Marie Prevost
Marie Prevost (* 8. November 1896 in Sarnia, Ontario, Kanada, als Mary Bickford Dunn; † 23. Januar 1937 in Hollywood, Kalifornien, USA) war eine kanadische Schauspielerin. Als Stummfilmstar erreichte sie in den 1920er Jahren den Höhepunkt ihrer Karriere. Marie Prevost starb im Alter von 38 Jahren an den Folgen von Alkoholmissbrauch.
Frühe Jahre
Marie wurde unter dem Namen Mary Bickford Dunn am 8. November 1898 geboren und in einem besuchte eine katholische Klosterschule. Nach dem Tod ihres Vaters zog ihre Mutter mit den beiden Töchtern nach Los Angeles, wo Marie zunächst als Stenografin Arbeit fand. Auf der Suche nach Möglichkeiten ins Filmgeschäft einzusteigen, stellte sie sich bei dem Filmproduzenten Mack Sennett vor. Er verlieh ihr das Image der exotischen Französin und gab ihr den Künstlernamen "Marie Prevost." In seinen Keystone Studios produzierte er damals Slapstickfilme, die für viele spätere Stars wie Charlie Chaplin und Gloria Swanson, ebenso wie für Marie Prevost, lediglich den Einstieg ins Filmgeschäft boten. Marie war zu Beginn eins der Mädchen, die als Bathing Beauties in Badeanzügen in komödiantischen Kurzfilmen auftraten und sich in provokanten Posen präsentierten.[1]
Bevor Marie Provost sich voll im Filmgeschäft etablieren konnte, verdiente sie sich als Fotomodell, z. B. für den bekannten Starfotografen Nelson Evans, sowie als Pin-up Model zusätzlich Geld. Im Juni 1918 heiratete sie Henry Charles "Sonny" Gerke, von dem sie sich jedoch mit der Zeit immer mehr entfremdete, da sie sich immer mehr ihrer Karriere widmete. Als erstes bedeutendes Studio nahm Universal Studios sie unter Vertrag, so dass die anderen Branchengrößen auf sie aufmerksam wurden.
Weltruhm
1922 unterzeichnete Marie Prevost einen Vertrag mit Warner Bros., wo sie schnell zu einer der Lieblingsschauspiellerinnen des Regisseurs Ernst Lubitsch wurde. Bei den Stummfilmen Die Ehe im Kreise (1924), Drei Frauen (1924) und Küß’ mich noch einmal (1925) führte Lubitsch Regie und machte Marie zum Weltstar. Ihr Look entsprach dem damaligen Zeitgeist, sie arbeitete mit namhaften Regisseuren wie Frank Capra, Cecil B. DeMille, Mervyn LeRoy und Malcolm St. Clair zusammen und hatte Co-Stars wie den Stummfilmdarsteller Harrison Ford an ihrer Seite. Auch privat ging es Marie Provost in den frühen 1920er Jahren gut; ihr erster Mann, Sonny Gerke, hatte die Scheidung eingereicht und sie war bei den Dreharbeiten zu "The Beautiful an the Dammed" (1924) ihrem Schauspielerkollegen und Co-Star, Kenneth Harlan, näher gekommen. Die beiden heirateten im Herbst 1924 und standen 1925 für den Film "Bobbed Hair" ein zweites Mal gemeinsam vor der Kamera.
Als sie 1926 mit dem Produzenten und Drehbuchautoren Al Christie in Florida war, erreichte Marie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter. Sie war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Tod ihrer Mutter war ein Wendepunkt in Maries Leben. Auch in ihrer Ehe kriselte es, schließlich einigten Kenneth Harlan und sie sich auf eine Scheidung. Ihre Neigung zu Depression führte dazu, dass sie nun immer häufiger zur Flasche griff.[2]
Abstieg
Obwohl sie Depressionen und Alkoholprobleme hatte arbeitet Marie Prevost weiter, so gut es ging. Sie wurde jedoch immer seltener gebucht, auch weil sie durch den Alkoholkonsum spätestens 1929 deutlich zugenommen hatte. Es wurde behauptet, sie hätte einfach keine geeignete Stimme für Tonaufnahmen, aber tatsächlich hatte sie nicht mehr die Figur einer weiblichen Heldin. In den 1930er Jahren gelang es ihr noch Nebenrollen in Filmen, die mit Weltstars wie Jean Harlow, Joan Crawford und Clark Gable besetzt waren zu bekommen, aber ihre beste Zeit war zu diesem Zeitpunkt bereits vorbei und ihr Kampf gegen Alkoholismus und Übergewicht machten ihr zunehmend zu schaffen. Die junge Frau, die noch vor kurzem Titelrollen gespielt hatte wurde zur Randfigur, die nur ein paar Zeilen Text hatte. Sie versuchte verzweifelt abzunehmen, konnte jedoch nicht auf den Alkohol verzichten. Am Ende ihres Lebens war sie zwar nicht mehr übergewichtig, es war ihr jedoch nicht gelungen ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen.[3] Bis zum Jahr 1936 hatte sie in rund 120 Produktionen mitgewirkt und einen Stern auf dem Walk of Fame erhalten.
