Limmerstraße
Die Limmerstraße ist eine Einkaufsstraße im hannoverschen Stadtteil Linden-Nord. Sie beginnt beim Ihmezentrum am Küchengarten, durchquert in nordwestlicher Richtung den Stadtteil Linden-Nord, unterquert den Westschnellweg und endet an der Kreuzung Wunstorfer Straße, Zimmermannstraße, Friedhofstraße im Stadtteil Limmer. Bis Mitte der 1970er Jahre war die Limmerstraße eine der Hauptverbindungsstraßen vom Westen Hannovers in die Innenstadt. Sie ist rund 1000 m lang und heute zu einem bedeutenden Teil als Fußgängerzone ausgewiesen. Auf gesamter Straßenlänge führt die Stadtbahnlinie 10 durch die Limmerstraße.
Geschichte
Die heutige Limmerstraße entstand auf einer historischen Landstraße, die vom alten Dorf Linden nach dem bis 1852 im damaligen Amt Blumenau gelegenen Nachbardorf Limmer führte. Der nordwestliche Straßenabschnitt in der Gemarkung Linden bis zur Ortsgrenze wurde 1858 in Nedderfeld und – noch im Königreich Hannover – 1861 in Limmerstraße umbenannt.[1]
Um 1906/07 eröffnete das Lichtspielhaus Thalia-Theater an der Limmerstraße Ecke Kochstraße.[2] In einem Hinterhof an der Limmerstraße befindet sich das 1908 gegründete Apollokino, das älteste Vorstadtkino und heute eines der letzten Stadtteilkinos Deutschlands.
Nach der sogenannten „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten 1933 wurden auch Anwohner der Limmerstraße Opfer des dann folgenden Terrors bis in das Zuchthaus Hameln und Konzentrationslager wie etwa Ravensbrück.[3]
Schon bald nach den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg zählte in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland das auch in der Limmerstraße ansässige Fruchthaus Hermann Seifart, das auf der Bundesgartenschau 1951 etwa Bananen und Zitrusfrüchte verkaufen konnte, zu „Deutschlands beneideten Läden mit ihren exotischen Genüssen“.[3]
Besonderheiten
Am westlichen Ende der Straße liegt mit dem Freizeitheim Linden das erste, 1961 eröffnete Freizeitheim Deutschlands.
Im Zuge des Kunstprojekts BUSSTOPS entstanden an der Haltestelle Leinaustraße zwei von Andreas Brandolini entworfene Haltestellenhäuschen, deren Dächer bepflanzt wurden.
Der 1979 installierte Pferdekutschenbrunnen des Bildhauers Max Sauk an der Limmerstraße/Ecke Kötnerholzweg erinnert an die ehemalige Poststation am Orte.[4]
Häufig verwandelt sich die Straße abends in eine Partymeile der durchziehenden Gäste der benachbarten Veranstaltungszentren Béi Chéz Heinz, FAUST und UJZ Glocksee. Seit Beginn der 2010er Jahre hat sich unter Jugendlichen der Trend entwickelt, nachts auf der Limmerstraße Bier zu trinken und zu feiern. Diese „limmern“ genannte Aktivität hat zu erheblichen Konflikten zwischen Anwohnern und Feiernden geführt.[5]
2004 wurde das Buchdruck-Museum gegründet, das „im Stil einer für den Stadtteil Linden typischen Hinterhof-Druckerei der [19]50er Jahre“ als „lebendes Museum“ eingerichtet wurde, in dem „alles auch benutzt werden kann“;[6] die Adresse lautet Limmerstraße 43.[7]
Unter derselben Adresse wie das Apollo-Kino findet sich heute (Stand: 09/2013) DESiMOs Spezial Club in der Limmerstraße 50.[3] Hier wurde am 18. September 2013 ein weiterer Stolperstein verlegt für die Zeugin Jehovas Elsa Cranz.[8]
- Durchgang zum „Apollo-Kino“ und „DESiMOs Spezial Club“, davor der Stolperstein für die Zeugin Jehovas Elsa Cranz
- BUSSTOPS-Haltestelle Leinaustraße
- Blick über die Limmerstraße in Richtung Ihmezentrum in Höhe Küchengarten
- Der Pferdekutschenbrunnen am Kötnerholzweg erinnert an die ehemalige Poststation
- Achim Wilder vor seinem Antiquariat Ecke Pfarrlandstraße
- Das Buchdruck-Museum im Hinterhof der Limmerstraße 43
Regelmäßige Veranstaltungen
- Limmerstraßenfest
- Volkslauf Linden-Limmer
- Lindener Schützenfest
Literatur
- Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Lindener Nordstadt, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 135–140, sowie Linden-Nord im Anhang Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1985 / Stadt Hannover, S. 21f
- Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Limmerstraße, in: Geschichte der Stadt Hannover, Band 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Hannover: Schlütersche, 1994, ISBN 3-87706-364-0, passim, teilweise online über Google-Bücher
- Achim Brandau: Limmerstraße. Mehr als nur Limmern. Ein Stadtteilrundgang, Hannover: Brandau, 2018
Weblinks
- Der Verein für Limmerstraße
- Rund um die Limmerstraße in Hannover (Memento vom 12. März 2008 im Internet Archive)
- Punkt-Linden
- Historische Postkarten der Limmerstraße (Memento vom 9. Januar 2020 im Internet Archive)
- Blog mit Fotos der nächtlichen Limmerstraße
- Song der SpVgg Linden-Nord Oh Limmerstraße auf YouTube
Einzelnachweise
- Helmut Zimmermann: Limmerstraße, in: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 161
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: 1906/07, in; Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 61
- Vergleiche die Dokumentation bei Commons unter dem Abschnitt Weblinks
- Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Hannoversches Brunnenbuch. Wasserspiele und Brunnen in Hannover. Exemplarisches und Dokumentarisches, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1988, ISBN 3-7716-1497-X, S. 16–19, hier: S. 18
- Rüdiger Meise: Linden-Nord / Studie über Lärm auf der Limmerstraße präsentiert, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 4. Oktober 2012, zuletzt abgerufen am 24. September 2013
- Jürgen Saalfeldt (1. Vors.): Über uns auf der Seite buchdruckmuseum-hannover.de, zuletzt abgerufen am 27. September 2013
- Siehe zum Beispiel diese Dokumentation bei Commons
- Dirk Sarnes (Geschäftsführer): Erinnerungskultur / 30 neue Stolpersteine verlegt (Memento vom 11. Januar 2016 im Internet Archive) auf der Seite hannover.de vom 18. September 2013, zuletzt abgerufen am 11. Januar 2016