Marcelo Odebrecht
Marcelo Bahia Odebrecht (* 18. Oktober 1968 in Salvador da Bahia) ist ein brasilianischer Bauingenieur und Milliardär. Er führte ab dem 1. Januar 2002 als Präsident den Familienkonzern Construtora Norberto Odebrecht (CNO) mit Sitz in Salvador da Bahia, Brasilien. Odebrecht ist Lateinamerikas größtem Ingenieur- und Bauunternehmen.[1][2] 2015 wurde Marcelo Odebrecht im Zuge der Operaçao Lava Jato („Operation Hochdruckreiniger“) wegen weitreichender Korruption, Geldwäsche und der Beteiligung an einer kriminellen Organisation verhaftet und später zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt[3].
Leben
Marcelo Odebrecht erwarb seinen Abschluss im Bauingenieurwesen an der Universidade Federal da Bahia im Jahr 1991.[4] Er schloss sich der Odebrecht-Gruppe im Jahr 1992 an. Seit seinem Eintritt in das Familienunternehmen hat er die Präsenz der Gruppe in Lateinamerika, Angola, Portugal und den Vereinigten Staaten konsolidiert und neue Märkte im Nahen Osten dazugewonnen.
Marcelo Odebrecht war Vize-Präsident der brasilianischen Vereinigung für Infrastruktur und Basis-Industrie (ABDIB) seit 2005[5] und ist CEO der Tochtergesellschaft Braskem. Ende 2008 wurde Marcelo Präsident der Organisation Odebrecht, der Holdinggesellschaft der Gruppe mit einem Jahresumsatz von 45,044 Mrd. US-Dollar (2010).[6]
Im Zuge der Operação Lava Jato ist Marcelo Odebrecht am 19. Juni 2015 von der brasilianischen Bundespolizei verhaftet worden. Ihm wurde Korruption vorgeworfen. Er soll ein Kartell zur Vergabe von Aufträgen des staatlichen Ölkonzerns Petrobras angeführt haben.[7] Nach einem Monat Untersuchungshaft wurde Marcelo Odebrecht von der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Wirtschaftskriminalität, Beamtenbestechung, Geldwäsche und Preisabsprache[8] angeklagt und am 8. März 2016 zu 19 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.[9][10] Aufgrund nachträglicher Kooperation im Rahmen einer Kronzeugenregelung konnte er durch die Nennung einzelner Schmiergeldempfänger seine Haftstrafe auf zehn Jahre reduzieren.[11] Neben Odebrecht lieferten auch 78 weitere Manager seines Konzerns den Ermittlern Ende 2016 umfassend Informationen zu der Korruption ihres Unternehmens. Die Aussagen lösten einen der größten Anti-Korruptionsfälle in der Geschichte Lateinamerikas aus. Zu den Verdächtigen gehören die Ex-Präsidenten Fernando Henrique Cardoso (PSDB), Luis Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff, ebenso wie der amtierende Präsident Michel Temer.[3]
Im Dezember 2017 wurde Marcelo Odebrecht in den Hausarrest entlassen, er verbringt seine restliche Haftstrafe in seinem Haus in São Paulo.[12]
Weblinks
- ISTOÉ:Reportage über das Unternehmen und Marcelo Bahia Odebrecht: Das weltweite Imperium Odebrecht 17. September 2003 (portugiesisch)
- Reuters Profil Marcelo Bahia Odebrecht aufgerufen 29. Juli 2011
- Offizielle Webseite der Braskem
- Webpräsenz Organisation Odebrecht (en)
Einzelnachweise
- Profil auf World Economic Forum (Memento vom 8. April 2013 im Internet Archive) aufgerufen 29. Juli 2011 (en)
- Geneall.net: Daten
- André Cabette Fábio: Odebrecht-Konzern: Korruption bis ans Ende der Welt. In: Die Zeit. 14. April 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 19. April 2019]).
- Business Week Profile aufgerufen 29. Juli 2011 (en)
- ABDIB - Vorstand (Memento vom 24. Dezember 2010 im Internet Archive) aufgerufen 29. Juli 2011 (en)
- Zahlen Odebrecht, Seite 18 (PDF; 3,6 MB) aufgerufen 22. August 2011 (pt)
- BRA: Chefs von Baukonzernen in Haft. zentralplus.ch. Abgerufen am 21. Juni 2015
- Odebrecht im Spagat zwischen Theorie und Praxis. nzz.ch, abgerufen am 21. Juli 2015
- Adriana Justi, Bibiana Dionísio: Justiça Federal condena Marcelo Odebrecht em ação da Lava Jato. In: O Globo G1. 8. März 2016, abgerufen am 4. Mai 2016 (portugiesisch).
- Brasilien: Ehemaligem Präsidenten Lula droht U-Haft. In: Stuttgarter Zeitung. 11. März 2016, abgerufen am 18. April 2016.
- Jens Glüsing: Odebrecht-Skandal in Lateinamerika: Gefangen im Netz des brasilianischen Prinzen. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany, 15. Februar 2017, abgerufen am 19. Februar 2017.
- Odebrecht darf in "goldenen Käfig". Deutsche Welle, 20. Dezember 2017, abgerufen am 8. April 2018.