Maria Nowak-Vogl
Maria Nowak-Vogl (geboren als Maria Vogl 9. April 1922 in Kitzbühel; gestorben 23. November 1998 in Innsbruck) war eine österreichische Kinder- und Jugendpsychiaterin.
Leben
Maria Vogl war eines von vier Kindern des Richters Alfred Vogl und der Maria Dohnal. Alfred Vogl war in der Zeit der deutschen Besetzung Italiens 1943/44 Jugendrichter am Sondergericht in Bozen.
Vogl machte 1940 die Matura an der Oberrealschule für Mädchen Innsbruck und ein Jahr später die Lehramtsprüfung an der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck. Ab 1941 studierte sie Medizin an der Universität Innsbruck, wurde 1947 promoviert und arbeitete zunächst als Hilfsärztin an der von Hubert Urban geleiteten Psychiatrischen Universitätsklinik. 1949 machte sie eine Amtsarztprüfung. Begleitend studierte sie Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der Universität Innsbruck und wurde 1952 mit der Dissertation Die Bedeutung der kurzfristigen Umweltsveränderung in der Erziehung ein zweites Mal promoviert. 1953 legte sie die Prüfung zur Fachärztin für Nerven- und Geisteskrankheiten ab. Vogl habilitierte sich 1959 für Heilpädagogik an der Universität Innsbruck mit der Schrift Eine Studie über die Gemeinschaftsunfähigkeit und nahm Lehraufträge an der Philosophischen und an der Medizinischen Fakultät wahr. 1972 erhielt sie die Stellung einer außerordentlichen Professorin.
Nowak-Vogl wurde als Fürsorgeärztin in den Dienst des Landes Tirol aufgenommen und leitete von 1954 bis 1987 die Kinderpsychiatrische Beobachtungsstation des Landes Tirol. Vogls Behandlungsmethoden führten in den 1980er Jahren zu ersten kritischen Nachfragen in der Öffentlichkeit. Neben der Leitungsarbeit lehrte sie an der Akademie für Sozialarbeit der Caritas Innsbruck und war Gutachterin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an den Landesgerichten Innsbruck und Feldkirch sowie an den kirchlichen Ehegerichten des Bistums Innsbruck und des Bistums Salzburg. Nowak-Vogl wurde mit dem Großkreuz des päpstlichen Sylvesterordens geehrt.
1967 heiratete Vogl den Psychiater Johannes Heinz Nowak und führte fortan den Familiennamen Nowak-Vogl. Beide forschten auch über den Tiroler Bildhauer Johannes Obleitner.
Postum wurden seit dem Jahr 2010 Nowak-Vogls Behandlungsmethoden in der Beobachtungsstation verstärkt in Frage gestellt. Die Medizinische Universität richtete eine Telefonhotline für damalige Betroffene ein. Eine von der Universität geschaffene Expertenkommission legte im November 2013 einen Bericht vor, in welchem die Medikamentenverabreichung und die körperliche Gewalt bei der Behandlung der Zöglinge durch Nowak-Vogl thematisiert wurden.[1]
Schriften
- Begabung fällt nicht vom Himmel : wie man durch Erziehung Lücken füllt. Wien : Herder, 1979
- Beiträge in Fachzeitschriften
Literatur
- Susanne Lichtmannegger: Nowak-Vogl, Maria, in: Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich : Leben – Werk – Wirken. Wien : Böhlau, 2002 ISBN 3-205-99467-1, S. 534–539
- Hans Weiss: Tatort Kinderheim. Ein Untersuchungsbericht. Wien : Deuticke, 2012, ISBN 978-3-552-06198-9
- Elisabeth Dietrich-Daum: Über die Grenze in die Psychiatrie : Südtiroler Kinder und Jugendliche auf der Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl in Innsbruck (1954–1987). Innsbruck : Universitätsverlag Wagner, 2018 ISBN 978-3-7030-0978-5
- Elisabeth Dietrich-Daum, Michaela Ralser, Dirk Rupnow (Hrsg.): Psychiatrisierte Kindheiten : die Innsbrucker Kinderbeobachtungsstation von Maria Nowak-Vogl, 1954–1987. Innsbruck : StudienVerlag, 2020 ISBN 978-3-7065-5914-0
Weblinks
- Literatur von und über Maria Nowak-Vogl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Johannes Heinz Nowak, website
Einzelnachweise
- Maike Rotzoll: E. Dietrich-Daum: Über die Grenze in die Psychiatrie, in: Hsozkult, 31. Oktober 2018