 1858 ist eine Schachpartie, die Paul Morphy mit Weiß im Oktober oder November 1858 in Paris während einer Aufführung der Oper Der Barbier von Sevilla gegen den Herzog Karl von Braunschweig und Graf Isoard de Vauvenargue[1][2] spielte, die in beidseitiger Beratung die schwarzen Steine führten. Die Partie zeigt beispielhaft Morphys Spielweise und ist im Französischen auch als „partie de l'opéra“ bekannt.[3]
Verlauf
- 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 d7–d6
- 3. d2–d4 Lc8–g4?!
Dieser Zug entsprach dem Stand der damaligen Eröffnungstheorie. Tatsächlich handelt es sich, wie Morphy nachweist, um einen ernsten Fehler, der Schwarz sofort in Nachteil bringt.
- 4. d4xe5
Denn 4. … d6xe5? 5. Dxd8+ Kxd8 6. Sxe5 verliert ersatzlos einen Bauern. Deshalb ist der Verlust des Läuferpaares erzwungen.
- 4. … Lg4xf3
Ein Verbesserungsversuch ist 4. … Sb8–d7, das Albin-Blackburne-Gambit.
- 5. Dd1xf3 d6xe5 6. Lf1–c4
Weiß fixiert den Schwachpunkt f7.
- 6. … Sg8–f6 7. Df3–b3
Wiederum wird Druck auf f7 ausgeübt. Aber noch ein weiterer Schwachpunkt wird angegriffen. Die frühe Entwicklung des Lc8 nach g4 hat den Punkt b7 geschwächt und erweist sich bereits als nachteilig.
- 7. … Dd8–e7
Nach der schwachen Eröffnungsbehandlung von Schwarz könnte Morphy nun durch Db3xb7 einen Bauern gewinnen, wonach sein Gegner mit einem Schachgebot auf b4 den Damentausch erzwingen müsste, die weiße Initiative schwächen und einiges an Druck aus der Stellung nehmen könnte. Morphy indessen möchte die Initiative in der Hand behalten und versucht, weiteren Druck aufzubauen. Es geht nun darum, die übrigen weißen Figuren zum Angriff ins Spiel zu bringen:
- 8. Sb1–c3
Auf Db4 würde nun einfach Lc4xf7+ folgen. Es droht Db3xb7.
- 8. … c7–c6
Schwarz deckt den Bauern b7.
- 9. Lc1–g5
Der Springer auf f6 wird gefesselt. Während Weiß seine letzte Leichtfigur entwickelt hat, steht Schwarz ausgesprochen passiv. Dem Läufer f8 ist der Weg versperrt, der Springer b8 ist noch nicht entwickelt und auch die schwarze Dame ist auf e7 weniger mit Angriffsmöglichkeiten ausgestattet, sondern eher damit befasst, diverse Schwachpunkte abzudecken.
- 9. … b7–b5? Als besser gibt Maróczy den Zug 9. … Dc7 an.
|
Die folgenden Opfer zertrümmern die schwarze Stellung und bringen die überlegene Entwicklung der weißen Figuren zur Geltung:
- 10. Sc3xb5! c6xb5 11. Lc4xb5+
Auch von der anderen Seite her wird der Schwarze nun in der Mitte gefesselt. Wie ein Paket ist er alsbald in der Mitte des Brettes eingeschnürt.
- 11. … Sb8–d7 12. 0–0–0 Ta8–d8
|
Morphy ist für temporeiche Angriffe mit allen zur Verfügung stehenden Figuren bekannt. Konsequent bringt er die Partie zu Ende.
- 13. Td1xd7! Td8xd7 14. Th1–d1 De7–e6
Ein erneuter Versuch des Schwarzen, die Stellung durch einen Damentausch zu entschärfen. Es ist jedoch bereits zu spät:
- 15. Lb5xd7+ Sf6xd7
|
- 16. Db3–b8+!!
zum Abschluss noch ein Damenopfer. Nun ist das Matt nicht mehr zu verhindern.
- 16. … Sd7xb8 17. Td1–d8 Matt.
Siehe auch
Literatur
- Géza Maróczy: Paul Morphy. Sammlung der von ihm gespielten Partien mit ausführlichen Erläuterungen. Veit, Leipzig 1909, S. 221.
Weblinks
- Le mat de l'opéra (französisch), Variationen des Mattschlusses in Schachproblemen und -partien, 2. Juli 2008
- Paul Morphy vs Duke Karl/ Count Isouard auf Chessgames.com (englisch)
- Edward Winter: Morphy v the Duke and Count (englisch)
Einzelnachweise
- Zur Schreibweise (auch „Isouard“) siehe Edward Winter: Morphy v the Duke and Count
- Zur Person und zur Schreibweise („Isoard“ ist korrekt) siehe auch Martin Weteschnik: Wer war Graf Isoard?
- Eintrag „Opéra (Partie de l')“, in: François Le Lionnais und Ernst Maget: Dictionnaire des échecs, Presses Universitaires de France, Paris 1974 (2. Auflage), S. 276.