Marcus Plautius Silvanus (Konsul 2 v. Chr.)
Marcus Plautius Silvanus († nach 9 n. Chr.) war ein römischer Politiker und Feldherr der frühen Kaiserzeit.
Plautius Silvanus, ein Mitglied der gens Plautia, stammte aus Trebula Suffenas in Latium. Seine Eltern waren der Senator gleichen Namens, ein Sohn des Aulus Plautius, und Urgulania, eine enge Freundin Livias, der Ehefrau des Augustus.[1] Mit seiner Gattin Lartia, der Tochter eines Gnaeus Lartius, hatte er vier Kinder: einen Sohn, der ebenfalls Marcus Plautius Silvanus hieß und 24 n. Chr. die Prätur bekleidete,[2] die Tochter Plautia Urgulanilla, die erste Ehefrau des späteren Kaisers Claudius,[3] den früh verstorbenen Sohn Aulus Plautius Urgulanius[4] sowie den Sohn Publius Plautius Pulcher, der 47/48 von Claudius in den Patrizierstand erhoben wurde.[5]
Ob und wann Plautius Silvanus die ersten Schritte der römischen Ämterlaufbahn absolvierte, ist nicht bekannt. Im Jahr 2 v. Chr. war er gemeinsam mit Augustus ordentlicher Konsul.[6] Anschließend verwaltete er als Prokonsul von Asia[7] und legatus Augusti pro praetore (kaiserlicher Statthalter) von Galatien und Pamphylien Provinzen in Kleinasien. Danach unterstützte er Tiberius, den Stiefsohn und späteren Nachfolger des Augustus, mit seinen Truppen bei der Niederschlagung des pannonischen Aufstands (6–9 n. Chr.).[8] Nachdem er zunächst schwere Verluste hinnehmen musste, errang er Siege über die Breuker[9] und in Dalmatia.[10] Für diese Erfolge erhielt er die ornamenta triumphalia.[11] Dass er anschließend Statthalter von Syrien wurde, wie in der älteren Forschung vermutet wurde, gilt heute als widerlegt.[12]
Marcus Plautius Silvanus war Mitglied des Priesterkollegiums der septemviri epulonum und wurde zusammen mit seiner Ehefrau Lartia und seinen Söhnen Aulus Plautius Urgulanius und Publius Plautius Pulcher im Familienmausoleum an der Via Tiburtina bestattet.[13] Die Skandale um seine beiden anderen Kinder – sein Sohn Marcus tötete sich selbst, nachdem er wegen der Ermordung seiner Frau Apronia angeklagt worden war,[14] und Claudius ließ sich wegen Ehebruchs und Mordverdachts von seiner Tochter Urgulanilla scheiden[15] – in den 20er Jahren n. Chr. erlebte er nicht mehr.
Literatur
- Mary Beard: Vita inscripta. In: Widu-Wolfgang Ehlers (Hrsg.): La biographie antique (= Entretiens sur l’antiquité classique). Band 44. Habelt, Bonn 1998, ISBN 3-7749-2880-0, S. 83–118, insbesondere 99–103.
- Werner Eck: Plautius [II 12]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 1117.
- Rudolf Hanslik: Plautius II.4. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 910.
- Heike Niquet: Inschriften als Medium von „Propaganda“ und Selbstdarstellung im 1. Jh. n. Chr. In: Gregor Weber, Martin Zimmermann (Hrsg.): Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. (= Historia. Einzelschriften). Band 164. Steiner, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08251-4, S. 145–173, insbesondere 171–173.
- Klaus Wachtel: M. Plautius Silvanus (P 478). In: Leiva Petersen, Klaus Wachtel (Hrsg.): Prosopographia Imperii Romani. 2. Auflage. Band 6. de Gruyter, Berlin / New York 1998, ISBN 3-11-015048-4, S. 193–195.
Anmerkungen
- Vorfahren: CIL 14, 3606; AE 1972, 162 = AE 1984, 177.
- Prätur des Marcus Plautius Silvanus: Tacitus, Annalen 4,22.
- Ehe mit und Kinder von Claudius: Sueton, Claudius 26,2; 27,1.
- Aulus Plautius Urgulanius: CIL 14, 3606 und Diskussion bei Mary Beard: Vita inscripta. In: Widu-Wolfgang Ehlers (Hrsg.): La biographie antique. Bonn 1998, ISBN 3-7749-2880-0, S. 102.
- Karriere des Publius Plautius Pulcher: CIL 14, 3607.
- Konsulat: CIL 6, 9730.
- Prokonsulat: AE 1968, 483.
- Feldherr in Pannonien: Velleius Paterculus 2,112,4 ff.
- Sieg über die Breuker: Cassius Dio 55,34,6 f.
- Sieg über die Dalmater: Cassius Dio 56,12,2.
- Auszeichnung: Cassius Dio 56,17,2.
- Der titulus Tiburtinus (CIL 14, 3613) wurde Edmund Groag folgend auf Plautius Silvanus bezogen, heute wird er allgemein mit Publius Sulpicius Quirinius in Verbindung gebracht. Vgl. Werner Eck: Plautius [II 12]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 1117.
- Inschriften auf dem Familienmausoleum: CIL 14, 3606; CIL 14, 3607. Zum Grabmal Heike Niquet: Inschriften als Medium von „Propaganda“ und Selbstdarstellung im 1. Jh. n. Chr. In: Gregor Weber u. a. (Hrsg.): Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08251-4, S. 171–173.
- Tod der Apronia und anschließende Prozesse: Tacitus, Annalen 4,22.
- Scheidung von Claudius: Sueton, Claudius 26,2.