Müllheizkraftwerk Darmstadt
Das Müllheizkraftwerk Darmstadt ist ein Müllheizkraftwerk im südhessischen Darmstadt. Es ist eines der modernsten in Europa. Jährlich werden hier bis zu 214.000 Tonnen Müll zur Energieumwandlung verbrannt.[1] Die Anlage wird von der Entega im Auftrag des Zweckverbandes Abfallverwertung Südhessen (ZAS) betrieben. Etwa 75 Mitarbeiter sind in dem Kraftwerk beschäftigt.[2]
Müllheizkraftwerk Darmstadt | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 49° 53′ 2″ N, 8° 38′ 47″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Daten | |||
Typ | Müllheizkraftwerk | ||
Brennstoff | Müll | ||
Leistung |
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Eigentümer | Zweckverband Abfallverwertung Südhessen | ||
Betreiber | Entega | ||
Betriebsaufnahme | 1967 | ||
Schornsteinhöhe | 100 m | ||
Eingespeiste Energie 2006 | 44 GWh | ||
Website | www.zas-darmstadt.de |
Geschichte
Die Müllverbrennungsanlage wurde 1967 mit zwei Verbrennungslinien in Betrieb genommen. Eine dritte Linie wurde 1977 fertiggestellt. Aufgrund behördlicher Anlagendurchsatzbeschränkungen durften zunächst aber nur zwei Linien gleichzeitig betrieben werden. Mit den Standards der im Jahr 1990 erlassenen 17. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) wurde von 1996 bis 1998 eine Generalsanierung der Müllverbrennungsanlage durchgeführt. Mit Bescheid vom 22. Mai 2000 wurde dann vom Regierungspräsidium die gleichzeitige Nutzung aller drei Linien genehmigt.[3]
Bisher wurden über 150 Millionen Euro in das Kraftwerk investiert.[4] Es wird ständig modernisiert. Die Architektur des Komplexes wurde durch den Darmstädter Architekten Theodor Josef Seifert begleitet.
Im August 2017 wird das Müllheizkraftwerk für 10,5 Mio. Euro generalsaniert und steht daher erstmals seit 27 Jahren komplett still.[5]
Müllanlieferung
Die Einfahrt des MHKW wird täglich von etwa 150 Müllwagen passiert, die, bevor sie den Müll in die Entladetore kippen, erst gewogen werden. Der Müllbunker ist ca. 3000 Kubikmeter groß und fasst ca. 1000 Tonnen Abfall. Sperrmüll wird erst von der Sperrmüllschere zerkleinert, bevor er von Müllkränen in den Müllbunker befördert wird. Ein solcher Kran fasst ca. 2,5 Tonnen pro Fuhre.
Während in den Anfangsjahren etwa 120.000 Tonnen Abfall jährlich verbrannt wurden, erhöhte sich die Menge auf 180.000 Tonnen im Jahr 1990 bis 210.000 Tonnen (aktuell; Stand: 2017).[5]
Die im Müllheizkraftwerk verbrannte Müllmenge entspricht dem Müll von fast 900.000 Einwohnern aus 65 Städten und Gemeinden der Umgebung.[6]
Müllverbrennung
Der eingelagerte Müll gelangt anschließend in einen der drei Verbrennungsöfen.[7] Die Verbrennungstemperatur beträgt ca. 850 °C. Der Abfall wird auf dem Rost des Ofens ständig herum gewälzt und weitertransportiert, damit er schneller austrocknet und sich leichter entzündet. Ist der Müll vollständig verbrannt, so wird die Schlacke in ein Wasserbad eingebracht und anschließend von einem Schlackekran in einen Schlackeschacht gebracht. Von dort aus wird die Schlacke abgeholt und beispielsweise für den Straßenbau weiterverwendet.
Durch den Verbrennungsvorgang reduziert sich das Müllvolumen um ca. 90 % und die Müllmasse um ca. 70 %.[2] Die Verbrennungskapazitäten der drei Öfen liegt bei 2×11 beziehungsweise 1×8,3 Tonnen pro Stunde (insgesamt 30,3 t/h).[8]
Energieversorgung
Die bei der Müllverbrennung freigesetzte Wärme erhitzt Wasserrohre, dass das darin befindliche Wasser zu Dampf wird. So kann es zur Strom- oder Fernwärmeerzeugung genutzt werden. Dieses Verfahren nennt man Kraft-Wärme-Kopplung. Die im Kraftwerk freigesetzte Energie wird – nach Abnahme des Eigenbedarfs – dem öffentlichen Stromnetz zugeführt. 2006 wurden so 44 Millionen Kilowattstunden an elektrischer Energie bereitgestellt. Die Menge ist für die Stromversorgung von etwa 45.000 Bürgern der Stadt ausreichend.[7] Die elektrische Leistung des Kraftwerkes beträgt maximal 10 Megawatt. Dampfleistung liegt bei 78,7 Tonnen pro Stunde.[2] 3600 Haushalte werden mit der anfallenden Abwärme versorgt. Die thermische Leistung des Kraftwerkes liegt bei 80 Megawatt.[4]
Schadstoffausstoß
Damit sich die Schadstoffemissionen in Grenzen halten, werden die Rauchgase in der Rauchgasreinigungsanlage gereinigt und aus dem 100 Meter hohen Kaminschornstein mit einer Temperatur von ca. 105 °C ausgestoßen.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Rekord im Heizkraftwerk In: Darmstädter Echo, Ausgabe vom 26. Juni 2007
- Zweckverband Abfallverwertung Südhessen - Müllheizkraftwerk Darmstadt (Memento vom 15. März 2008 im Internet Archive), abgerufen am 2. März 2008
- Hessischer Rechnungshof, Elfter Zusammenfassender Bericht 2001 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Position 10.8. Müllheizkraftwerk Darmstadt
- http://www.born-ermel.de, Müllheizkraftwerk Darmstadt
- Sechs Wochen Stillstand: Darmstädter Müllheizkraftwerk wird saniert. echo-online.de, 7. August 2017, abgerufen am 7. August 2017.
- [http://www.hse.ag/konzern/download/hse_gb_03.pdf Geschäftsbericht der HSE 2003] (Link nicht abrufbar)
- [http://www.echo-online.de/3/template_detail.php3?id=508136 P.H. Gruner, ''Strom und Wärme aus Abfall''] (Link nicht abrufbar)
- Zweckverband Abfallverwertung Südhessen - Müllheizkraftwerk Darmstadt, Imagebroschüre (Memento vom 3. September 2013 im Internet Archive), 1. Auflage 2011