Mario Castelnuovo-Tedesco
Mario Castelnuovo-Tedesco (* 3. April 1895 in Florenz; † 16. März 1968 in Beverly Hills)[1] war ein italienischer Komponist und Pianist, der 1939 in die USA emigrierte.
Leben
Castelnuovo-Tedesco studierte ab 1909 am Konservatorium von Florenz bei Ildebrando Pizzetti (Komposition) und Edgardo del Valle De Paz (Klavier). Schon bald ein ausgereifter Musiker, gehörte er schon während seiner Studienzeit zu den gefragtesten Exponenten der damaligen musica nuova Italiens. 1918 erhielt er das Diploma di Composizione des Liceo Musicale di Bologna.
Auf dem Internationalen Festival in Venedig 1932 traf er den spanischen Gitarristen Andrés Segovia, der seit seinem Debüt in Paris 1924 berühmt war. Zwischen den beiden entwickelte sich eine herzliche Freundschaft, die ausschlaggebend für die vielen folgenden Kompositionen für Gitarre von Castelnuovo-Tedesco war (darunter seine auf dem Namen ANDRES SEGOVIA beruhende Zwölftonkomposition Tonadilla opus 170, Nr. 5, aus dem Jahr 1954).
Wegen der faschistischen Rassengesetzgebung emigrierte Castelnuovo-Tedesco, der jüdischer Abstammung war, 1939 in die USA und fand Arbeit bei den MGM Filmstudios, wo er mehr als zweihundert Filmmusiken schrieb. Seit 1946 unterrichtete er Komposition am Konservatorium von Los Angeles.
Neben sechs Opern und drei Balletten komponierte er zehn Schauspielouvertüren, zwei sinfonische Dichtungen[2], drei Violin-, drei Gitarren-[3] und zwei Klavierkonzerte, ein Cello-, ein Oboen- und ein Harfenkonzert, ein Poem und sinfonische Variationen für Violine und Orchester, eine Serenade für Gitarre und Kammerorchester,[4] kammermusikalische Werke, Klavierstücke, sechs Oratorien, mehrere Kantaten, Chorwerke, Lieder und einige[5] Werke für Orgel.
Seine Werke für Gitarre solo, beginnend mit Castelnuovo-Tedescos Opus 1, gehören zum Standardrepertoire dieses Instruments, so zum Beispiel das Gitarrenquintett op. 143[6] (ebenso seine Präludien und Studien[7]). Die Orgelwerke zeugen von einer klugen Nutzung der gesamten Klangpalette des Instruments und geschickten Verwendung neuartiger Registrierungen und stellt den Interpreten vor große virtuose Herausforderungen. Insbesondere seine „Fantasmen“[8] der amerikanischen Periode gelten als obsessive Entwicklungen der damals jüngsten Zwölftontechnik.
Angelehnt an literarische Vorlagen sind Castelnuovo-Tedescos Kompositionen Platero y yo (op. 190, für einen Erzähler und Gitarre, 28 Stücke zu dem gleichnamigen Buch von Juan Ramón Jiménez) von 1960 und 24 Caprichos de Goya (op. 195, für Gitarre solo, einen Teil der Caprichos von Francisco de Goya musikalisch interpretierend)[9] aus dem Jahr 1961.[10] Seine Komposition Les Guitares bien tempérées wurde erstmals von dem Gitarrenduo Ida Presti/Alexandre Lagoya aufgeführt.[11]
1948 studierte der Filmmusikkomponist John Williams bei Tedesco.
Filmografie (Auswahl)
- 1941: Plan for Destruction (Dokumentar-Kurzfilm)
- 1943: The Return of the Vampire
- 1945: Das letzte Wochenende (And Then There Were None)
Literatur
- William Wallace McMullen: Soloistic English Horn Literature from 1736–1984. Pendragon Press, 1994 ISBN 0-918728-78-9.
- Roland von Weber: Castelnuovo-Tedesco. In: The Book of Modern Composers. New York 1956.
- David Ewen (Hrsg.): American Composers today. New York 1952.
Weblinks
- Mario Castelnuovo-Tedesco, bei Casa Ricordi (englisch)
- Mario Castelnuovo-Tedesco - Un profilo chitarristico, bei www.justclassicalguitar.com
- Mario Castelnuovo-Tedesco in der Internet Movie Database (englisch)
- Mario Castelnuovo-Tedesco bei AllMusic (englisch)
Einzelnachweise
- William Wallace McMullen, 1994, S. 55
- u. a. The Flood (Noah’s Ark) für Sprecher, Chor und Orchester, sein Beitrag zur Genesis Suite (1945)
- So das Concerto in D, op. 99 pour guitare et orchestre. und das Concerto in C, op. 160 pour guitare et orchestre.
- Sérénade, op. 118 pour guitare et orchestre de chambre.
- Introduction, Aria and Fugue, op. 159; Sacred Service for the Sabbath Eve, op. 122; Prelude on the name of Frederick Tulan, op. 170, no. 49; Choral-Prelude on the name of Albert Schweitzer op. 170 no. 18; Fugue on the name of Albert Schweitzer, op. 170, no. 18b; Prayers my Grandfather Wrote.
- Quintette, op. 143 pour guitare et quatuor à cordes.
- Vgl. Mario Castelnuovo-Tedesco: Appunti. Preludi e studi per chitarra. 4 Bände. Edizioni Suvini Terboni, Mailand.
- Etwa Fantasia, op. 145 pour guitare et piano.
- Vgl. Angelo Gilardino (Hrsg.): Mario Catelnuovo-Tedesco, 24 Caprichos de Goya para la guitarre op. 195. Edizioni musicali Bèrben. Ancona/Mailand 1970 (= Collezione di musiche per chitarra, diretta da Angelo Gilardino). Angelo Gilardinos Ausgabe entstand auf Wunsch von „Maestro Castelnuovo-Tedesco“ von Sommer 1967 bis 1970.
- Dirk Möller: Mario Castelnuovo-Tedescos 24 Caprichos de Goya. Eine Einführung In: Gitarre & Laute. Band 3, Heft 1, 1981, S. 42–46, hier: S. 42.
- Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 205.