Massaker von Sinkor

Das Massaker v​on Sinkor ereignete s​ich im Verlauf d​es Ersten Liberianischen Bürgerkrieges a​m 29. Juli 1990 i​m Stadtteil Sinkor d​er liberianischen Hauptstadt Monrovia.

Die Kirche etwa 30 Jahre nach dem Massaker

Während der militärischen Belagerung Monrovias im Juli 1990 hatten sich etwa 2.000 aus dem Hinterland geflüchtete Zivilisten auf das Gelände der Lutherischen St.Peter Kirche im Stadtteil Sinkor begeben. In der Sicherheit und Obhut einer Kirche hofften sie, den an Heftigkeit zunehmenden Gefechten um die Einnahme der Hauptstadt zu entkommen. Das Liberianische Rote Kreuz war bereits mit einigen Helfern präsent, um vor Ort ein provisorisches Flüchtlingslager aufzubauen.
Nach Aussage von Zeugen wurde das völlig überfüllte Kirchengebäude von einer Gruppe von 30 Soldaten der Armed Forces of Liberia (AFL) umstellt. Die demoralisierten, aber noch loyalen Anhänger des Präsidenten Doe attackierten die vollkommen wehrlosen Flüchtlinge. Im Inneren der Kirche richteten sie mit Maschinengewehren und Messern ein Blutbad an. Auch auf Flüchtende wurde noch gezielt geschossen. Mindestens 600 Menschen (laut erster Reutersmeldung vom Tage), darunter überwiegend alte Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge, wurden von den Soldaten ermordet. Von US-Historikern wurde die hohe Zahl angezweifelt und auf etwa 200 Todesopfer reduziert.[1]

Das Massaker v​on Sinkor ereignete s​ich 41 Tage v​or der Gefangennahme u​nd Ermordung d​es Präsidenten Doe d​urch die Truppe d​es Prince Yormie Johnson.[2]

Das Ereignis w​ar Auslöser für d​ie am 2. August 1990 beginnende Operation Sharp Edge d​urch die US-Marines. Die Militäraktion h​atte die Rettung d​er ausländischen Zivilisten u​nd des Botschaftspersonals d​er USA z​um Ziel. Im Rückblick w​urde die militärische Passivität d​er US-Regierung kritisiert. Obwohl i​n der Region bereits über 2000 kampfbereite Marineinfanteristen präsent waren, vermied e​s die Bush-Regierung i​n die Kampfhandlungen direkt einzugreifen u​m durch e​ine Humanitäre Intervention e​ine Katastrophe z​u verhindern. Auf e​ine entsprechende Frage v​on Reportern antwortete d​er liberianische Warlord Prince Johnson gelassen:

Mir wurde zu verstehen gegeben, das unser Bürgerkrieg eine innere Angelegenheit Liberias sei, daher hätten die Vereinigten Staaten niemals in dieser Angelegenheit beabsichtigt einzugreifen, wie sie es in Grenada, auf den Philippinen und Panama taten.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. History and Museums Division: On Mamba Stadion: US-Marines in Westafrika (1990–2003). (Nicht mehr online verfügbar.) United States Marine Corps, 2004, S. 57, ehemals im Original; abgerufen am 17. Januar 2011 (englisch, Bericht einer US-Historiker-Kommission zum Verlauf der US-Operationen in Liberia und Westafrika (1990–2003)): „Major Tilley of the Armed Forces of Liberia reportedly directed the massacre of more than 600 Liberians in late July 1990 at St. Peter’s Lutheran Church in Monrovia, a designated Red Cross shelter. Captain James K. Shannon intvw., 15. Apr 91, p. 10. (Oral HistColl, MCHC, Washington, D.C.).“
  2. REUTERS: Liberia Troops Accused Of Massacre in Church. New York Times, 31. Juli 1990, abgerufen am 17. Januar 2011 (englisch).
  3. Yormie Johnson: Liberia Troops Accused Of Massacre in Church. New York Times, 31. Juli 1990, abgerufen am 17. Januar 2011 (englisch): „I was told our civil war was the internal affair of Liberia, as though the United States had never interfered in the affairs of other people like those of Grenada, the Philippines or Panama.“
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