Mariä Heimsuchung (Witoszów Dolny)
Die römisch-katholische Pfarrkirche Mariä Heimsuchung, vor 1946 Pfarrkirche St. Nikolai und Katharina, in Witoszów Dolny (deutsch Nieder Bögendorf), einem Dorf in der Landgemeinde Świdnica (Schweidnitz) in der Woiwodschaft Niederschlesien, geht auf eine Gründung des 13. Jahrhunderts zurück. Als Baudenkmal ist sie geschützt.
Geschichte
Im Zuge der Ostkolonisation gründeten deutsche Siedler auf einem Waldstück der Stadt Schweidnitz die Siedlung Bögendorf. Kurze Zeit darauf dürfte auch der Bau eines ersten Gotteshauses erfolgt sein. In einer Urkunde von 1268 bestätigte Herzog Wladislaw von Schlesien die dem Klarissenstift in Breslau verliehenen Schenkungen, darunter auch die Kirche von Bögendorf. Das Stift verfügte seither über das Kirchenpatronat und Präsentationsrecht. Territorial gelangte Bögendorf nach der Teilung des Herzogtums Breslau 1290/91 an das neu gebildete Herzogtum Schweidnitz und wurde bis 1368 vom Schweidnitzer Zweig der Schlesischen Piasten regiert. Nach dem Tod des Herzogs Bolko II. von Schweidnitz fielen die Herrschaftsgebiete von Schweidnitz-Jauer erbrechtlich an die Krone Böhmen, wobei Bolkos II. Witwe Agnes von Habsburg bis zu ihrem Tod 1392 ein Nießbrauch zustand.
Das in der Anfangszeit hölzerne Gotteshaus wurde später durch eine feste steinerne Kirche im romanischen Stil ersetzt. 1318 erscheint in einem Dokument des Bischofs Heinrich von Breslau, der für einen Altar der Pfarrkirche zu Schweidnitz Geld spendete, ein Pleban Theodor von Bögendorf als Zeuge.[1] Im 16. Jahrhundert erfolgte die Erhöhung des Langhauses, der Turm erhielt einen Konsolenfries. Unter der Amtszeit des Pfarrers Magister Sebastian Angerer wurde die Kirche von Bögendorf 1536 als eine der ersten im Schweidnitzer Land protestantisch.[2] Das Vorzeichen im Renaissancestil kam Ende des 16. Jahrhunderts hinzu. 1636 musste die Pfarrkirche den Katholiken zurückgegeben werden. Die Neu-Weihe unter dem Patronat Mariens wurde 1651 vollzogen. Da alle Bewohner 1651/52 Protestanten waren, blieb die Kirche zunächst unbenutzt.
Während des Dreißigjährigen Krieges ging die Ausstattung der Kirche verloren. In einem Bericht vom 13. Januar 1654 heißt es: Das Kirchlein gehört der Äbtissin von St. Klara in Breslau, es hat nichts außer drei Glocken, wurde rekonfisziert und von der Äbtissin ein Schweidnitzer Franziskaner präsentiert. Allhier ist in zwanzig Jahren kein Prädikant gewesen. Der an einen kaiserlichen Leutnant vermietete Pfarrhof besitzt drei Hufen. Der Wiedmuth hat zehn Untertanen, die für den Pfarrer Dienste tun, jedoch der Äbtissin zinspflichtig sind. Auf dem Wiedmuth-Acker kann Sommer wie Winter gesät werden.[3]
1662 verzichtete die Äbtissin des Klarissenklosters zu Gunsten des Jesuitenkollegiums auf alle Ansprüche der Pfarrkirchen von Schweidnitz und Bögendorf. Die Entschädigungssumme betrug 6600 Gulden.[4] Mit der Übernahme des zur Filialkirche degradierten Gotteshauses 1662/65 durch die Jesuiten siedelten sich wieder Katholiken in Bögendorf an. Die Bevölkerungsmehrheit blieb bis zur Vertreibung protestantisch. Ganz Bögendorf war evangelisch zur Friedenskirche vor Schweidnitz gepfarrt. Mit der Auflösung des Jesuitenordens fiel das Patronat an die königlich-preußische Regierung. Die Pfarrei erhielt ihren ersten Weltpriester. 1846 wurde die Kirche erweitert. Bis 1946 war die Kirche Adjunkt der Pfarrkirche von Schweidnitz. Von 1963 bis 1963 und 1976 erfolgten Instandsetzungsmaßnahmen.
Beschreibung
Die mit Strebepfeilern besetzte Kirche besteht aus einem dreijochigen Langhaus, das mit einem Sternnetzgewölbe versehen ist, einem aus zwei quadratischen Jochen bestehenden Chor mit einfachem spätgotischem Kreuzgewölbe und einem an der Westseite quadratischen Turm mit Spitzhelm, der mit angelegtem Konsolenfries und einem Kranz halbkreisförmiger Zinnen abschließt. Die Ausstattung ist größtenteils aus dem 18. Jahrhundert im Barockstil gehalten. An der Außenseite befindet sich ein Grabstein mit Flachbild für die 1617 verstorbene Anna Gelhorn geb. Peterswalde.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte. Max, 1884 (google.de [abgerufen am 5. November 2021]).
- Dietmar Neß: Schlesisches Pfarrerbuch: Dritter Band: Regierungsbezirk Breslau, Teil III. Evangelische Verlagsanstalt, 2014, ISBN 978-3-374-03976-0 (google.com [abgerufen am 5. November 2021]).
- J. van den Berg: Die Geschichte der gewaltsamen Wegnahme der evangel. Kirchen u. Kirchengüter in den Fürstenthümern Schweidnitz u. Jauer während des 17ten Jahrhunderts. C. Dulfer, 1854 (google.com [abgerufen am 5. November 2021]).
- Jörg Deventer: Gegenreformation in Schlesien: die habsburgische Rekatholisierungspolitik in Glogau und Schweidnitz 1526-1707. Böhlau, 2003, ISBN 978-3-412-06702-1 (google.com [abgerufen am 5. November 2021]).
- Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Breslau. W. G. Korn, 1887 (google.com [abgerufen am 5. November 2021]).