Markus Breitscheidel
Markus-Josef Breitscheidel (* 15. Oktober 1968[1] in Cochem) ist ein deutscher investigativer Autor, der in seinem Bestseller Abgezockt und totgepflegt die Zustände in deutschen Altenpflegeheimen anprangert. In Arm durch Arbeit berichtet er über die Bedingungen, unter denen von Arbeitslosengeld II abhängige Leiharbeiter arbeiten müssen.
Familie
Breitscheidel war der Sohn eines Bauingenieurs und einer Friseurin. Er wuchs, wie er in seinem Buch Nicht auf den Kopf! Meine persönlichen Erfahrungen mit Gewalt in der Familie beschreibt, gemeinsam mit seinen Brüdern in einem Elternhaus auf, das durch einen alkoholkranken und gewalttätigen Vater geprägt war. Die Mutter versuchte mehrfach mit den Kindern dieser Umgebung zu entkommen, was jedoch aufgrund mangelnder finanzieller Mittel scheiterte. Er kritisiert das Wegschauen der Großeltern, Nachbarn, Lehrer und der Ärzte, denen die Gewaltausbrüche des Vaters nicht verborgen blieben.[1]
Leben
Nach einer Ausbildung zum Steuerfachgehilfen war Breitscheidel als Verkaufsleiter einer Werkzeugfirma tätig. Hier lernte er Günter Wallraff kennen, der ihn bestärkte, als Undercover-Autor 1999/2001 in mehreren deutschen Pflege- und Altenheimen, die ihm das Arbeitsamt vermittelte, als Pflegekraft zu arbeiten. Wallraff verfasste auch das Vorwort zu Breitscheidels Buch, in dem dieser seine Erfahrungen darstellt.[2] Seine Kernaussage: Nicht einzelne Heim- oder Pflegeskandale sind der Skandal, sondern das System der Altenhilfe in Deutschland.
Das im September 2005 erschienene „Enthüllungsbuch“ erregte großes Aufsehen. Breitscheidel war in mehreren Fernsehsendungen zu Gast. Auf der Sachbuch-Bestsellerliste des Spiegel 42/2005 (Oktober) stand sein Buch auf Platz 5 (Vorwoche: Platz 3).
Im Deutschen Ärzteblatt vom 14. Oktober 2005 kommentierte Birgit Hibbeler:
„Sein ‚Enthüllungsbericht‘ […] lässt niemanden kalt. Keiner möchte irgendwann alt und hilflos in einem Heim ‚hinvegetieren‘ oder Angehörige in dieser Situation sehen. Breitscheidels Kritik mag zum Teil berechtigt sein, aber seine Beschreibungen sind subjektive Momentaufnahmen, oftmals oberflächlich und undifferenziert. Dass er als neutraler Beobachter in den Heimen unterwegs war, ist schwer zu glauben.“[3]
Breitscheidel befasst sich weiterhin mit kritischen Themen und gab 2016 ein autobiografisches Buch zur Gewalt gegen Kinder heraus.
Werke (Auswahl)
- Abgezockt und totgepflegt. Alltag in deutschen Pflegeheimen. Econ, Berlin 2005, ISBN 3-430-11572-8.
- Gesund gepflegt statt abgezockt. Wege zur würdigen Altenbetreuung. Econ, Berlin 2006, ISBN 3-430-30011-8.
- Arm durch Arbeit. Ein Undercover-Bericht. Econ, Berlin 2008, ISBN 978-3-430-30027-8.
- Gewaschen, gefüttert, abgehakt: der unmenschliche Alltag in der mobilen Pflege. Ullstein, Berlin 2012, ISBN 978-3-548-37470-3.
- Nicht auf den Kopf! Meine persönlichen Erfahrungen mit Gewalt in der Familie. Econ, Berlin 2016, ISBN 978-3-430-20199-5.
Film
- Leiharbeit Undercover; C WDR 2008, zuletzt gesendet am 8. Feb. 2009 auf Phoenix: Film zum Buch Arm durch Arbeit
Weblinks
- Literatur von und über Markus Breitscheidel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Markus Breitscheidel in der Internet Movie Database (englisch)
- ehemalige Homepage mit Informationen über seine Recherchen (Memento vom 7. November 2011 im Internet Archive)
- Breitscheidel: Altenpflege im Minutentakt ist inhuman deutschlandfunkkultur.de
- Bericht und Interview im WDR (Memento vom 7. Januar 2006 im Internet Archive) – (Text)
- Bettina Markmeyer: Grausamkeiten und Burnout im Pflegealltag Verdeckte Recherche in Heimen: Autor berichtet über Dauerqual für Patienten und Personal (Memento vom 10. Januar 2011 im Internet Archive) Evangelischer Pressedienst
- Gewalt gegen Kinder 1730live.de, 25. Februar 2016
Einzelnachweise
- Markus Breitscheidel: Nicht auf den Kopf! Meine persönlichen Erfahrungen mit Gewalt in der Familie. Econ, Berlin 2016, ISBN 978-3-430-20199-5 (google.de).
- Werner Albrecht: Abgezockt und totgepflegt. Alltag in deutschen Pflegeheimen. (wsws.org – Buchbesprechung, 11. April 2006).
- Birgit Hibbeler: Pflegeheime: Skandale statt Lösungen. In: Deutsches Ärzteblatt. 102, Ausgabe 41, 14. Oktober 2005 (aerzteblatt.de).