Tod
Am 23. Januar 1937 starb Marie Prevost mit nur 38 Jahren an der Kombination von Mangelernährung und übermäßigen Alkoholkonsum. Nach Angaben der Los Angeles Times waren zwei Tage vergangen bevor sie bekleidet und auf dem Bauch liegend auf ihrem Bett gefunden wurde. Nachbarn durch das laute Bellen ihres Dackels "Maxi" aufmerksam geworden, dessen Bisspuren darauf schließen ließen, dass er sich bemüht hatte sie aufzuwecken. Ihr trauriger Tod wurde unter anderem von Kenneth Anger in seinem Buch Hollywood Babylon, in dem er die Filmszene von Hollywood bis etwa 1950 behandelt, aufgegriffen. Seiner Darstellung nach hatte Marie sich am Ende ihres Lebens nur noch gequält, bevor sie in ihrem versifften Apartment halb von ihrem Dackel gefressen worden sei, bis man sie endlich fand. Illustriert war das Ganze mit einem Foto der Toten und dem Untertitel "Doggie's Dinner". Diese Form der Darstellung sorgte auch über 20 Jahre nach ihrem Tod noch für wütende Reaktionen ihrer Fans.[4]
Wie dieser Todesfall einer Stummfilmgröße präsentiert wurde weckte jedoch auch die Aufmerksamkeit von Nick Lowe, der ihr auf seinem ersten Album "Jesus of Cool" den Song "Marie Provost" widmete. Er nannte sie darin nicht nur einen Engel des Stummfilms (angel of the silent screen), sondern griff auch die Behauptung wieder auf, sie sei zum "Doggies Dinner" geworden und schrieb noch dazu ihren Namen falsch.[5]
Das Grab von Marie Prevost befindet sich auch dem Hollywood Forever Cemetery.
Filmografie (Auswahl)
- 1924: Die Ehe im Kreise (The Marriage Circle)
- 1924: Kinder der Freude (Daughters of Pleisure)
- 1924: Ein Mädchen aus gutem Hause (Tarnish)
- 1924: Drei Frauen; auch: Die Frau, die Freundin und die Dirne (Three Women)
- 1924: Die kleine Kanaille (The dark Swan)
- 1925: Küß’ mich noch einmal; auch: Liebe nach Noten (Kiss Me Again)
- 1926: Nana
- 1928: The Racket
- 1929: Das gottlose Mädchen (The godless Girl)
- 1930: Ladies of Leisure
- 1930: Die Königin der Unterwelt (Paid)
- 1931: Die Sünde der Madelon Claudet (The sin of Madelon Claudet)
- 1933: Eine Frau vergißt nicht (Only yesterday)
- 1935: Liebe im Handumdrehen (Hands across the Table)
Weblinks
- Marie Prevost in der Internet Movie Database (englisch)
- Marie Prevost in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
- Marie Prevost. In: Virtual History (englisch)
Einzelnachweise
- Fallen Star: The Story of Marie Prevost (auf Englisch) abgerufen am 23. April 2021.
- Fallen Star: The Story of Marie Prevost (auf Englisch) abgerufen am 23. April 2021.
- Fallen Star: The Story of Marie Prevost (auf Englisch) abgerufen am 23. April 2021.
- This Week in History: 1937 A Hollywood queen meets a grisly end (auf Englisch) Vancouver Sun, abgerufen am 23. April 2021.
- Marie Provost, Nick Lowe, Album: Jesus of Cool (auf Englisch) Genius, abgerufen am 23. April 2021.