Micheil Tschiaureli
Micheil Tschiaureli (georgisch მიხეილ ჭიაურელი; russisch Михаил Едишерович Чиаурели; * 25. Januar 1894 in Tiflis; † 31. Oktober 1974 ebenda) war ein sowjetischer Filmregisseur georgischer Herkunft. Er schuf pompöse Monumentalfilme, die besonders dem Personenkult für den Diktator Josef Stalin dienten.
Leben
Tschiaureli besuchte die Kunsthochschule in Tiflis und absolvierte 1916 eine Ausbildung als Bildhauer. Er arbeitete als Bühnenbildner und Theaterschauspieler. 1921 wurde er Mitbegründer des Revolutionären Satiretheaters in Tiflis, hatte seinen ersten Auftritt als Filmschauspieler. 1922 ging er nach Deutschland, um sich als Bildhauer weiterzubilden. Ab 1924 arbeitete er als Bildhauer in Tiflis. 1926 wurde er Schauspieler und Direktor des vom Proletarischen Kulturkommittee organisierten Roten Theaters. Er gründete das Georgische Theater für Musikalische Komödien, war bis 1941 sein künstlerischer Leiter.
1928 drehte er seinen ersten Film Die letzte Stunde, einen Spielfilm über den russischen Bürgerkrieg und noch im gleichen Jahr Der erste Leutnant. Seine frühen Filme propagierten die sowjetische Ideologie durch satirische Vergleiche mit traditionellen georgischen Auffassungen. Sie waren stark von seiner expressiven und plastischen Sicht geprägt.
1938 begann er auf Anweisung Stalins eine Reihe monumentaler Stalin-Filme. In allen Streifen spielte der sowjetische Diktator die Hauptrolle, dargestellt vom georgischen Schauspieler Micheil Gelowani. Sie gelten als Höhepunkte des filmischen Personenkults um Stalin.
Der große Funke (russisch: Welikoje Sarewo; 1938) beschreibt die Oktoberrevolution als Werk von Lenin und Stalin. Im Schwur (russisch: Kliatwa; 1946) stirbt Lenin und Stalin tritt seine Nachfolge an, verkündet den Genossen die revolutionäre Botschaft und zeigt einfachen Menschen, wie man einen Traktor repariert. In dem nur scheinbar dokumentarischen Spielfilm Der Fall von Berlin (russisch: Padenie Berlina; 1950) kümmert sich der sowjetische Diktator persönlich um die Einnahme der deutschen Hauptstadt. Er fliegt am Ende der Kämpfe in Berlin ein, entsteigt dem Flugzeug gottgleich in weißer Jacke mit goldenen Schulterklappen und roten Orden und wird von Rotarmisten, Zwangsarbeitern und Antifaschisten jubelnd empfangen. Im Film Das unvergeßliche Jahr 1919 (russisch: Nesabywajemy god 1919; 1951) kämpft Stalin mit den Bolschewiki glorreich gegen die Konterrevolution.
Tschiaurelis Lebensmittelpunkt hatte sich ab 1946 nach Moskau verlagert. Zwischen 1950 und 1960 lehrte er dort als Professor am Staatlichen Filminstitut (WGIK). Nach dem Tod Stalins 1953 geriet Tschiaureli allmählich in Verruf. Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow nannte ihn einen armseligen Speichellecker. Tschiaureli produzierte immer weniger Filme. Sein letzter Spielfilm war Rats ginakhavs, vegar nakhav (deutsch Die Zeiten haben sich geändert). Zum Schluss seiner Karriere drehte er nur noch Kurzfilme.
Er wurde fünfmal mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet (1941, 1943, 1946, 1947, 1950). Der Leninorden wurde ihm dreimal verliehen. Außerdem erhielt er zwei weitere sowjetische Orden und verschiedene Medaillen.
Tschiaureli war verheiratet und hatte eine Tochter, Sofiko (1937–2008), die Theater- und Filmschauspielerin war.
Filmografie
- Die letzte Stunde (russisch: W Posledny Tschas), Goskinprom Grusii, 1928
- Der erste Leutnant (georgisch: Pirveli korneti Streshniovi), Goskinprom Grusii, 1928
- Saba, Goskinprom Grusii, 1929
- Ukanasknel saats, Goskinprom Grusii, 1929
- Khabarda, Goskinprom Gruzii, 1931
- Die letzte Maskerade (georgisch: Ukanaskneli maskaradi), Goskinprom Grusii, 1934
- Arseny (georgisch: Arsena), Goskinprom Grusii, 1937
- Der große Funke (georgisch: Diadi gantiadi), Goskinprom Grusii, 1938
- Georgi Saakadze, Goskinprom Grusii, 1941
- Georgi Saakadze II, Goskinprom Grusii, 1943
- Der Schwur (russisch: Kljatwa), Mosfilm, 1946
- Der Fall von Berlin I. und II. Teil (Padenije Berlina), Mosfilm, 1950
- Das unvergeßliche Jahr 1919 (russisch Nesabywajemy god 1919), Mosfilm, 1952
- Podwig naroda, Mosfilm, 1956
- Otaraant qvrivi, Grusia-Film, 1958
- Ambavi erti kalishvilisa, Grusia-Film, 1960
- Generali da zizilebi, Grusia-Film, 1963
- Rats ginakhavs, vegar nakhav. Grusia-Film, 1965
- Pevets zari, Grusia-Film, 1968
- Rogor damarkhes tagvebma kata, Grusia-Film, 1969
- Petuh-hirurg, Grusia-Film, 1970
- Bloha i muravey, Grusia-Film, 1971
- Qila erbo, Grusia-Film, 1973
Literatur
- G. Chakhirëiìan: Mikhail Chiaureli. Goskinoizdat, Moskva 1939
- Iosif Mikhailovich Manevich: Narodnyi artist SSSR Mikhail Chiaureli. Goskinoizdat, Moskva 1950
Weblinks
- Literatur von und über Micheil Tschiaureli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Micheil Tschiaureli in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie Micheil Tschiaurelis (englisch)
- Michail Tschiaurelis Der Schwur (en) (RTF-Datei; 31 kB)