Mikrofinanzfonds
Mikrofinanzfonds sind Investmentfonds, die ihr Fondsvermögen in Mikrofinanzinstitute (MFI) investieren. MFI vergeben meist in Schwellen- und Entwicklungsländern Mikrokredite an Kleinstgewerbetreibende. Abhängig von dem Land der Kreditvergabe können Mikrokredite ein Volumen von 20 US-Dollar bis hin zu mehreren hundert US-Dollar haben. Mikrofinanzfonds vergeben Kredite an MFI oder investieren in ihr Eigenkapital.
Refinanzierungsmöglichkeiten für MFI
Anfänglich refinanzierten sich MFI über Spenden, Subventionen und in einigen Fällen über Spareinlagen ihrer Kunden. Mit steigender Kommerzialisierung eines Instituts kommen auch subventionierte Darlehen (z. B. von internationalen Entwicklungsorganisationen), die Aufnahme von Fremdkapital zu Marktkonditionen oder die Aufnahme von Eigenkapital in Frage.
Arten von Mikrofinanzfonds
Unterschiedliche Mikrofinanzfonds lassen sich in drei verschiedene Gruppen kategorisieren:
- Mikrofinanzfonds mit entwicklungspolitischen Zielen
- Mikrofinanzfonds mit dualem Anlageziel
- Mikrofinanzfonds mit kommerziellen Zielen
Welche Ziele ein Fonds verfolgt ist abhängig von den Investoren des Fonds. Entwicklungsinstitute, private Spender oder Nichtregierungs Organisationen investieren meist Fonds mit entwicklungspolitischen Zielen. Investoren mit dualem Anlageziel, die also eine soziale und eine finanzielle Rendite erzielen wollen, konzentrieren sich meist auf Fonds der zweiten Kategorie. Private Investoren und institutionelle Investoren bevorzugen kommerzielle Mikrofinanzfonds. Die ersten Mikrofinanzfonds entstanden in den 1970er Jahren, so zum Beispiel der hauptsächlich entwicklungspolitisch motivierte Oikocredit World Partnership Investments Fonds. Mikrofinanzfonds mit kommerziellen Zielen gibt es erst seit einigen Jahren. Beispiele sind der Dual Return Fund – Vision Microfinance, Fonds von responsAbility oder der Dexia Micro Credit Fund.
Risiko-/ Renditeprofil
Die Rendite von Mikrofinanzfonds war in den letzten Jahren seit der Gründung relativ stabil. Der Schweizer Investment Advisor Symbiotics hat eine Benchmark für Mikrofinanzinvestments entwickelt, die sechs verschiedene Fonds umfasst und die Renditeentwicklung seit 2004 angibt.
Aufgrund des jungen Alters, vor allem von kommerziell ausgerichteten Mikrofinanzfonds, gibt es keine einheitliche Meinung über das Risiko-/ Renditeprofil. Es wird vermutet, dass Mikrofinanzfonds sich zur Diversifizierung von Portfolios eignen könnten. Eine Studie aus dem Jahr 2008 untersuchte den Effekt der Beimischung von Mikrofinanzfonds in Höhe von 5 bis 10 Prozent des Portfoliowerts zu einem Portfolio aus Aktien, Renten, Hedge-Fonds und Geldmarktpapieren. Das Ergebnis zeigte eine geringe Korrelation von Mikrofinanzfonds zu anderen Assetklassen. Laut dieser Studie kann die Rendite des Portfolios leicht gesteigert werden, wenn der Cash Anteil zu Gunsten des Mikrofinanzanteils reduziert wird.[1]
Soziale Rendite
Für einen großen Anteil der Mikrofinanz-Investoren ist die soziale Rendite für die Auswahl eines Mikrofinanz-Fonds ausschlaggebend. Deshalb wird von Investoren von Kapitalanlagegesellschaften auch immer mehr Rechenschaft über die soziale Rendite der Investments erwartet. Diese ist schwieriger zu messen als die finanzielle Rendite und es gibt noch keine einheitlichen Indikatoren. Die meisten Fonds stellen Investoren monatlich Information über die Anzahl der MFI im Portfolio, die Anzahl der Länder, die durch den Fonds erreichten Mikrounternehmer, den Frauenanteil der Kunden oder das durchschnittliche Kreditvolumen zur Verfügung. Es wird außerdem vermutet, dass Mikrofinanzfonds eine positive Auswirkung auf die medizinische Versorgung, Schulbildung, Ernährung oder die Stellung der Frau in den Familien von Mikrofinanzkunden hat.[2]
Mikrofinanzfonds in der Finanzkrise
Die Vermutung, dass Mikrofinanzfonds eine geringe Korrelation zu anderen Assetklassen aufweisen könnten, bestätigte sich zu einem gewissen Grad während der Finanzkrise. Die kommerziellen Fonds, die Bestandteil des Symbiotics Microfinance Index sind (responsAbility Global Microfinance Fund, Dexia Micro-Credit Fund, BBVA Codespa Microfinanzas,St. Honoré Microfinance, Dual Return Fund Vision Microfinance, Wallberg Global Microfinance Fund) verzeichneten einen stetiges Wachstum. Eine Studie der öffentlich-privaten Organisation zur Förderung von Mikrofinanz Consultative Group to Assist the Poor (CGAP) belegt, dass das Volumen von Mikrofinanzfonds während 2008 um 32 % wuchsen, die durchschnittliche Rendite der Fonds lag bei 5,5 %. Darüber sind seit der Lehman Brothers Pleite elf neue Mikrofinanzfonds entstanden. Dennoch prognostiziert die CGAP für das zweite Halbjahr von 2009 ein verlangsamtes Wachstum und eine geringere Rendite für Mikrofinanzfonds. Dies hängt damit zusammen, dass das ausfallgefährdete Portfolio der meisten MFI bereits im ersten Quartal des Jahres 2009 gestiegen ist.
Vertrieb der Fonds
In Deutschland sind Mikrofinanzfonds seit der Änderung des Investmentgesetzes im Jahr 2007 als neue Fondskategorie zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Allerdings sind die Einschränkungen des Gesetzes so restriktiv, dass bis jetzt kein purer Mikrofinanzfonds die Zulassung erhalten hat. So sind Mikrofinanzfonds, die meist in Luxemburg aufgelegt sind, bis heute nur über Private Placement erhältlich. Die Mindesteinlage für Privatinvestoren liegt meist bei circa 1000 Euro. Die Investments sind in der Regel einmal im Monat handelbar.
Kritik
Von weltweit circa 10.000 MFI sind nur einige hundert in der Lage, Mittel an internationalen Finanzmärkten aufzunehmen. Dadurch, dass immer mehr finanzielle Mittel in Mikrofinanzfonds investiert werden, entsteht die Gefahr einer zu großen Konkurrenz der Fonds, die dazu führen könnte, dass die sorgfältige Auswahl von MFI vernachlässigt wird. Kritisiert wird außerdem die zunehmende Kommerzialisierung des Mikrofinanzsektors. Man befürchtet, dass hierdurch die sozialen Ziele von Mikrofinanz, also Armutsbekämpfung, durch die stärkere Betonung finanzieller Ziele an Bedeutung verlieren könnten.
Einzelnachweise
- O. Oehri, J. Fausch: Microfinance Investment Funds – Analysis of Portfolio Impact. In: Geneva Papers On Inclusiveness. Nr. 6, Oktober 2008, Genf.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. Mai 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.