Marokkanerbrunnen
Der Marokkanerbrunnen ist ein Brunnen in der Marokkanergasse im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.
Geschichte
Der Marokkanerbrunnen wurde 1998[1] als persönliches Geschenk des Königs Hassan II. von Marokko als Zeichen und zur weiteren Vertiefung der langjährigen Freundschaft zwischen Österreich und Marokko den Österreichern geschenkt.[2] Er ist ein Werk der Handwerksmeister MDAGHRI ALOUI Moulay Hafid für die „Zellige und Handwerksarbeiten“ und BELLAMINE Kamal für das Ziegelvordach und die Holzskulpturen.[3]
So wie bereits die um 1790 benannte Marokkanergasse, sollte mit dem Brunnen an den Abschluss eines Handels-, Friedens- und Freundschaftsvertrages zwischen Marokko und der österreichischen Monarchie[1] im Jahre 1783[4] erinnert werden.[5] Der damalige marokkanische Botschafter, der den Vertrag unterzeichnet hat, wohnte in der Gasse und ließ hier eine „Mission“ errichten.[5] Als weiterer Anknüpfungspunkt der Erinnerung zur Brunnenerrichtung wurde gesehen, dass seit dem 25. Jänner 1907 das damalige Österreich-Ungarn auch einen ordentlichen Botschafter in Rabat, der Hauptstadt von Marokko, hatte.[2] Von der damaligen Staatssekretärin Benita Ferrero-Waldner, die den Brunnen am 19. April 1999 eröffnete, wurde als Erinnerungszweck der verantwortungsvolle Umgang der Österreicher mit Wasser angegeben.[2] Entsprechend der neben dem Brunnen angebrachten Erklärungstafel wurde er vom Königreich Marokko „… zum Andenken an die Tausendjahrfeier Österreichs“, die 1996 stattgefunden hatte, geschenkt.[3]
Beschreibung
Der Brunnen präsentiert sich als breites Mauerstück mit drei mosaikverzierten und durch ein Mosaikband eingerahmten Feldern. Darüber finden sich in einem waagrechten Mosaikstreifen drei Felder mit Inschriften in arabischer Schrift, dazwischen im linken Teil die Flagge Österreichs und im rechten Teil die Flagge Marokkos.
Aus drei Wasserausläufen strömt das Wasser in drei halbkreisförmige Becken, deren mittleres das größte ist. Ein schmales Dach, das von einer geschnitzten Holzkonstruktion getragen wird, soll die Anlage vor der Witterung schützen.
Inschriften
Die arabischen Inschriften am oberen Mosaikband beinhalten die Widmung und eine Sure des Koran. Auf der neben dem Brunnen stehenden Erklärungstafel[3] sind sie in mehreren Sprachen übersetzt und lauten auf Deutsch:
Geschenk des Königreiches Marokko
Während der Regierungszeit von
Hassan II. König von Marokko
An das befreundete österreichische Volk zum
Andenken an die Tausendjahrfeier Österreichs
Und sprecht: Wir glauben an das,
was zu uns herab gesandt wurde
und was zu euch herab gesandt wurde;
und unser Gott und euer Gott ist einer;
und Ihm sind wir ergeben.
Sure Al-ANKABUT Vers 46
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Josef Donner: Auf springt der Quell – Wasser im Stadtbild – Ein Wiener Brunnenlexikon (II. – IX. und XX. Bezirk). Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach ÖVGW, Wien 2002, Band 2, S. 38.
- Peter Csendes / Ferdinand Opll (Hrsg.): Wien: Geschichte einer Stadt. Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert). Böhlau Verlag, Wien 2003, Band 2, ISBN 3-205-99267-9, S. 43 (Zum Vertrag von 1783 in der Google-Buchsuche[4]).
Einzelnachweise
- Karl Hauer: Europäischer Tag des Denkmals am 17. September 2006 in Wien: Führung „WASSER“. Bundesdenkmalamt, abgerufen am 25. November 2017.
- APA-OTS: „Marokkanerbrunnen“ soll Österreicher an verantwortungsvollen Umgang mit Wasser erinnern , 19. April 1999. Abgerufen am 27. April 2010.
- Siehe Foto der Erklärungstafel zum Marokkanerbrunnen. (Weiteres Foto (JPG) auf dem Kulturportal der Stadt Wien. Abgerufen am 27. April 2010.)
- Peter Csendes, 2003, S. 43: „1783 traf eine Gesandtschaft aus Marokko in Wien ein, die mit dem Kaiser Verhandlungen über einen Handels-, Friedens- und Freundschaftsvertrag führte. Der Pascha von Tanger Muhamed Ben Abdil Malik wurde von einem Gefolge von 22 Personen begleitet, hatte Audienzen bei Wenzel Anton Kaunitz-Rietberg, Rudolf Graf Colloredo und schließlich am 28. Februar 1783 bei Joseph II. und machte auf die Wiener Bevölkerung einen besonderen Eindruck. Der Besuch der Botschaft, die im »Kalkreiterischen Haus« in der Vorstadt Wieden residierte, war der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens im Jahr 1783 und fand in Straßennamen, Wirtshausschildern und zeitgenössischen Darstellungen einen reichen Niederschlag.47“
- Josef Donner, 2002, S. 38.