Medico-Palais (Bad Soden)
Das Medico-Palais in Bad Soden am Taunus ist ein Gebäude am Fuße des Burgberges in der Parkstraße am östlichen Ausgang des Alten Kurparkes. Einst war es das größte Inhalatorium Europas. Seit Anfang 2019 steht das Medico Palais leer, als auch die letzte Praxis das Gebäude verlassen hat.
Geschichte
Vorgängerbau
Das erste Inhalatorium in Bad Soden am Taunus entstand 1884 durch die Initiative der Sodener Kurärzten Köhler, Otto Thilenius, Stöltzing, Fresenius und Haupt. Sie richteten das Inhalatorium im alten Krughaus im Alten Kurpark ein. Es wurde 1845 durch die Sodener Aktiengesellschaft im südlichen Teil, direkt an der Grenze zum Grundstück des Paulinenschlösschens erbaut. Das Krughaus diente zunächst für den Mineralwasserversand der Nassauischen Landesregierung. Ab 1865 gehörte das Gebäude der Gemeinde Soden. Nachdem das Gebäude nicht mehr genutzt wurde, überließ es die Gemeinde dem örtlichen Ärzteverein. 1898/99 wurde dieser Bau erweitert und 1901 wurde der Name von Krughaus in „Park-Inhalatorium“ geändert. 1916 wurde das Park-Inhalatorium geschlossen und wurde ab 1919 als Heimatmuseum genutzt. 1945 wurde der Bau durch eine Brandbombe getroffen und brannte vollkommen aus. Die Reste wurden wenige Jahre später abgetragen. Auf der Fläche des Hauses wurde in den 1950er Jahren die Gartenterrasse des Paulinenschlösschen gebaut. Heute lässt sich der Standort nur noch schwer erahnen, da der Bereich mit Bäumen und Rasen bepflanzt wurde.[1]
Burgberg-Inhalatorium
Da es aber immer öfter zu Diskussionen zwischen der Gemeinde und dem Ärzteverein gekommen war, wurden ab 1909 die Planungen für ein neues Inhalatorium ausgearbeitet. Somit konnten sich die Ärzte von der Gemeinde unabhängiger machen. Die Finanzierung des Baus stammt allein vom Ärzteverein und aus den privaten Finanzen der Ärzte. Im Sommer 1911 wurde das Baugesuch beim Architekten Rückgauer eingereicht. Bevor jedoch der Grundstein gelegt werden konnte, kam es zunächst zu Problemen bei der Bauweise. Es gab bedenken vor allem bei der Statik des Gebäudes. Es wurde eine Stahlkonstruktion vorgesehen. Die Bauweise lag damals aber noch in den Kinderschuhen und wurde noch eher skeptisch betrachtet. Man einigte sich aber daraufhin auf ein bestimmtes Mischungsverhältnis des Baustoffes. Am 26. Januar 1912 konnte dann der Grundstein gelegt werden. Im Juli des gleichen Jahres konnte bereits der erste Besucher begrüßt werden. Bis zu 300 Patienten konnten hier gleichzeitig behandelt werde. 1913 besuchte Großherzogin Adelheid von Nassau das Medico Palais.
Durch den Ersten Weltkrieg sank die Zahl der Kurbesucher und somit die Einnahmen. Man konnte die Schulden nicht mehr abbezahlen. Deshalb nahm der leitende Arzt Hughes eine Hypothek im Wert von 50.000 Mark auf sein Haus auf. Während der Kriegszeit wurde eine neue Form der Therapie eingeführt und zwar die der Höhensonnen. Hierfür wurde ein extra Raum zur Verfügung gestellt. Nachdem die Franzosen Bad Soden besetzten, blieben die Kurgäste zum größten Teil aus. Die eingeschränkte Reisefreiheit erschwerte den Besuch nach Bad Soden. Bis 1926 war Hughes leitender Generalarzt des Inhalatoriums. Nach seiner Pensionierung wurde Zippel eingestellt. 1927 wurde der Aufzug eingerichtet, ebenso ein vorgezogener Eingangsbereich. Die heutige Drehtür wurde 1930 hinzugefügt. Durch den Zweiten Weltkrieg kam es erneut zu einer Stagnation der Kurgäste in Bad Soden. Der damalige Generalarzt Zippel kam bei einem Bombenangriff ums Leben. Das Gebäude selber wurde weder beschädigt noch zerstört. Nach dem Krieg wurden die Behandlungen wieder angeboten.
Zu Beginn der 1950er wurde das Burgberg-Inhalatorium renoviert. 1967 wurde das Gebäude an die Sodener Kur GmbH verpachtet. 1982 beschloss der Ärzteverein, welcher bereits in Burgberg-Inhalatorium e. V. umbenannt wurde, das Gebäude der Stadt Bad Soden zu überreichen.
Medico-Palais heute
Nachdem das Gebäude 1983 von der Stadt übernommen wurde, kam es zur mehrjährig dauernden Renovierung des Baus. 1993 wurde aus dem Burgberg-Inhalatorium dann das Medico-Palais. Nach der Auflösung der Kur GmbH zogen in das Gebäude mehrere Arztpraxen hinein. Noch heute werden aber hier Inhalationen und Bäder angeboten. Im Jahr 2012 konnte das Gebäude sein 100-jähriges Bestehen feiern. Hierfür wurde am Tag des offenen Denkmals, dem 9. September eine Ausstellung im Medico-Palais eröffnet. Seit Anfang 2019 steht das Gebäude leer und wird nicht aktiv genutzt.[2]
Zukünftige Pläne für das Medico Palais
Die Stadt Bad Soden am Taunus wird große Teile der Stadtverwaltung in das Medico Palais umziehen. Es sind etwa 300.000 Euro für die Projektplanung und letztendliche Sanierung geplant. Die Eigentliche Sanierung soll 2024 beginnen, damit 2025 umgezogen werden kann.[3]
Architektur und Ausstattung
Das Medico Palais hat einen quadratischen Grundriss. Die Frontseite soll an alte römische und griechische Thermenbauten erinnern. Ebenfalls befindet sich an der Vorderseite die Freitreppe mit Balkon, sowie zwei Statuen der Badekur. Im Inneren befindet sich ein Lichthof mit einem Brunnen, der aus mehreren Wassersäulen besteht. Vor der Renovierung in den 1980er und 1990er Jahren sprudelte hier ein Springbrunnen mit Wasser einer Bad Sodener Quelle. An den Wänden befinden sich Reliefs mit Darstellungen alter Römischer Badeszenen. Das gesamte Gebäude wurde im Jugendstil erbaut.
Literatur
- Gunther Krauskopf: Bad Soden am Taunus. Sutton Verlag, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-386-2.
- Joachim Kromer: Bad Soden am Taunus Leben aus den Quellen. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1990.
- C. Schalles: „100 Jahre Burgberg-Inhalatorium“ (1912–2012). 2012 (Broschüre).
Weblinks
- Das Medico-Palais. Bad Soden am Taunus, abgerufen am 9. September 2017.
- 2012 – 100 Jahre Burgberg-Inhalatorium. Historischer Verein Bad Soden am Taunus e. V., abgerufen am 9. September 2017.
Einzelnachweise
- Jens Beck und Barbara Vogt: Geschichte des Kurparks Bad Soden a. Ts. (= Materialien zur Bad Sodener Geschichte. Heft 14). 1993.
- Rathaus soll ins Medico-Palais umziehen. 26. August 2020, abgerufen am 23. Juni 2021.
- Bad Sodener Rathaus zieht ins Medico-Palais. 10. Dezember 2020, abgerufen am 23. Juni 2021.