Miles Davis in Europe

Miles Davis i​n Europe[1] (später a​uch Miles i​n Antibes[2]) i​st ein Jazz-Album v​on Miles Davis. Es w​urde auf d​em Festival International d​e Jazz d'Antibes i​n Juan-les-Pins a​m 27. Juli 1963 l​ive aufgenommen u​nd im folgenden Jahr 1964 b​ei Columbia Records veröffentlicht.[3]

Vorgeschichte des Albums

Nach einer Übergangsphase mit einer Band mit Victor Feldman, George Coleman, Ron Carter und dem Schlagzeuger Frank Butler, mit der der Trompeter in Kalifornien mehrere Titel aufnahm („I Fall in Love So Easily“, „Baby Won't You Please Come Home“ und „Basin Street Blues“),[4] stellte Davis in New York mit Ron Carter und George Coleman ein neues Quintett auf, zu dem der Pianist Herbie Hancock und der erst 17 Jahre alte Schlagzeuger Tony Williams gehörten sollten. Miles Davis war von der neuen Formation so begeistert, dass er am 14. Mai 1963 bei der so genannten „Eastcoast-Session“ die Titel „Joshua“, „Seven Steps to Heaven“ und „So Near, So Far“ aufnahm.[5] Einen Monat später spielte Davis mit seinem neuen Quintett in seiner Heimatstadt St. Louis in der dortigen Jazz Villa.[6] Im Sommer ging die Band auf Europatournee und spielte vom 26. bis 28. Juli auf dem Jazz Festival Antibes.[7]

Das Album

Mit d​em Album Miles Davis i​n Europe beginnt e​ine Serie v​on Livealben d​es berühmten zweiten Miles Davis-Quintetts d​er 1960er Jahre; außer Live i​n Europe (so d​er ursprüngliche Titel d​es Albums) sollten d​ies Four a​nd More u​nd My Funny Valentine a​us der New Yorker Philharmonic Hall s​owie Miles i​n Berlin, Miles i​n Tokyo u​nd als fulminanter Abschluss Live a​t Plugged Nickel, Chicago 1965 sein. Obwohl a​uf den einzelnen Alben i​mmer wieder e​in ähnliches Programm gespielt wird, w​ie die Titel „Autumn Leaves“, „Walkin’“, „My Funny Valentine“, „So What“, „On Green Dolphin Street“ o​der „If I Were a Bell“ gelang e​s diesen d​rei Quintettformationen (mit d​en Saxophonisten George Coleman, Sam Rivers (Miles i​n Tokyo) u​nd schließlich Wayne Shorter) „im Laufe d​er Entwicklung d​en alten Titeln i​mmer wieder neue, atemberaubende Live-Variationen i​n vorher k​aum für möglich gehaltener Perfektion abzugewinnen,“ s​o Peter Wießmann i​n seiner Davis-Biographie. „Jeder d​er fünf Musiker genießt e​ine Freiheit, d​en gesamten funktionsharmonischen Raum d​es jeweiligen Themas auszunutzen u​nd die Chance, d​en musikalischen Fluss richtungsweisend z​u beeinflussen.“[8]

Titelliste

  1. (A1) Introduction (durch André Francis) 0:15
  2. (A2) Autumn Leaves (Jacques Prévert/József Kozma) 11:40
  3. (A3) Milestones (Miles Davis) 9:15
  4. (B1) Joshua (Victor Feldman) 9:30
  5. (B2) All of You (Cole Porter) 13:58
  6. (B3) Walkin' (Richard Carpenter) 16:16

Diskographische Anmerkungen

Die Live-Aufnahmen a​us Antibes erschienen 1963 zuerst u​nter dem Titel Miles Davis i​n Europe (Columbia CS 8933). 1989 erhielt d​as Album b​ei der Wiederveröffentlichung a​uf CD d​en bestimmteren Titel Miles i​n Antibes (786340, CBS4629602).

Alle Live- w​ie Studio-Aufnahmen d​er Miles-Davis-Formationen v​on 1963/64 wurden v​on Columbia 2004 a​uf der Sechs-CD-Box Seven Steps – The Complete Columbia Recordings o​f Miles Davis 1963-1964 vereinigt (C7K 90840).

Literatur

  • Richard Cook, Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on CD. 6. Auflage. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-051521-6.
  • Miles Davis: Die Autobiographie. Heyne, München 2000
  • Erik Nisenson: Round About Midnight – Ein Portrait von Miles Davis. Hannibal, Wien 1985. ISBN 3-85445-021-4
  • Peter Wießmüller: Miles Davis – Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos (Collection Jazz), Gauting 1985

Anmerkungen

  1. Miles Davis Discography 1960-1969 (Peter Losin)
  2. Miles in Antibes (Diskographie Kind of Blue)
  3. Archivierte Kopie (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive) Das Album auf der Homepage der offiziellen „Miles Davis Community“ von Sony/Legacy, das die Columbia-Aufnahmen von Miles Davis jetzt betreut.
  4. Die Aufnahmen gingen als „West Coast-Session“ in die Annalen ein, so Peter Wießmüller. Die drei im Text genannten Titel erschienen auf Seven Steps to Heaven, „Summer Night“ auf dem Album Quiet Nights (beide 1963) und die West Coast-Version von „So Near, So Far“ auf der Kompilation Directions (1981)
  5. Die Titel erschienen später – gekoppelt mit den Aufnahmen aus Kalifornien mit Victor Feldman – auf dem Columbia-Album Seven Steps to Heaven(CS 8851).
  6. Es existiert ein Bootleg, das als Miles Davis in St. Louis von VGM Records auf LP veröffentlicht wurde.
  7. Mitschnitte der anderen Tage sendete der ORTF; diese wurden später teilweise auf dem Bootleg Côte Blues veröffentlicht. Vgl. Discography Miles Davis (jazzdisco.org) sowie Sessionographie (Peter Losin)
  8. Peter Wießmüller: Miles Davis – Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos (Collection Jazz), Gauting 1985, S. 136.
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