Lettrétage
Die Lettrétage ist ein Literaturhaus im Berliner Ortsteil Kreuzberg und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten.
Geschichte
Die Lettrétage wurde im September 2006 von dem Autor Tom Bresemann, der Komparatistin Katharina Deloglu und dem Germanisten, Übersetzer und Lektor Moritz Malsch in der Kreuzberger Gründerzeitvilla Haus Lindenberg am Rand des Viktoriaparks gegründet. Seit Oktober 2007 bietet der gemeinnützige Verein Lettrétage einerseits den institutionellen Rahmen und andererseits auch die Möglichkeit, die Arbeit als Freund und Förderer zu unterstützen.
Die Lettrétage bezeichnete sich zwischen 2006 und 2017 als „junges“ Literaturhaus. Aber auch Autoren wie der damals 82-jährige Giwi Margwelaschwili lasen bereits dort. Das programmatische Spektrum reicht von Klassiker-Lesungen, die in der Regel von ausgebildeten Schauspielern (unter anderem von Denis Abrahams und Elisabeth Sutterlüty) bestritten werden, über Lesungen von Autoren der Gegenwart bis hin zu Kunstausstellungen sowie kleinen Theaterprojekten und crossmedialen Performances.
Seit 2018 erhält die Lettrétage als eine Ankerinstitution für die freie Literaturszene[1] eine Basisförderung der Stadt Berlin. Sie bietet in ihrer Funktion als Ankerinstitution eine Anlaufstelle für alle freien Literaturschaffenden der Stadt und steht mit Infrastruktur Autoren, Übersetzer, Literaturzeitschriften, unabhängigen kleinen Verlagen und Veranstalter der freien Literaturszene zur Seite.
Das Literaturhaus fördert die junge deutschsprachige Lyrik und Prosa mit eigenen Projekten (z. B. „Neues vom Jetzt“, „Datenschreiber“) und Buchpremieren verschiedener Verlage. Auch literarischen Zeitschriften wie die Edit, BELLA triste und randnummer bietet die Lettrétage regelmäßig ein Podium für Lesungen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf internationalen Autoren, wobei Begegnung und Vernetzung im Mittelpunkt stehen. Dazu zählen Projekte wie die Konferenz „Schriftproben“, die nordische und deutsche Autoren zusammenbrachte und Projekte zur Migrationsliteratur.
Die Vernetzung der Literaturen Europas bildet seit 2014 zunehmend den Schwerpunkt der Arbeit des Literaturhauses. Im Jahr 2014 wurde das internationale Literaturfestival „SOUNDOUT!“ veranstaltet, auf dem zahlreiche europäische und deutschsprachige Autoren und Künstler gelesen und Künstler wie z. B. Robert Stadlober auftraten. Seit 2014 widmet sich die Lettrétage auch verstärkt der kulturellen Bildung. Während des Projekts „¿Comment!“ erarbeitete das Literaturhaus zusammen mit Schülern einer Berliner Schule und Autoren neue Zugänge zu zeitgenössischer fremdsprachiger Literatur.
Seit 2014 bildet die Beschäftigung mit anderen Wegen der Literaturvermittlung bei Veranstaltungen eine Schwerpunktsetzung, Projekte wie die Lesereihe CON_TEXT[2] zeugen davon.
Projekte des Hauses wurden u. a. unterstützt durch das Förderprogramm „Creative Europe“ der Europäischen Union, die Lotto Stiftung Berlin Brandenburg, das Kulturamt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, den Senat von Berlin, den Hauptstadtkulturfonds, die Kulturstiftung des Bundes, die Stiftung Preußische Seehandlung sowie durch die Botschaften Uruguays, Spaniens, Argentiniens, Luxemburgs, Islands, Dänemarks und Schwedens.
Seit 2013 finden die Lesungen und Veranstaltungen der Lettrétage in Räumen des Hauses Mehringdamm 61 statt. Dorthin hatten die Gründer zum 1. Oktober 2016 auch zur 10-Jahre-Lettrétage-Party eingeladen. Seit 2021 finden die Veranstaltungen der Lettrétage im ACUD Studio in der Veteranenstraße in Berlin-Mitte statt.
Die Lettrétage war Träger des Projekts „WiSU – Wirtschaftliche Stärkung der Urheber*innen in der freien Literaturszene Berlin“. Hier können Autoren, Lektoren, Literaturveranstalter, Literaturübersetzer und Kleinverleger beruflich kooperieren, einander unterstützen oder zusammen neue Ideen entwickeln. Es bietet Einzelberatung für Freiberufler des Literaturwesens, Möglichkeiten zur Raumnutzung für Freiberufler der Branche, einen jährlichen „Branchentreff Literatur“ und gemeinsame Organisation von Ticketverkauf oder Marketing.[3] Das Projekt wird seit 2019 fortgesetzt unter dem Titel Schreiben und Leben,[4] Träger ist weiterhin Lettrétage e. V.
Am 16. Februar 2022 findet eine Veranstaltung mit Boris Schapiro statt.[5]
Verlag
Aus einer Lettrétage-Lesung entstand das Autoren-Schreibprojekt Covering Onetti, bei dem diverse Autoren Texte von Juan Carlos Onetti als Vorlage für eigene Texte nahmen. Die Ergebnisse wurden im eigens neu gegründeten Verlag Lettrétage als Buch veröffentlicht. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf deutscher und spanischsprachiger Gegenwartsliteratur. So erschienen bislang etwa eine von Timo Berger herausgegebene Anthologie mit dem Titel Neues vom Fluss, die junge Literatur aus Uruguay, Paraguay und Argentinien vorstellt, und die Weihnachts-Anthologie Im Heiligkeitsgedränge mit Gedichten von Kurt Drawert, Hendrik Jackson, Björn Kuhligk, Katharina Schultens und Alexander Gumz. Ansprechpartner für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist Philipp Böhm.
Auszeichnungen
Die Lettrétage bekam den Hartmut-Vogel-Preis für Literaturvermittlung der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) für 2014 verliehen.[6] Die Lettrétage ist Preisträger des Preises für Projekträume der Stadt Berlin.[7]
Weblinks
- Webpräsenz der Lettrétage
- Verlag Lettrétage
- Die Lettrétage auf Facebook
- Die Lettrétage auf literaturport.de
- Rezension über Covering Onetti im Tagesspiegel.
- Reportage über die Lettrétage in der taz von Jan Scheper.
- Wirtschaftliche Stärkung der Urheber*innen in der freien Literaturszene Berlin. Bei: literaturszene.berlin
Einzelnachweise
- Was macht eigentlich eine Ankerinstitution?
- CON_TEXT
- Website (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schreiben und Leben
- Lettretage-Ankündigung
- Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften
- Preise zur Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen 2016 vergeben.