Marianna Kijanowska

Marianna Jaroslawiwna Kijanowska (ukrainisch Маріанна Ярославівна Кіяновська; wiss. Transliteration Marianna Jaroslavivna Kijanovsʼka; * 17. November 1973 i​n Nesterow, h​eute Schowkwa, Oblast Lwiw) i​st eine ukrainische Schriftstellerin, Übersetzerin u​nd Literaturwissenschaftlerin. Sie i​st Mitglied d​er Vereinigung ukrainischer Schriftsteller (Assoziazija ukraïns'kych pysmennykiv – AUP), d​es Nationalen Schriftstellerverbandes d​er Ukraine u​nd des Ukrainischen PEN-Clubs P.E.N.

Marianna Kijanowska

Biographie

Marianna Kijanowska stammt a​us einer galizischen Familie, e​ine Großmutter w​ar Polin, e​in Großvater lehrte d​er Universität Lemberg. Sie studierte n​ach ihrem Schulabschluss ukrainische Philologie u​nd beendete 1997 a​n der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw i​hr philologisches Studium. In d​en Studienjahren gehörte s​ie zu e​iner Gruppierung angehender Schriftsteller, d​ie sich m​it einem a​us den Anfangsbuchstaben i​hrer Mitglieder erstellten Akronym MMJuNNA (Marjana Sawka, Marianna Kijanowska, Julija Mischtschenko, Natalka Sniadanko, Natalja Tomiv, Anna Sereda) TUHA (Gesellschaft einsamer Graphomanen – Товариство усамітнених ГРАФОМАНОК) benannte.

Ihr organisatorisches Talent ließ sie zur Koordinatorin des Lwiwer Zirkels der Vereinigung ukrainischer Schriftsteller und später zur Direktorin des ab 2011 verliehenen ukrainischen Kinderbuchpreises „Großer Igel“ werden. Seit 2000 ist sie Mitglied der beiden ukrainischen Schriftstellerverbände. Kijanowska lebt und wirkt in Lwiw, ist verheiratet mit einem Übersetzer und Mutter einer erwachsenen Tochter.

Auszeichnungen

Werk

Das Werk Kijanowskas ist vor allem konzentriert auf Gedichte und Übersetzungen. Seit 1997 sind in regelmäßigen Abständen über ein Dutzend Bände mit tiefsinnigen, oftmals metaphysisch akzentuierten Gedichten der Autorin erschienen. Ihr Stil wird beschrieben als von Neoromantik und Neobarock geprägt. Für ihren Band „Babyn Jar. Stimmen“ von 2017, der ein wichtiger literarischer Beitrag zur Diskussion über den Holocaust in der Ukraine ist, erhielt sie den Taras-Schewtschenko-Preis 2020. Eine besondere Verbindung pflegt die Autorin zur polnischen Literatur. Nachdem sie 2003 wie viele andere Lwiwer Autoren und Übersetzer Stipendiatin des „Gaude Polonia“-Programms des polnischen Kulturministeriums war, leitete sie 2004–2006 die Rubrik „Neue polnische Literatur“ in der Literaturzeitschrift „Kurʼjer Kryvbasu“. Anschließend legte sie mehrere Bände polnischer Autoren in ukrainischer Übersetzung vor. 2014 wurde sie daher vom polnischen Staat geehrt. Seit langem übersetzt Kijanowska außerdem Texte und Bücher, und zwar vornehmlich Gedichtbände, aus dem Englischen und dem Russischen. Einen Gedichtband übersetzte sie auch dem Aserbaidschanischen. In Artikeln, Rezensionen und Interviews ist sie in ukrainischen und polnischen Zeitungen und Zeitschriften präsent.

Gedichtbände

  • Inkarnation (Інкарнація). Lwiw-Kiew 1997.
  • Sonettenkränze (Вінки сонетів). Paris u. a. 1999.
  • Mythopraxis (Міфотворення). Kiew 2000.
  • Liebe und Krieg (Кохання і війна), in Gemeinschaft mit Marjana Sawka. Lwiw 2002.
  • Buch Adam (Книга Адама). Iwano-Frankiwsk 2004.
  • Gewöhnliche Sprache (Звичайна мова). Kiew 2005.
  • Etwas Tag für Tag (Дещо щоденне). Kiew 2008.
  • Der Weg entlang des Flusses (Стежка вздовж ріки), Kiew 2008.
  • An ER (ДО ЕР), Lwiw 2014.
  • 373 (373), Lwiw 2014.
  • Briefe aus Litauen/ Briefe aus Lwiw (Листи з Литви /Листи зі Львова), in Gemeinschaft mit Marjana Sawka. Lwiw 2016.
  • Babyn Jar. Stimmen (Бабин Яр. Голосами), Kiew 2017.
  • Hämatomahawafa: Lebendige Übergänge (Гематомагавафа: живі перетворення) Tschortkiw 2018.
  • Lebendige Übergänge (Живі перетворення), Kiew 2020.

Gedichte u​nd Erzählungen Kijanowskas s​ind unter anderem i​ns Belarussische, Deutsche, Englische, Hebräische, Polnische, Russische, Schwedische, Serbische u​nd Tschechische übersetzt. Oftmals erschienen d​ie Übersetzungen i​n Anthologien.

Erzählungen

  • In der Sammlung Skype Mama erschien Kijanowskas Erzählung „Kirschen“.

Übersetzungen

  • Sälim Babullaoğlu, Hymne maskierter Menschen. Gedichte, übers. aus dem Aserbaidschanischen. Kiew 2009.
  • Julian Tuwim, Vogelradio, übers. aus dem Polnischen. Kiew 2010.
  • Tadeusz Dąbrowski, Das schwarze Quadrat, übers. aus dem Polnischen. Czernowitz 2013.
  • Julian Tuwim, Elefant Trąbalski, übers. aus dem Polnischen. Lwiw 2016.
  • Wolodymyr Rafejenko, Lange Zeiten, übers. aus dem Russischen. Lwiw 2017.
  • Bolesław Leśmian, (Gedichte – Садбожий спалахненець), übers. aus dem Polnischen. Kiew 2018.
  • Charlotte Brontë, Jane Eyre, übers. aus dem Englischen. Kiew 2018.
  • Dr. Seuss, Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat, übers. aus dem Englischen. Kiew 2018.
  • Mariam Petrosjan, Das Haus, in dem…, übers. aus dem Russischen. Kiew 2019.

Interviews (Auswahl)

  • Das Wort „Stimmen“ ist nicht zufällig. Ich empfinde mich mit diesem Buch ein wenig als Radioempfänger (ukr.)[1]
  • Ich bin weder Rimbaud noch Tschubaj (ukr.)[2]

Quelle:[3]

Literatur

  • Enzyklopädie der modernen Ukraine[4]
Commons: Mariana Kijanowska – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Оце слово «голоси» – не випадково. Я себе з цією книжкою почуваю трохи таким радіоприймачем, Interview vom 9. März 2020
  2. Я – не Рембо і не Чубай, Interview vom 27. Sept. 2008
  3. 16 Interviews mit der Schriftstellerin für verschiedene Medien (leider ohne Quellenangaben) aus mehr als einem Jahrzehnt listet die vorzügliche Sammlung der Wordpress-Seite „Interview aus der Ukraine“, abgerufen am 8. März 2020
  4. Enzyklopädie der modernen Ukraine online
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