Mary Pünjer
Mary Pünjer (geboren als Mary Kümmermann am 24. August 1904 in Wandsbek[1]; gestorben am 28. Mai 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg) war eine deutsche lesbische Jüdin und Opfer des NS-Regimes.
Leben
Mary Pünjer arbeitete nach dem Abitur 1922 am Wandsbeker Lyzeum zunächst als Verkäuferin im Damenkonfektionsgeschäft ihrer Eltern.[2] 1929 heiratete sie den Nichtjuden Fritz Pünjer. Am 24. Juli 1940 wurde sie verhaftet und war drei Monate lang im KZ Fuhlsbüttel in Hamburg interniert.[3] Als Begründung wurde angegeben, sie sei „asozial“ und „eine sehr aktive Lesbe“.[4] Die Tatsache, dass sie Jüdin war, wurde also nicht in diese Unterlagen aufgenommen.[3]
Im Oktober 1940 wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt.[3] Bei der Aufnahme in Konzentrationslager wurde „lesbisch“ nie als Grund, sondern immer nur als Zusatz vermerkt.[4] Zwischen Oktober 1940 und März 1941 wurde Mary Pünjer mehrmals von der Abteilung für Sexualdelikte von der hamburgischen Polizei verhört.[3] Am 15. März 1941 wurde sie nach Ravensbrück zurückgeschickt und dem Mediziner Friedrich Mennecke zugewiesen, der sich an den NS-Krankenmorden der Aktion T4 sowie der Selektion von KZ-Häftlingen in der Aktion 14f13 beteiligte. Die Zeit der Rückführung von Pünjer deckt sich mit dem Beginn der Aktion 14f13 in verschiedenen Konzentrationslagern. Auf Menneckes Liste erscheint sie aber erst bei dessen zweitem Besuch im Januar 1942.[3]
Auf dem Dokument, mit dem Pünjer dem Spezialprogramm 14f13 zugewiesen wurde, ist zu lesen, sie sei eine „verheiratete Jüdin“ und „aktiv lesbisch“. Sie frequentiere häufig Treffpunkte der lesbischen Szene. Es finden sich keinerlei Anhaltspunkte für eine Behinderung oder Krankheit. Vielmehr wurde ihre sexuelle Orientierung als „asoziale Handlung“ betrachtet.[3] Carol Mann schreibt, im Allgemeinen seien inhaftierte lesbische Frauen ermordet worden, weil sie Jüdinnen waren; sie nennt Mary Pünjer als Beispiel hierfür.[5] Außer Pünjer werden in den Unterlagen von Ravensbrück noch Elli Smula (26 Jahre) und Margarete Rosenberg (30 Jahre), die am 30. November 1940 dort ankamen, als Lesben bezeichnet.[4] In manchen Konzentrationslagern war die Einrichtung von Bordellen erlaubt, um Strafaktionen an lesbischen Frauen durchführen zu können. Geschlechtsverkehr mit Jüdinnen war zwar aus Gründen der Rassenschande verboten, doch Vergewaltigung zählte in Konzentrationslagern nicht als Rassenschande.[5]
Mary Pünjer wurde am 28. Mai 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet.[3]
Gedenken
Ein Stolperstein in Hamburg-Wandsbek erinnert in der Wandsbeker Marktstraße 57 an Mary Pünjer.[6]
Weblinks
- Biografie Pünjers auf rosa-winkel.de
- Biografie bei Stolpersteine-Hamburg.de mit Abbildung Pünjers
- Pünjers Daten mit Erkennungsdienstfoto gefunden beim Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde an der Berliner Tiergartenstraße 4
Einzelnachweise
- Stolpersteine in Hamburg | Namen, Orte und Biografien suchen. Abgerufen am 28. Februar 2021.
- Rosa Winkel - Die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Abgerufen am 27. Januar 2021.
- Régis Schlagdenhauffen: Queer in Europe during the Second World War. Council of Europe, 2018, ISBN 978-92-871-8863-2 (google.nl [abgerufen am 25. Januar 2021])., S. 26–27
- Régis Schlagdenhauffen: Triangle rose: La persécution nazie des homosexuels et sa mémoire. Autrement, 2011, ISBN 978-2-7467-3020-5 (google.nl [abgerufen am 25. Januar 2021]).
- Carol Mann: Femmes dans la guerre. 1914-1945. Pygmalion, 2010, ISBN 978-2-7564-0447-9 (google.nl [abgerufen am 25. Januar 2021]).
- Stolpersteine in Hamburg | Namen, Orte und Biografien suchen. Abgerufen am 27. Januar 2021.