MLB Most Valuable Player Award
Der MLB Most Valuable Player Award (meist MVP Award genannt) ist eine jährlich verliehene Auszeichnung der Major League Baseball. Geehrt wird je ein Spieler der American League und der National League. Seit 1931 wird der Preis von der Baseball Writers Association of America, einer Vereinigung von professionellen Baseball-Journalisten verschiedener Tageszeitungen, vergeben. Vorgänger waren der Automobilhersteller Hugh Chalmers, der in der Zeit von 1911 bis 1914 einen Preis für den besten Batter vergab. Von 1922 bis 1928 vergab je ein Journalist einen League Award in der American League. Die National League folgte diesem Beispiel von 1924 bis 1929.
Chalmers Award (1911–1914)
Vor der Saison 1910 versprach Hugh Chalmers, Besitzer der Chalmers Automobilwerke, dem Batting Champion jeder Liga ein Auto als Gewinn zu überreichen. In der American League lagen die beiden Spieler Ty Cobb und Nap Lajoie vor dem letzten Spieltag fast gleich auf. Bei dem Doubleheader zwischen den St. Louis Browns und dem Team von Lajoie aus Cleveland am letzten Spieltag kam es dann zu einem Eklat. Das Infield von St. Louis zog sich bei den At-Bats von Lajoie so weit zurück, dass dieser mit insgesamt sechs Bunts sechs Mal die First Base erreichen konnte und so den Titel gewann. Aufgrund der Häufigkeit der Bunts war eine Absicht der Browns zu erkennen, Lajoie die Hits zu „schenken“, da die Verteidigung normalerweise sehr eng zum Infield hin aufrücken würden, wenn der Batter immer wieder Bunts legt. Im Rahmen der anschließenden Debatte über dieses offensichtlich unsportliche Verhalten wurde St. Louis Manager Jack O'Connor aufgrund seiner Rolle in dieser Affäre gefeuert. Hugh Chalmers schenkte letztendlich jedem der beiden Kontrahenten ein Auto.
Für die Saison 1911 entschied Chalmers, dass der Schlagdurchschnitt zu begrenzte Aussagekraft hat, um Grundlage für die Vergabe eines Award zu sein. Er entschied, dass derjenige Spieler den Preis bekommen sollte, der sich als der wichtigste und nützlichste Spieler seines Teams und der Liga beweisen kann. Dies war der erste Versuch, einen Spieler an seinem Gesamtbeitrag, den er zum Erfolg des Teams beigesteuert hat, zu messen. Auf dieser Grundlage verlieh Chalmers seinen Preis bis einschließlich 1914. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Interesse an seinem Award allerdings so sehr nachgelassen, dass er den Preis zurückzog.
Gewinner des Chalmers Award
Jahr | National League | American League |
---|---|---|
1911 | Wildfire Schulte, Chicago Cubs, OF | Ty Cobb, Detroit Tigers, OF |
1912 | Larry Doyle, New York Giants, 2B | Tris Speaker, Boston Red Sox, OF |
1913 | Jake Daubert, Brooklyn Dodgers, 1B | Walter Johnson, Washington Senators, P |
1914 | Johnny Evers, Boston Braves, 2B | Eddie Collins, Philadelphia Athletics, 2B |
League Awards (1922–1928)
1922 gründete sich das „American League Trophy Committee“, um den Baseballspieler zu ehren, welcher den größten Allround-Beitrag für sein Team und für das Ansehen des Baseballsports in der jeweiligen Saison geleistet hat. Hierzu wurde aus jeder Stadt, die ein Franchise in der American League hatte ein Journalist ausgewählt, der pro Team einen herausragenden Spieler wählen, und diese in eine Rangfolge einteilen sollte. Spielertrainer und bereits in einem der Vorjahre ausgezeichnete Spieler durften nicht gewählt werden. Im Unterschied zu der Abstimmung heutzutage sind dementsprechend zwei Unterschiede festzustellen. Zum einen kann eine Stimme mittlerweile auf zwei Spieler geteilt werden und zum anderen können auch bereits ausgezeichnete Spieler erneut den Award bekommen. So konnte zum Beispiel Babe Ruth nicht für seine im Offensivbereich mehr als herausragende Leistung 1927 ausgezeichnet werden, da er bereits 1923 den Award verliehen bekam.
