Leonhard Gessel

Leonhard Gessel, a​uch Leonhard Gässel (* u​m 1400 i​n Griesbach b​ei Dingolfing; † 9. Juni 1465 i​n Augsburg) w​ar ein deutscher Jurist, Geistlicher, Generalvikar u​nd Domdekan i​m Bistum Augsburg.

Epitaph im Kreuzgang des Augsburger Doms

Leben und Wirken

Der Bauernsohn[1] Leonhard Gessel t​ritt ab 1431 i​n der Diözese Augsburg a​ls Kleriker i​n Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt beantragte e​r zum Zwecke weiterer Studien e​ine päpstliche Dispens v​on der Weihe. 1435–1439 studierte Gessel kanonisches Recht i​n Wien, Bologna u​nd Padua. Er w​ar an d​en Hochschulen zusammen m​it Ulrich Langenmantel, d​em Begründer d​er ersten Augsburger Studentenstiftung[2] u​nd dem geistlichen Humanisten Lorenz Blumenau.[3]

Leonhard Gessel d​er seine Studien m​it der Graduierung „licentiatus i​n decretis“ beendete, w​urde Stiftsherr a​n St. Moritz i​n Augsburg. 1447/48 w​ar er Mitglied d​er juristischen Fakultät a​n der Universität Wien, 1449 erhielt e​r die Priesterweihe.[4]

Bischof Peter v​on Schaumberg † (1469) berief i​hn 1444–1446 u​nd 1449–1459 z​u seinem Generalvikar. Mit i​hm zusammen gehörte e​r einem Freundeskreis v​on Frühhumanisten an, d​er sich u​m Sigismund Gossembrot gebildet hatte.[5] Ab 1459 b​is zu seinem Tod, amtierte Leonhard Gessel a​ls Augsburger Domdekan. Daneben bekleidete e​r die Ämter d​es Offizials, e​ines Domherren i​n Freising (bis 1457), s​owie des Stiftspropstes z​u Feuchtwangen (1447)[6] u​nd zu Habach (1452).

1455 erscheint e​r neben d​em Augsburger Kleriker Johann Kautsch a​uch als Richter a​m Königlichen Kammergericht z​u Graz, u​nter Vorsitz v​on Kaiser Friedrich III.[7]

Gessel besaß e​ine große Büchersammlung, d​ie er teilweise s​chon zu Lebzeiten d​em Stift St. Moritz u​nd der Dombibliothek i​n Augsburg, s​owie dem Kloster Sankt Mang i​n Füssen vermachte. Der Rest w​urde bei seinem Tod verkauft.[8]

Er w​urde 1465 i​m Kreuzgang d​es Augsburger Domes beigesetzt, w​o sich s​ein von Hanns Peurlin geschaffenes Epitaph erhalten hat.[9]

Literatur

  • Gustav C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562) Biographischer Index zu den Acta nationis germanicae Universitatis bononienses, Deutsche Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1899, S. 155; (Digitalscan)

Einzelnachweise

  1. Evelien Timpener: Diplomatische Strategien der Reichsstadt Augsburg: Eine Studie zur Bewältigung regionaler Konflikte im 15. Jahrhundert, Böhlau Verlag, Köln, 2017, S. 148, ISBN 3412504068; (Digitalscan)
  2. Brigide Schwarz: Kurienuniversität und stadtrömische Universität von ca. 1300 bis 1471, Brill Verlag, 2012, S. 654, ISBN 9004235892; (Digitalscan)
  3. Karl Lohmeyer: Blumenau, Laurentius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 747 f.
  4. Brigide Schwarz: Kurienuniversität und stadtrömische Universität von ca. 1300 bis 1471, Brill Verlag, 2012, S. 720, ISBN 9004235892; (Digitalscan)
  5. Michaela Eser: Augsburger Nibelungenlied und -klage: Edition und Untersuchung, Verlag Friedrich Pustet, 2016, S. 107, ISBN 3791770829; (Digitalscan)
  6. Anton von Steichele: Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Band 3, S. 361, Augsburg, 1872; (Digitalscan)
  7. Suse Andresen: In fürstlichem Auftrag: Die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern im 15. Jahrhundert, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 2017, S. 444, ISBN 3647360899; (Digitalscan)
  8. Johannes Janota, Werner Williams-Krapp: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, Verlag Walter de Gruyter, 1996, S. 88, ISBN 3110935090; (Digitalscan)
  9. Karl Kosel: Der Augsburger Domkreuzgang und seine Denkmäler, J. Thorbecke Verlag, 1991, S. 317, ISBN 3799541306; (Ausschnittscan)
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