Militärgeschichtliches Museum der Artillerie, des Ingenieurwesens und der Nachrichtentechnik
Das Militärgeschichtliche Museum der Artillerie, des Ingenieurwesens und der Nachrichtentechnik (russisch Военно-исторический музей артиллерии, инженерных войск и войск связи, Wojenno-istoritscheski musei artillerii, inschenernych woisk i woisk swjasi) ist ein Militärmuseum in Sankt Petersburg und das älteste seiner Art in Russland.
Geschichte
Das Museum ist im neuen Arsenal untergebracht, das sich im Kronwerk der Peter-und-Paul-Festung befindet. Der Beginn der Institution geht zurück auf das Jahr 1703 als Zar Peter der Große anordnete, alte Kanonen im Zeughaus von Sankt Petersburg am Liteiny Prospekt zu sammeln und „für immer“ zu bewahren. Das kann man als die Anfänge der Sammlung bezeichnen. Offiziell wurde 1756 hier das Museum eingerichtet. Bis 1868 verblieb es in dem Gebäude. Nachdem in diesem Jahr das neue Arsenal für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wurde, zog die Sammlung dorthin um. Der heutige Name stammt aus dem Jahre 1965, bis dahin hieß es nur „Artillerie-Museum“. So lagern hier mehrere Kanonen des Artillerie-Gießmeisters Andrei Tschochow (1545 bis 1629), der auch für die Herstellung der Zarenkanone verantwortlich war.
Sammlungen
Heute sind in 13 Sälen und auf einer Gesamtfläche von 17.000 m² mehr als 850.000 Exponate ausgestellt, dazu zählen Gewehre, Schwerter, Pionierausrüstungen, Fernmeldegerät, Fahnen, Uniformen, Rüstungen, Bilder und Gemälde von Schlachten sowie Orden. Auf den Gängen des Museumsgebäudes sind mehr als 200 Geschütze, Raketenwerfer und ähnliches zu sehen. Dazu ein Ehrenmal für die Dekabristen, die 1826 an diesem Ort hingerichtet wurden. Im Außenbereich finden sich moderne Raketensysteme. Die Ausstellungen decken die Zeit vom 15. Jahrhundert bis heute ab. Seit 1918 wurden die Museen von 27 Regimentern der russischen Armee hier eingegliedert.
In den Archiven lagern etwa 215.000 Dokumente, 100.000 militärische Fachbücher, 90.000 Photo-Negative und Dia-Positive.
Der Bestand setzt sich zusammen aus:
- Exemplaren heimischer (russischer und sowjetischer) Produktion
- im Zuge der Aufrüstung im Ausland gekaufte Waffen und Gerät
- durch Hilfslieferungen in das Land gelangte Gegenstände (Leih- und Pachtgesetz)
- Geschenken aus dem Ausland und von Sammlungen
- Beutegegenständen in nicht unerheblichen Ausmaß
- möglicherweise angekauften Stücken (für ein Museum dieser Größe nichts ungewöhnliches)
Der Brockhaus-Efron (russisch Энциклопедический словарь Брокгауза и Ефрона) (Enziklopeditscheski slowar Brokgausa i Jefrona) schrieb über das Museum:
„Das Artilleriemuseum in St. Petersburg ist aus historischer Sicht eines der schönsten Depots von Waffen, Geräten und einer Vielzahl anderer Objekte der Artillerie. Die Sammlung des Museums ist auf zwei Etagen angeordnet, auf einer wird die Geschichte der russischen Bewaffnung und Artillerie ab dem Ende des XIV. Jh. bis zum heutigen Tag gezeigt, auf der anderen sind hauptsächlich die Trophäen von Kriegen des XVIII. Jh. ausgestellt. Es gibt auch Gegenstände der Geschichte, die zufällig hierher gebracht wurden, wie die Uniformen von Peter I., Peter III., Katharina II., Alexander I., Nikolaus I.; der Sattel von Iwan dem Schrecklichen, das Wams von Peter dem Großen; die mit der Bagage von Friedrich II. von Preußen erbeuteten Uniformen und andere persönlichen Utensilien; die Totenmaske von Suworow; die Uniform, die Michail Andrejewitsch Miloradowitsch während seiner Ermordung am 14. Dezember 1825 trug; der Stuhl und der Stock von Rasin usw.“
Weblinks
- Offizielle Website (englisch und russisch)
- Militärmuseum St.Petersburg
Literatur
- Birgit Borowski: Baedeker Reiseführer Sankt Petersburg, Mair Dumont DE, 2017, Ausgabe 12, ISBN 978-3-8297-9397-1.
- Erich Haenel: Alte Waffen, Richard Carl Schmidt & Co, Berlin, 1913
- E. von Lenz: Die Waffensammlung des Grafen S. D. Scheremetew in St. Petersburg, Verlag von Karl E. Hiersemann, Leipzig, 1897