Louise Fitzhugh
Louise Fitzhugh (* 5. Oktober 1928 in Memphis, Tennessee; † 19. November 1974) war eine US-amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin und -illustratorin.
Leben
Kindheit und Jugend
Louise Fitzhughs Mutter war Louise Perkins, ihr Vater Millsaps Fitzhugh. Als sie wenige Monate alt war, ließen sich die Eltern scheiden.[1] Bis zur Hochzeit ihres Vaters mit Sally Taylor im Jahr 1933 lebte Louise mit ihm im großelterlichen Haus, zusammen mit der Großmutter.
Beruflicher Werdegang
Nach ihrer Graduierung 1946 besuchte Fitzhugh zunächst das Southwestern College in Memphis, wechselte aber bald zu einem anderen in Florida. 1948 zog sie in die Südstaaten und wechselte zum New Yorker Bard's College. Gemeinsam mit Joan Williams zog sie nach New York. Als Hauptfach studierte sie zunächst Gegenwartsliteratur und wechselte dann zur Kinderpsychologie. 1949 starb Louise Fitzhughs Großmutter und sie erbte Geld. Dadurch war sie unabhängig und verließ ein halbes Jahr vor dem Abschluss das College. Sie zog nach Greenwich Village und studierte abwechselnd an der „Art Students League“ und der „Cooper Union“, später in Frankreich und Italien.
Karriere
In den frühen 1960er Jahren gab Louise Fitzhugh ihren Ängsten in bunten Klecksbildern Ausdruck, die den Rorschach-Tests ähnelten. Sie malte ihre Träume, fertigte dunkle Holzschnitte von Kindern, malte Menschen aus ihrer Umgebung und schrieb Notizen. 1960 entwickelten Sandra Scoppettone und sie ein Bilderbuch für Erwachsene, das ihre eigene Künstlerbohème verulkte. Das Buch, das Scoppetone geschrieben und Fitzhugh bebildert hatte, wurde 1961 unter dem Titel Suzuki Beane veröffentlicht. Es hatte Erfolg, zunächst bei Erwachsenen, später bei Kindern[2]. 1961 zog Fitzhugh mit Alice Glas in ein Gartenapartment an der East 85. Straße. In dieser Zeit arbeitete Fitzhugh an ihrer Psychoanalyse und begann literarische Projekte, die ihre Kindheit in den Südstaaten thematisierten. Sie begann einen Roman Crazybaby, 1962 stellte sie ein autobiografisches Theaterstück mit dem Titel Mother Sweet, Father Sweet fertig. Als es aufgeführt werden sollte, lehnte sie die Produktion wegen Revisionswünschen des Produzenten ab. Ebenso begann sie mit dem Roman Amelia, in dem zwei junge Mädchen sich verlieben. Er erinnert an Louise Fitzhughs erste Liebe, die später bei einem Flugzeugunfall starb. Der Literaturagent, dem sie den Roman zeigte, lehnte ihn wegen des lesbischen Inhalts ab. Das Manuskript ist seitdem verschollen.
1963 begann Louise Fitzhugh mit Entwürfen für Harriet, the Spy.In Harriet drückte Fitzhugh den Schmerz und die Einsamkeit, die Neugier und Aufregung ihrer eigenen Kindheit aus. Das Buch wurde seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1964 viermillionenmal verkauft. Es wurde 1964 von der New York Times zum besten Kinderbuch gewählt. In den späten sechziger Jahren gründeten Mädchen Detektivclubs, versteckten sich unter Tischen in Lehrerzimmern und machten dort Notizen. Das Vorbild Harriets animierte junge Frauen zum Schreiben.
Im Anschluss an Harriet, The Spy verfasste Fitzhugh die Folgegeschichte The Long Secret (Deutsch: Neuigkeiten aus Harriets Spionageheft). 1965, das Jahr der Publikation von The Long Secret, wurde ein Wendepunkt für Fitzhugh. Sie wurde erfolgreich und ihr Vater starb. Nun war Fitzhugh vermögend und frei von elterlichen Vorschriften. Sie nutzte ihren neuen Wohlstand, kaufte ein Sommerhaus auf Long Island und veränderte ihre Garderobe, legte Frauenkleidung ab und ließ sich Maßanzüge schneidern. Nun sah sie eher wie ein junger Mann aus. Sie bewegte sich in der homosexuellen Szene in Bridgehampton und lebte mit Drogen- und Alkoholkonsum. Sie schrieb ein weiteres Kinderbuch, Sport (Deutsch: Pele, der Zweite), das an die Intensität von Harriet nicht heranreichte. 1969 brachten Fitzhugh und Scoppetone Bang, Bang, You're Dead, ein Antikriegsbilderbuch, heraus. Als letztes Werk wurde 1974 Nobody's Family Is Going To Change veröffentlicht, in dem sie die Geschichte zweier afro-amerikanischer Geschwister, Emma und Willie, beschreibt.
Überliefert ist ihre Aussage, sie schreibe Kinderbücher, um „in this lousy world“ etwas Gutes zu tun. Mit „lousy“" habe Fitzhugh gemeint, misogyn, rassistisch und homophob, so ihre Biographin Leslie Brody 2020.[3]
Fitzhugh starb am 19. November 1974 an den Folgen eines Schlaganfalls.[4]
Werke (Auswahl)
Auf Deutsch erschienen
- Harriet, Spionage aller Art (Orig. Harriet the Spy, 1964), Bertelsmann, Gütersloh 1968; Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2009, ISBN 3596853680
- Harriet, die kleine Detektivin (Orig. Harriet the Spy, 1964), Omnibus, München 1997, ISBN 3-570-20361-1
- Neuigkeiten aus Harriets Spionageheft (Orig. The Long Secret, 1965), Bertelsmann, Gütersloh 1972; Omnibus, München 1997, ISBN 3-570-20039-6
- Pele der Zweite (Orig. Sport, 1982), Bertelsmann, München 1982, ISBN 3-570-00335-3
Adaption
Harriet the Spy wurden als Harriet, die kleine Detektivin (1996) und Harriet: Spionage aller Art (2010)[5] zweimal verfilmt.
Literatur
- Virginia L. Wolf: Louise Fitzhugh. Twayne, New York, 1992 (= Twayne's United States Authors Series), ISBN 978-0805776140
- Leslie Brody: Sometimes You Have to Lie: The Life and Times of Louise Fitzhugh, Renegade Author of Harriet the Spy. Seal Press, Seattle 2020, ISBN 978-1-58005-769-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. November 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.villagevoice.com/2002-05-07/news/a-greenwich-village-of-the-mind/
- The Politics of Louise Fitzhugh. In: The Paris Review. 11. Dezember 2020, abgerufen am 14. November 2021 (englisch).
- Louise Fitzhugh Is Dead at 46. In: New York Times. 21. November 1974, abgerufen am 14. November 2021 (englisch).
- http://www.imdb.de/title/tt1545097/