Matthias Wittenburg
Matthias Wittenburg (* 5. Juni 1968 in Lüneburg) ist ein deutscher Unternehmer und Honorarkonsul der Republik Namibia für die Freie und Hansestadt Hamburg. Bis 2016 war er im Vorstand der HSH Nordbank, die im Februar 2019 in Hamburg Commercial Bank umfirmierte.[1][2] Er ist insbesondere durch sein öffentliches Engagement im Bereich der Wirtschaftsethik bekannt.
Leben und Ausbildung
Nach dem Abitur im Jahr 1987 an der Wilhelm Raabe Schule in Lüneburg verpflichtete sich Matthias Wittenburg zunächst als Zeitsoldat im Sanitätsdienst des Heeres bei der Bundeswehr. Er ist Reserveoffizier im Dienstgrad Oberstleutnant.
1991–1993 durchlief er eine Ausbildung als Bankkaufmann bei der Dresdner Bank AG in Hamburg. Sein berufsbegleitendes bankbetriebswirtschaftliches Studium an der Fernuniversität in Hagen und der Cardiff University in Wales, in den Jahren 1990–1992, schloss er mit dem Master of Business Administration (MBA) ab. Seine Masterarbeit beschäftigte sich mit dem Thema Finanzierungsleasing. 2010 absolvierte er das Advanced Management Leadership and Management Programme (OALMP) der Saïd Business School an der University of Oxford.
Matthias Wittenburg ist seit 1996 mit Sabine Wittenburg verheiratet. Er hat aus dieser Ehe zwei Söhne, die 1998 und 1999 geboren sind. Die Familie lebt in Radbruch im Landkreis Lüneburg.
Beruflicher Werdegang
Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Bankkaufmann wechselte Matthias Wittenburg 1993 zur Dresdner Bank AG in Frankfurt am Main als Syndikatsmanager. 1996–1999 folgte eine Station bei der Lehman Brothers Bankhaus AG in Frankfurt am Main und London. 1999 wechselte er als Leiter der Abteilung Anleihesyndizierung zur Investmentbankingmarke der Dresdner Bank AG, der Dresdner Kleinwort Wasserstein und wurde dort 2002 Managing Director. Ab 2007 war er bei der Commerzbank AG in Frankfurt globaler Leiter mehrerer Industriesektoren, 2009 stieg er zum Bereichsvorstand Corporates & Markets Client Relationship Management auf.[3] Im Jahr 2011 nahm er im Rahmen dieser Tätigkeit am 129. Baden-Badener Unternehmer Gespräch[4] teil.
2013 wechselte Matthias Wittenburg als Vorstandsmitglied zur HSH Nordbank AG in Hamburg.[5] Dort war er bis 2016 zuständig für das Dezernat Corporates & Markets.[6][7]
Unternehmerische Tätigkeit
Nach dem Rückzug aus der Vorstandstätigkeit[8][9] gründete er im März 2017 die Wittenburg Corporate Finance e. K.[10] in Radbruch, die er als Inhaber seitdem betreibt. Die Schwerpunkte des Unternehmens liegen in der Beratung mittelständischer Unternehmen bei den Bereichen Unternehmensverkauf und Finanzierung.
2017 war er an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zeitweise als Strategieberater des Kommandeurs tätig.[11] Seitdem unterrichtet er dort auch als Dozent an der Fakultät Politik, Strategie, Gesellschaftswissenschaften. Seit Juli 2017 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats bei der diligent technology & business consulting AG in Frankfurt am Main.
2018 gründete Matthias Wittenburg die Companylinks GmbH in Hamburg, die eine Matching-Plattform für Unternehmensverkäufe mittelständischer Unternehmen mit 30 bis 300 Mitarbeitern und einem Unternehmenswert im unteren bis mittleren Millionenbereich betreibt.[12] Teil des Teams ist u. a. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, der ehemalige Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg.[13] Die Idee zur Gründung von Companylinks sei Matthias Wittenburg, laut Bericht der Börsen-Zeitung, im Jahr 2017 gekommen, „nach Lektüre eines Zeitungsartikels, in dem das Problem der Nachfolgeregelung in mittelständischen Unternehmen thematisiert wurde“.[14]
Im Februar 2019 wurde er darüber hinaus zum Honorarkonsul der Republik Namibia für die Freie und Hansestadt Hamburg ernannt.