Im Wissen dieser Tatsachen etablierte die National League 1924 ihren eigenen, mit 1.000 US-$ dotierten Preis, der den Journalisten erlaubte 10 Spieler zu wählen, bei denen die Anzahl der Spieler pro Team nicht limitiert war. Zudem wurden auch Spielertrainer in der Wahl zugelassen. Des Weiteren durften auch bereits im Vorjahr ausgezeichnete Spieler gewählt werden, was durch die zweimalige Auszeichnung von Rogers Hornsby 1925 und 1929 auch geschah.
Doch beide Awards waren nur sehr kurzlebig, was hauptsächlich daran lag, dass die beschränkte Anzahl der Stimmberechtigten die Glaubwürdigkeit des Awards und somit auch das Interesse der Fans einschränkte.
Am 6. Mai 1929 beschlossen die Teams der American League den Award abzuschaffen. Die National League folgte kurz darauf, vergab allerdings im Gegensatz zu der American League 1929 noch einen Award.
Sieger des League Awards
Jahr | National League | American League |
---|---|---|
1922 | kein Sieger | George Sisler, St. Louis Browns, 1B |
1923 | kein Sieger | Babe Ruth, New York Yankees, OF |
1924 | Dazzy Vance, Brooklyn Robins, P | Walter Johnson, Washington Senators, P |
1925 | Rogers Hornsby, St. Louis Cardinals, 2B | Roger Peckinpaugh, Washington Senators, SS |
1926 | Bob O’Farrell, St. Louis Cardinals, C | George Burns, Cleveland Indians, 1B |
1927 | Paul Waner, Pittsburgh Pirates, OF | Lou Gehrig, New York Yankees, 1B |
1928 | Jim Bottomley, St. Louis Cardinals, 1B | Mickey Cochrane, Philadelphia Athletics, C |
1929 | Rogers Hornsby, Chicago Cubs, 2B | kein Sieger |
Baseball Writers Association of America's Most Valuable Player
Durch die Lücke motiviert, die durch die Abschaffung der League Awards entstanden war, initiierte die „Baseball Writers Association of America“ im Oktober 1929 eine Abstimmung, um den inoffiziellen MVP der American League zu wählen. Gewinner des Votes war Lew Fonseca. The Sporting News ging einen Schritt weiter und führte im Januar 1930 eine Abstimmung unter den Journalisten durch, die zuvor den offiziellen Award-Sieger bestimmt hatten. Deren Wahl fiel auf Al Simmons. 1930 ermittelte jede League erneut einen offiziellen MVP. The Sporting News wiederholte ihre inoffizielle Wahl diesmal für beide Leagues. Die Baseball Writers Association of America kürte zudem einen Spieler der National League, während die Nachrichtenagentur Associated Press einen Spieler der American League kürte.
MVPs der Jahre 1929 und 1930
- 1929
- National League
- kein Award
- American League
- Lew Fonesca ausgezeichnet von der Baseball Writers Association of America
- Al Simmons ausgezeichnet vom Sportmagazin "The Sporting News"
- National League
- 1930
- National League
- Bill Terry ausgezeichnet vom Sportmagazin "The Sporting News"
- Hack Nilson ausgezeichnet von der Baseball Writers Association of America
- American League
- Joe Cronin ausgezeichnet vom Sportmagazin "The Sporting News" und von der Nachrichtenagentur Associated Press
- National League
Für die Saison 1931 beschloss die BBWAA in Zukunft die wertvollsten Spieler beider Ligen zu wählen. Diese Entscheidung wird so gut wie überall als die Geburtsstunde des „modernen“ MVP-Awards angegeben, obwohl die Ligen den Award zu diesem Zeitpunkt noch nicht anerkannt hatten. Das Magazin The Sporting News verlieh weiterhin seinen eigenen Award bis ins Jahr 1938. Zu diesem Zeitpunkt einigte sich das Magazin mit der BBWAA auf eine gemeinsame Vergabe des Awards. Allerdings startete The Sporting News später erneut einen eigenen MVP-Award, den das Magazin bis heute verleiht.
