Marstall beim Welfenschloss
Der Marstall beim Welfenschloss im hannoverschen Stadtteil Nordstadt war ein Marstall, der im Auftrag des letzten hannoverschen Königs Georg V. erbaut wurde. Er entstand in unmittelbarer Nähe des ursprünglich als Residenz vorgesehenen Welfenschlosses. Der Rest der ehemaligen Pferdeställe wird heute von der Technischen Informationsbibliothek an der Universität Hannover genutzt.
Baubeschreibung
Der Torso einer ursprünglich vierflügeligen Anlage ist eine Mischung aus Rundbogenstil und englischer Gotik. Der ehemalige Pferdestall war ursprünglich im Basilika-Querschnitt erbaut. Nach dem Vorbild von Lord Pembrokes Reitstall in Paris wurden die Ställe durch die Obergaden-Fenster entlüftet.
Der denkmalgeschützte zweigeschossige Südflügel aus gelben Ziegeln mit Deistersandstein zeigt Seitenrisalite und ein mittelrisalitähnliches, vorkragendes Bauteil mit gotisierenden Elementen.[1] Über dem Portal befindet sich noch heute über einer Uhr das königlich-hannoversche Wappen mit Löwe und Einhorn.
An der östlichen Gebäudewand wurde ein vollverglastes Treppenhaus durch Ingeborg und Friedrich Spengelin angebaut.
Geschichte
Nach einer Idee von Christian Heinrich Tramm[1] schuf der Architekt Eduard Heldberg den Bau ab 1863 noch in den letzten Jahren des Königreichs Hannover und vollendete ihn 1867, nach der Annexion durch das Königreich Preußen. Der Stall diente jedoch schon 1866 (bis 1912) zur Unterbringung der Pferde preußischer Königs-Ulanen.
Seit 1912 gehörten die Gebäude zur Technischen Hochschule Hannover, die 1913 die drei nördlichen Flügel zur Straße Am Puttenser Felde abbrach, um an deren Stelle ein Maschinen-Ingenieur-Laboratorium mit Heizkraftwerk zu errichten.
Der Südostflügel diente von 1922 bis 1953 als Mensa, die 1935 durch den Professor und Architekten Otto Fiederling modernisiert wurde und mit Wandbildern von Berthold Hellingrath ausgestattet wurde.
1953 konnte die Mensa umziehen in das (heutige) Theodor-Lessing-Haus im Welfengarten. 1960 wurde die alte Mensa im Westflügel des alten Marstall abgerissen.[2]
Von 1982 bis 1986 wurde das heute noch erhaltene Gebäude umgebaut, restauriert und durch ein verglastes Treppenhaus von Ingeborg und Friedrich Spengelin erweitert. Im März 1986 eröffnete die Technische Informationsbibliothek im Marstall den Lesesaal PIN (Patente, Informationen, Normen).[3]
Siehe auch
Literatur
- Günther Kokkelink und Harold Hammer-Schenk (beide Hg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im 19. Jahrhundert. Hannover 1989; hier: S. 204f.
- Sid Auffarth, Wolfgang Pietsch: Die Universität Hannover: ihre Bauten, ihre Gärten, ihre Planungsgeschichte. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003, ISBN 978-3-93559090-7, S. 84–87 und 140–142
- Helmut Knocke in: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 429.
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, (Bd.) 10.1, S. 102. ISBN 3-528-06203-7.
- Gerhard Schlitt: Das Marstallgebäude. In: Die Universität Hannover: Ihre Bauten, ihre Gärten, ihre Planungsgeschichte, herausgegeben im Auftrage des Präsidiums der Universität Hannover von Sid Auffarth und Wolfgang Pietsch, Petersberg 2003, ISBN 3-935590-90-3, S. 140f.
- Lesesaal Patente und Normen (Memento des Originals vom 17. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Technische Informationsbibliothek.