Mihrigul Tursun
Mihrigul Tursun (geboren am 28. Dezember 1989 in Qarqan) ist Uigurin und war in Xinjiang, China, im Rahmen der Verfolgung der Uiguren inhaftiert. Sie sagte über ihre Erfahrungen in chinesischer Haft vor dem Kongress der Vereinigten Staaten aus und verarbeitete sie in einem Buch.
Leben
Mihrigul Tursun wuchs zunächst in Xinjiang auf, ab zwölf musste sie im Rahmen eines Assimilierungsprogramms Schulen in Guangzhou besuchen. Sie studierte dann an der Universität Guangzhou Wirtschaftswissenschaften. Sie arbeitete für ein Unternehmen, das Geschäfte im arabischsprachigen Raum tätigte. Dort taf sie auch ihren Ehemann.[1] In Ägypten wurde sie Mutter der Drillinge Elina, Moez, und Mohaned. Noch bevor die Kinder ein Jahr alt waren flog sie 2015 zurück zu ihren Eltern in Urumqi. Nach ihren Angaben wurde sie unmittelbar nach der Ankunft erstmals festgesetzt und von ihren Kindern getrennt. In dieser Zeit starb ihr Sohn Mohaned in einem Kinderkrankenhaus.[2] Sie wurde 2017 ein zweites von insgesamt drei Malen festgesetzt und laut ihren Angaben mit Schlafentzug und Elektroschocks gefoltert.[3] Sie berichtete, dass sie zusammen mit 40 bis 68 anderen Frauen in einer unterirdischen Zelle untergebracht worden sei. In ihrer Zeit habe sie den Tod von neun Mitgefangenen gesehen.[4]
2018 sagte sie vor dem US-Kongress zu den Zuständen in den chinesischen Lagern in der Provinz Xinjiang aus und wurde so international bekannt.[5]
Ihre Aussage führte dazu, dass 278 Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern in einer gemeinsamen Erklärung Sanktionen gegen China wegen der Behandlung der Uiguren forderten.[6]
Am 27. März 2019 traf Mihrigul Tursun den amerikanischen Außenminister Mike Pompeo, der nach dem Treffen die Uiguren-Politik Chinas verurteilte und China aufforderte festgehaltene Familienangehörige von ihr unmittelbar freizulassen.[7]
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua behauptete 2021, sie könne Tursun zahlreiche Lügen nachweisen.[8]
Tomomi Shimizu verarbeitete ihre Geschichte in dem Manga What has happened to me, der unter anderem in das Englische, Chinesische und Uigurische übersetzt wurde.[9][10]
Ihr 2022 auf Deutsch erschienenes Buch Ort ohne Wiederkehr ist ein Erfahrungsbericht von knapp 300 Seiten, in dem Tursun schildere wie sie mehrmals in sogenannten Umerziehungslagern in der chinesischen Provinz Xinjiang inhaftiert worden war.[11] Zur Buchpremiere am 25. Januar 2022 sprach sie öffentlich ausführlich über „Ausmaß und Leid des kulturellen Genozids“.[12]
Veröffentlichungen
Mihrigul Tursun, Andrea C. Hoffmann: Ort ohne Wiederkehr. Wie ich als Uigurin Chinas Lager überlebte (Heyne, 2022) ISBN 978-3-453-60614-2
Ehrungen
- 2018: Citizen Power Award[13]
Einzelnachweise
- Aussage Mihrigul Tursuns vor dem Uiguren-Tribunal 2021 (PDF; 161 kB)
- Ivan Watson and Ben Westcott, Uyghur refugee tells of death and fear inside China’s Xinjiang camps, CNN vom 18. Januar 2019.
- Eli Meixler, ‘I Begged Them to Kill Me.‘ Uighur Woman Tells Congress of Torture in Chinese Internment Camps, Time vom 29. November 2018.
- Human Rights Watch, “Break TheirLineage, Break Their Roots”, 2021. (PDF; 2,0 MB)
- Als Uigurin in Chinas Lager. Abgerufen am 26. Januar 2022.
- Academics condemn China over Xinjiang camps, urge sanctions, Al Jazeera vom 27. November 2018.
- Mike Pompeo urges China to immediately halt detention of Uighurs in Xinjiang, The Guardian vom 27. März 2019.
- Fact Check: Lies on Xinjiang-related issues versus the truth, Xinhua vom 5. Februar 2021.
- Justin McCurry, What has happened to me': manga depicting Uighur torture hits 2.5m views, The Guardian vom 26. November 2019.
- Simon Denyer, Japanese manga about a Uighur woman’s persecution in China becomes viral hit, The Washington Post vom 13. Dezember 2019.
- Alisha Mendgen: Uigurin berichtet über Inhaftierung: „Die Angst ist groß, aber einer muss reden“, RND, 17. Januar 2022
- Mihrigul Tursun: Ort ohne Wiederkehr - taz Talk. Abgerufen am 26. Januar 2022.
- The 2018 Citizen Power Awards – Mihrigul Tursun, www.citizenpowerforchina.org vom 16. Dezember 2018.