Im Jahre 1956 wurde erstmals der Cy Young Award an den besten Pitcher der Major League Baseball vergeben (seit 1967 wird der Award an je einen Pitcher pro League vergeben). Infolgedessen entstand überwiegend die Meinung, dass Pitcher nicht zum MVP gewählt werden sollten, da sie erstens einen eigenen Award haben und zweitens nicht so wertvoll für ein Team sein können, da sie nicht an jedem Spiel teilnehmen. Trotz alledem gewinnen nach wie vor auch Pitcher den Award. Seitdem 1967 in beiden Leagues der Cy Young Award vergeben wird, wurde siebenmal ein Pitcher zum MVP gewählt. Der letzte war Dennis Eckersley im Jahr 1992.
Gewinner des MVP-Awards der Neuzeit
* einstimmige Entscheidung
Abkürzungen der Positionen: P = Pitcher, C = Catcher, 1B, 2B, 3B = First, Second, Third Base, SS = Shortstop, OF = Outfielder, DH = Designated Hitter
Mehrfach ausgezeichnete Spieler
Spieler | Anzahl | Jahre |
---|---|---|
Barry Bonds | 7 | 1990, 1992–1993, 2001–2004 |
Yogi Berra | 3 | 1951, 1954–1955 |
Roy Campanella | 3 | 1951, 1953, 1955 |
Joe DiMaggio | 3 | 1939, 1941, 1947 |
Jimmie Foxx | 3 | 1932–1933, 1938 |
Mickey Mantle | 3 | 1956–1957, 1962 |
Stan Musial | 3 | 1943, 1946, 1948 |
Albert Pujols | 3 | 2005, 2008, 2009 |
Alex Rodríguez | 3 | 2003, 2005, 2007 |
Mike Schmidt | 3 | 1980–1981, 1986 |
Mike Trout | 3 | 2014, 2016, 2019 |
Ernie Banks | 2 | 1958–1959 |
Johnny Bench | 2 | 1970, 1972 |
Lou Gehrig | 2 | 1927, 1936 |
Juan Gonzalez | 2 | 1996, 1998 |
Hank Greenberg | 2 | 1935, 1940 |
Carl Hubbell | 2 | 1933, 1936 |
Roger Maris | 2 | 1960–1961 |
Willie Mays | 2 | 1954, 1965 |
Joe Morgan | 2 | 1975–1976 |
Dale Murphy | 2 | 1982–1983 |
Hal Newhouser | 2 | 1944–1945 |
Cal Ripken Jr. | 2 | 1983, 1991 |
Frank Robinson | 2 | 1961, 1966 |
Frank Thomas | 2 | 1993–1994 |
Ted Williams | 2 | 1946, 1949 |
Robin Yount | 2 | 1982, 1989 |
Miguel Cabrera | 2 | 2012, 2013 |
Bryce Harper | 2 | 2015, 2021 |
Anzahl der Awards pro Team
MLB Teams ohne Award-Sieger
Team |
---|
Arizona Diamondbacks |
New York Mets |
Tampa Bay Rays |
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Jorge L. Ortiz: Angels' Mike Trout wins second AL MVP. usatoday.com, 17. November 2016, abgerufen am 17. November 2017 (englisch).
- Marcus Blumberg: Altuve und Stanton gewinnen MVP Awards. spox.com, 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017 (englisch).
- Anthony Castrovince: A 2-way and a 2-time MVP in Ohtani, Bryce. In: MLB.com. 18. November 2021, abgerufen am 19. November 2021 (englisch).