Engagement für Wirtschaftsethik
Insbesondere Matthias Wittenburgs Engagement im Bereich der Wirtschaftsethik, eigenen Aussagen zufolge aus einer persönlichen, christlich-evangelischen Prägung motiviert, war in den vergangenen Jahren wiederholt Gegenstand medialer Berichterstattung, auch im Zusammenhang mit seiner Position als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer von 2011 bis 2015 und als Sprecher der Regionalgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein seit Oktober 2015. Er vertritt die Auffassung, dass die Führung von Banken und Wirtschaftsunternehmen auch unter Berücksichtigung christlicher Werte wie „Weitsicht, Ehrlichkeit und Redlichkeit“ möglich sei[15][16] und zieht Parallelen zum Bild des ehrbaren Kaufmanns, auch im Sinne eines modernen Social Entrepreneurships. So initiierte er in seiner Vorstandszeit bei der HSH Nordbank Kooperationen mit den Hamburger Obdachlosenvereinen Pik As und Hempels[17], innerhalb derer sich zahlreiche Bankmitarbeiter ehrenamtlich engagierten.[18]
Auch seine eigene Tätigkeit als Investmentbanker, so u. a. für das im Rahmen der Weltfinanzkrise 2007/2008 in die Kritik geratene New Yorker Bankhaus Lehman Brothers, das im Jahr 2008 Insolvenz anmeldete, beurteilt Wittenburg rückblickend differenziert: „Durch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben habe ich dieses Wertegerüst nochmal klarer herausgeschält. Ich frage mich: Ist das, was ich tue, richtig? Daran messe ich mich. Mir selbst und meinem Schöpfer gegenüber.“[19] So konstatierte er gegenüber dem Manager Magazin im Rahmen eines Kurzporträts im Jahr 2011 – damals war er bei der Commerzbank AG beschäftigt: „Er beanspruche für sich, ehtisch fragwürdige Gewinnchancen auszuschlagen, antwortet er auf skeptische Nachfrage: ‚Aus diesem Grund habe ich mich beispielsweise kürzlich dagegen entschieden, die Finanzierung einer Produktlieferung in ein Bürgerkriegsland zu unterstützen, da aus diesem Produkt schmutzige Waffen hätten hergestellt werden können.‘“[20]
Nachfolgend sprach sich Wittenburg auch wiederholt gegen pauschale Vorwürfe an Bankmitarbeiter aus, so z. B. 2015 auf dem Kongress christlicher Führungskräfte in Leipzig.[21] Zwar sei es offensichtlich, dass die Überhitzungen an den Finanzmärkten zu Verwerfungen und großen volkswirtschaftlichen Schäden geführt hätten, gleichzeitig müsse jedoch zwischen den Verfehlungen Einzelner und der regelkonformen Arbeit des weit überwiegenden Teils der Bankangestellten unterschieden werden.[22][23]
Zitat
- „Es ist für mich durchaus erstrebenswert, eine Bank nach christlichen Werten zu führen, aber ohne dass ich Menschen anderen Glaubens auf die Füße trete. Als Christ bemühe ich mich, redlich zu arbeiten.“[24]
Gremien
- Seit Oktober 2015 Sprecher des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) der Regionalgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein, dessen stellvertretender Vorsitzender er von 2011 bis 2015 war.[25][26]
- Seit 2013 Ehrenritter im Johanniterorden.
- Seit 2013 Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Hamburgischen Bischöfin.[27]
- Seit 2015 Mitglied des Kuratoriums im Übersee-Club e.V. in Hamburg.[28]
- Von 2014 bis 2016 Mitglied des Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer zu Kiel.[29]
- Von 2010 bis 2016 Mitglied des International Advisory Board der Saïd Business School an der University of Oxford.[30]
Literatur
- Glauben muss man wollen und können. Matthias Wittenburg, in: Wolfgang Huber u. a.: Evangelisch. Erfolgreich. Wirtschaften: Protestantische Führungskräfte sprechen über ihren Glauben. Edition Chrismon. Leipzig (Evangelische Verlagsanstalt) 2016. S. 256–263. ISBN 978-3-96038-006-1
Einzelnachweise
- Matthias Wittenburg wird neuer Vorstand bei der HSH Nordbank. In: deal-magazin.com. 12. Oktober 2012, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Kurzmitteilung zum Geschäftsbericht der HSH Nordbank 2016
- Glauben muss man wollen und können. Matthias Wittenburg, in: Wolfgang Huber: Evangelisch. Erfolgreich. Wirtschaften: Protestantische Führungskräfte sprechen über ihren Glauben. Edition Chrismon. Leipzig (Evangelische Verlagsanstalt) 2016. S. 263.
