Mauerstil
Der Mauerstil (masonry style, auch hellenistischer Strukturstil oder östlicher erster Stil[1]) ist ein Dekorationsstil in hellenistischen Häusern, vor allem im Bereich des östlichen Mittelmeeres. Es handelt sich um den Vorläufer und die östliche Variante des ersten Pompejanischen Wanddekorationsstils. Wände in diesem Stil sind in der ganzen griechischen Welt bezeugt, von Sizilien im Westen, über das hellenistische Ägypten und Syrien[2] bis zur Krim im Osten.[3]
Typisch sind Wände, deren Stuck Steinquader nachahmt und damit Marmorverkleidungen evoziert. Die Wände bestehen aus einem niedrigen Sockel. Darüber befinden sich große Orthostatenplatten. Es folgt eine Frieszone, die oben und unten von Ornamenten geschmückt ist. Sie kann auch doppelt vorkommen. Darüber folgen Reihen von weiteren in den Stuck modellierten Quadern. Ganz oben befinden sich Friese, die manchmal von Säulen getragen werden. Diese Zonen sind jedoch meist schlecht erhalten, so dass es Schwierigkeiten bereitet, Regeln aufzustellen. Nicht alle Räume in hellenistischen Häusern sind so dekoriert worden. Weniger wichtige Zimmer wurden oftmals nur einfach weiß stuckiert. Manchmal ist die Quaderdekoration nur eingeritzt.[4]
Figürliche Darstellungen kommen vereinzelt in der Frieszone vor, sind aber insgesamt nicht häufig. Der Mauerstil ist seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. bezeugt und kopiert ganz offensichtlich Marmorverkleidungen in der Monumentalarchitektur. Der Stil ist in Italien mit Sicherheit erst seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. bezeugt, wobei bisher nur die aufwändigere Variante belegt ist.[5] Der Wandaufbau in Italien ist jedoch anders. Vor allem ist die Sockelzone viel höher und die Orthostatenzone rutscht damit auch nach oben. Figürliche Friese sind in Italien nicht bezeugt.
Die Benennung des Mauerstiles ist in der Forschung uneinheitlich. Harald Mielsch[6] sieht darin eine Variante des ersten Pompejanischen Wanddekorationsstils und lehnt eine eigene Bezeichnung ab, während andere Archäologen die Unterschiede zum pompejanischen Stil als so groß ansehen, dass sie eine eigene Bezeichnung vorziehen.[7]
Einzelnachweise
- Orhan Bingöl: Malerei und Mosaik der Antike in der Türkei, Mainz am Rhein 1997, ISBN 3-8053-1880-4, S. 89.
- Haus in Beirut: C. Aubert, H. Eristov: L’habitat hellenistique de Beyrouth et son decor: Site du Petit Serail, in: A. Barbet (Hrsg.): La peinture funeraire antique: LVe siecle av. J. C – LVe siecle ap. J. C. Actes du Vile colloque de Association Internationale pour la Peinture Murale Antique, 6–10 October 1998, Saint-Romain en-Gal, Vienne, Paris 1998, ISBN 9782877722087, S. 211–214; Jebel Khalid: Heather Jackson: Erotes on the Euphrates: A Figured Frieze in a Private House at Hellenistic Jebel Khalid, in: American Journal of Archaeology, Apr., 2009, Vol. 113, No. 2, S. 231–253.
- Mielsch: Römische Wandmalerei, S. 21.
- Mielsch: Römische Wandmalerei, S. 22–23.
- Mielsch: Römische Wandmalerei, S. 25.
- Mielsch: Römische Wandmalerei, S. 21.
- Anne Laidlaw: The First Style in Pompeii: Painting and Architecture. Rom 1985, S. 35–36.
Literatur
- Harald Mielsch: Römische Wandmalerei. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-01360-3