Marienkirche (Wallenbrück)
St. Marien (auch: Marienkirche) ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche im ostwestfälischen Wallenbrück (Stadt Spenge).
Geschichte
Die heutige lutherische Pfarrkirche geht zurück auf eine mittelalterliche Eigenkirchengründung um 1060. Der romanische Kirchturm als der älteste Teil der Kirche bezeichnet wahrscheinlich die ursprüngliche Längsachse der Kirche, das nachträglich angefügte gotische Langhaus ragt ihm gegenüber deutlich nach Norden heraus. G. Jaszai vom Westfälischen Landesmuseum Münster datiert den Turm in die Zeit um 1160/80, den breitgelagerten dreijochigen, einschiffigen Saalbau des heutigen Mittelschiffes um 1500.
Im Zuge der evangelischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts stiegen auch in Wallenbrück die Besuchszahlen der Gottesdienste erheblich. Wie schon 1877 im benachbarten Spenge wurde auch St. Marien nach Osten erweitert. An die ersten drei Joche wurde eine Vierung mit zwei Seitenschiffen sowie ein neuer Chorraum im neogotischen Stil angebaut.
Die Wallenbrücker St. Marienkirche ist ursprünglich eine Eigenkirche gewesen. Das erste gesicherte Datum lässt sich in der Kirche selber auf dem Epitaph für Gerhard den Friesen finden, welcher neben Gerhards Relief in der Ostwand des Südflügels eingefügt ist. Das Epitaph hat einen umlaufenden lateinischen Text, der wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert stammt. Der Mittelbereich hatte ursprünglich keinen Text. Heinrich Rüthing von der Universität Bielefeld ordnet die später eingefügten gotischen Minuskeln dem 14./15. Jahrhundert zu. Danach ist dieser Text also etwa 350 Jahre nach dem Tod des Gerhard hinzugefügt worden. Rüthing übersetzt den Text frei:
Äußerer Text: „Den unserer Meinung nach frommen Knaben Gerhard, ewiger Gott, CCE (Verb)...“, innerer Text: „Im Jahre des Herrn 1060 starb hier Gerhard der Friese, Sohn des Pisenus, im Alter von 12 Jahren und wird hier für den Stifter der Kirche gehalten.“
Im Jahr 1096 schenkte die Nonne Demod dem Bischof Wido von Osnabrück ihre Eigenkirche und ihren Hof in Wallenbrück (Osnabrücker Urkundenbuch, Bd. 1, 213). Dies gilt als erste urkundliche Erwähnung der heutigen Stadt Spenge. Die zeitliche Nähe zum Tod des Gerhard könnte bedeuten, dass die Übertragung der Kirche damit in Zusammenhang steht. Demod könnte sie für ihren früh verstorbenen Sohn gestiftet haben.
Orgel
Die Orgel der Marienkirche eines unbekannten Orgelbauers geht in ihren ältesten Teilen auf die Zeit vor 1650 zurück. Im Jahr 1659 erneuerte Hans Heinrich Reinking das Werk, das durch einen Kirchturmbrand Schaden gelitten hatte, unter Verwendung erhaltener älterer Teile. Das Instrument verfügte zunächst über neun Register auf einem Manual und ein angehängtes Pedal. Im Laufe der Zeit wurde das Orgelwerk mehrfach erweitert, umgebaut, umdisponiert, wobei etliches an historischem Pfeifenmaterial verloren ging. Auch das Gehäuse wurde mehrfach umgearbeitet, als z. B. der Spieltisch an die Seite verlegt wurde. 1715 kam durch Christian Vater das Brustwerk als weiteres Manualwerk hinzu, 1892 erfolgte ein eingreifender Umbau durch die Firma Klassmeier, die das Instrument auf Schleifladen und Kegelladen im Pedal umstellte.
1976 wurde das Orgelwerk durch die Orgelbaufirma Gustav Steinmann (Vlotho) unter Wiederverwendung der fünf historischen Register neu erbaut. Nachdem im Jahr 2008 an den alten Registern erhebliche Bleioxidation festgestellt worden war, baute die Orgelwerkstatt Wegscheider die Pfeifen aus und lagerte sie in der Dresdner Werkstatt ein, um sie später zu restaurieren. Seitdem steht das denkmalgeschützte Gehäuse auf der Westempore leer und wartet auf eine Rekonstruktion des Innenwerks.[1]
In einem ersten Bauabschnitt baute Orgelbauer Reinalt Johannes Klein den restlichen modernen Bestand samt technischem Werk von Steinmann aus dem historischen Gehäuse aus. Er schuf ein neues Orgelgehäuse, das ebenerdig im Nordschiff errichtet wurde und in die dortige Empore hineinragt. Die Register und die überholte und angepasste technische Anlage von Steinmann wurden in das neue Gehäuse eingebaut und die fehlenden fünf Register in historischer Bauweise ergänzt, sodass das Werk wieder vollständig ist. Das Schleifladen-Instrument besitzt heute 20 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind mechanisch.[2]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Literatur
- Dietrich Korthals: Die Marienkirche. In: Christine Hartmann (et al.): Spuren der Geschichte in Wallenbrück und Bardüttingdorf. Ein Geschichtslehrpfad. Bielefeld 1992. S. 156–181. ISBN 3-927085-55-3.
Einzelnachweise
- Wallenbrücker Orgel nimmt Gestalt an, abgerufen am 4. Januar 2017.
- Nähere Informationen zur Orgel. Abgerufen am 22. November 2014.