- Webseite der Baden-Badener Unternehmer Gespräche
- HSH Nordbank holt Matthias Wittenburg als Kapitalmarktvorstand. In: abendblatt.de. 13. Oktober 2012, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Pressemitteilung der HSH Nordbank Matthias Wittenburg wird neuer Vorstand Products and Capital Markets. In: hsh-nordbank.de. 12. Oktober 2012, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Ex-Investmentbankerin wird oberste Firmenkundenbetreuerin. In: handelsblatt.de. 9. Januar 2013, abgerufen am 13. Februar 2019.
- Tim Bartz und Sven Clausen: HSH droht Abgang von drei Vorständen. In: manager-magazin.de. 18. Februar 2015, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Sven Clausen: Kommender HSH-Nordbank-Chef Ermisch sortiert Vorstand neu. In: manager-magazin.de. 21. April 2016, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Handelsregistereintrag im Deutschen Handelsregister
- Matthias Wittenburg: Gute Führung ist ausschlaggebend für den Erfolg. In: www.fueakbw.de. 21. März 2017, abgerufen am 2. Januar 2019.
- Gian Hessami: Gesucht: Unternehmensnachfolger mit Niveau. In: creditreform-magazin.de. 7. November 2018, abgerufen am 6. Januar 2019.
- Volker Mester: Neue Aufgabe für den Ex-Handelskammer-Chef. In: abendblatt.de. 22. August 2018, abgerufen am 13. Februar 2019.
- Carsten Steevens: Ex-HSH-Vorstand bringt Firmenverkäufe voran, in: Börsen-Zeitung vom 23. August 2018, Nr. 611, S. 12
- zitiert nach: Glauben muss man wollen und können. S. 257.
- Frank Wiebe: Getragen von Gott, in: Handelsblatt vom 23. Dezember 2014, S. 49.
- Vorstand hilft in der Suppenküche. In: hempels-sh.de. 19. März 2015, abgerufen am 13. Februar 2019.
- Bankangestellte helfen in der Suppenküche. In: hempels-sh.de. 24. Februar 2015, abgerufen am 13. Februar 2019.
- Vgl. Glauben muss man können und wollen, S. 260.
- Eva Buchhorn: Gott oder Geld? In: Manager Magazin. 1. Januar 2011, abgerufen am 5. Dezember 2018.
- „Banker nicht pauschal diffamieren“. In: idea.de. 28. Februar 2015, abgerufen am 5. Dezember 2018.
- Vgl. Porträt Wittenburgs in: Daniela Städter: Matthias Wittenburg: ein betender Topbanker. In: ideaSpezial. Nr. 1/2015, 21. Januar 2015, S. 29–31.
- Der tägliche Ritt durchs Nadelöhr – Aus dem Leben als Bankier und Christ. Vortrag anlässlich des Kongresses christlicher Führungskräfte am 28. Februar 2015 in Hamburg. Link zum Programm im pdf-Format: Mit Werten in Führung gehen
- Glauben muss man wollen und können, S. 258.
- Top-Banker: Gottesfurcht hilft im Alltag. In: ciw.de. 15. Juli 2013, abgerufen am 15. Dezember 2018. Link zur Originalquelle auf der Webseite Christen in der Wirtschaft derzeit nicht abrufbar; der vollständige Text ist jedoch in der Newsletter-pdf Ausgabe 192 des Idea Pressedienstes downloadbar Betender Top-Banker:„Eine gewisse Gottesfurcht hilft mir im Alltag“. In: idea-pressedienst.de. 11. Juli 2013, S. S. 2, abgerufen am 28. Februar 2019.
- Manager Magazin, b. b.
- Webseite Dialog Kirche und Wirtschaft Hamburg
- Übersicht über alle Aktiven im Kuratorium auf der Webseite des Übersee-Club e. V. Hamburg
- Jahresbericht der IHK Kiel 2015
- Meldung über die Einrichtung des Advisory Boards Oxford Saïd Creates International Advisory Board for Executive Education. In: iedp.com. 11. Februar 2010, abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).