Michail Ossipowitsch Eisenstein
Michail Ossipowitsch Eisenstein (russisch Михаил Осипович Эйзенштейн, lettisch Mihails Eizenšteins; * 5. September 1867 in Bila Zerkwa; † 1. Juli 1920 in Berlin)[1] war ein russischer Bauingenieur und Architekt des Jugendstils.
Leben und Werk
Eisenstein wurde in Bila Zerkwa im damals zum Russischen Kaiserreich gehörenden Gouvernement Kiew in einer Familie deutsch-jüdischer Herkunft väterlicher, und schwedischer mütterlicherseits geboren.[2] Die Familie bekannte sich zum russisch-orthodoxen Glauben.[3] Eisenstein studierte am Institut für Zivilingenieurwesen (Институт гражданских инженеров) in Sankt Petersburg, dessen Diplom er 1893 erlangte.[4] Noch im selben Jahr begann er seine Tätigkeit in Riga. Er wurde Leiter der Rigaer Bauverwaltung; später leitete er das Baltische Amt für staatliche Liegenschaften und Straßen des Gouvernements Livland.[4] Im Jahre 1915 wurde er zum Staatsrat ernannt, wodurch ihm nach der Rangtabelle der russischen Laufbahntitel die Anrede „Euer Hochgeboren“ zustand.
Eisenstein widersetzte sich mit seiner Jugendstilarchitektur der seinerzeit in Riga vorherrschenden neoklassizistischen Bauweise nach Sankt Petersburger Vorbild. Zu Beginn seiner Architektenlaufbahn wurde Eisenstein als „verrückter Zuckerbäcker“ verspottet; als „Architekt des Jugendstils“ wurden ihm später jedoch viele Ehrungen und Auszeichnungen zuteil. Eisenstein entwarf seine Häuser beginnend mit der reichverzierten Fassade, deren Details er peinlich genau zeichnete. Erst danach plante er den Rest „hinter der Fassade“. Mit mehr als fünfzig von ihm entworfenen Häusern prägte er das Stadtbild der Neustadt von Riga entscheidend. Heute steht die Neustadt unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes.
Von seiner russischen Frau Julia Konezkaja, der Tochter eines Kaufmanns der „Ersten Gilde“, trennte sich Eisenstein 1909, wobei ihm das Sorgerecht für den gemeinsamen, 1898 geborenen Sohn Sergei Michailowitsch Eisenstein zugesprochen wurde. Bis zum Abschluss der städtischen Mittelschule lebte Sergei bei seinem Vater, danach ging er zum Studium nach Petrograd.
Michail Eisenstein konnte sich – im Gegensatz zu seinem Sohn – nicht mit den Ideen der Oktoberrevolution identifizieren und wanderte nach Berlin aus, wo er 1920 starb. Er wurde auf dem Friedhof der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Berlin-Tegel beerdigt. Sein Sohn wurde ein bekannter Regisseur in der Sowjetunion.
Literatur
- Mārtiņš Sīlis: Michail Eisenstein. Ein Meister des Jugendstils in Riga. Madris, Riga 2012, ISBN 9984-316-98-X.
Fußnoten
- Ronald Bergan: Sergei Eisenstein. A life in conflict. Warner, London 1999, ISBN 0-7515-2643-6, S. 125.
- Зашифрованное зодчество Риги. In: АЛЕФ. (alefmagazine.com [abgerufen am 7. November 2018]).
- Биография Михаил Эйзенштейн. Abgerufen am 7. November 2018.
- Art. Mikhail Eisenstein. In: Grigorijs Smirins: Outstanding Jewish personalities in Latvia. Nacionālais Apgāds, Riga 2003, ISBN 9984-26-114-X, S. 17.
Weblinks
- Michail Eisenstein im lettischen Kulturportal
- Lettische Daten und Ereignisse (russisch)
- Biografie Michail Eisensteins (russisch)