Lady Saw
Lady Saw (eigentlich Marion Hall; * 12. Juli 1972[3] in Galina, St. Mary, Jamaika) ist ein Dancehall- und Reggae-Deejay.
Karriere
Lady Saw stand bereits im Alter von 15 Jahren auf der Bühne. Nachdem sie sich in den frühen 1980er Jahren in ihrer Heimatstadt einen Namen als Sängerin gemacht hatte, zog sie nach Kingston, um sich dort vor einem breiteren Publikum Gehör zu verschaffen. Sie arbeitete mit einem Soundsystem namens Romantics zusammen und versuchte sich an nur wenigen wirklichen Dancehall-Tunes, so coverte sie unter anderem Chaka-Khan-Songs.
Zu dieser Zeit erhielt sie auch ihren Künstlernamen Lady Saw, in Anlehnung an den damals populären Sänger Tenor Saw, an dessen Art zu singen Halls Stil erinnerte.
Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt trat sie bei einer vom Soundsystem Stereo One initiierten Show in St. Mary auf. Hier verschaffte sie sich nicht nur den Respekt des Publikums, sondern auch der anderen Dancehallgrößen dieser Zeit. Sie kehrte in der Folge zurück nach Kingston und veröffentlichte auf Capricorn Love Me or Lef Me, gefolgt von Bogle Dance und Am I Losing You, die sowohl auf Jamaika als auch in England erfolgreich waren.
Das Stück If Him Lef wurde maßgebend für ihre oft harten und sexuell anzüglichen Texte. Mit Stab Out Mi Meat zeigte sich dann endgültig, dass sich diese Thematik zu ihrem Leitmotiv entwickeln sollte. Der Erfolg solcher Songs lässt sich wohl auch damit begründen, dass Lady Saw die erste Frau in der männerdominierten Gesangskultur Jamaikas war, die sexuelle Gedanken und Wünsche auf derart unmissverständliche Weise ausdrückte und damit vielen Frauen aus der Seele sprach (wohingegen dies bei männlichen Deejays bereits gang und gäbe war). Sie wurde so zur Begründerin des heute noch von weiblichen Dancehall-Artists aufgegriffenen "Rude-Gyal"-Images.
Ihre erste Nummer-Eins-Single wurde Find a Good Man (Diamond Rush), wodurch sie Zugang zu den großen Reggae- und Dancehall-Festivals wie Reggae Sunsplash, Sumfest und Sting bekam. Hier verstand sie es wie keine andere, die Massen zu begeistern und die öffentliche Kritik an ihr und vor allem an ihren Lyrics nur noch mehr anzuheizen – was dazu führte, dass sie für einige Zeit von sämtlichen Shows verbannt wurde. Für Nachahmer und Konkurrenten fand und findet Saw noch heute drastische Worte, etwa für Patra, die Anfang der 1990er Jahre durch lukrative Plattenverträge ihr international den Rang abzulaufen drohte ("bout she a queen a di pack we - fi who?" in Follow Me) oder in seit ihrem Zerwürfnis mit Tanya Stephens gehäuften Angriffen gegen die Kollegin (u. a. Way Back, Pop Down Peggy).
Heute gehört Lady Saw zu den Größen des Dancehall und ihrem Status als „Queen a di Dancehall“ zollten die Fans abermals durch eine Namensgebung Tribut, indem sie sie nunmehr als „Muma Saw“ zur Mutter aller weiblichen Dancehall-Artists erklärten – eine Ehre, die vor ihr nur Sister Nancy als Patronin der Raggamuffin-Girls zuteilwurde. Zu ihren erfolgreichsten Liedern gehören unter anderem Give Me a Reason, Sycamore Tree, Bossman (mit Beenie Man und Sean Paul), Son of a Bitch (als Antwort auf Shaggys It Wasn’t Me), Baddest Girl und Loser (mit Ce’Cile). Sie arbeitet mit unter anderem Missy Elliott, Sean Paul oder UB40 zusammen. 2001 steuerte sie den Rap-Track zu No Doubts Hit Underneath It All bei. 2004 veröffentlichte sie zwei Best-Of-Alben und eine Live-DVD.
Im April 2007 veröffentlichte sie mit Walk Out ihr letztes Album für das Independent-Label VP Records, benannt nach dem Titeltune auf dem Baddis-Riddim. Darauf enthalten ist Infertility, das in Jamaika Aufmerksamkeit erregte und in dem Saw nach einigen Fehlgeburten ihre eigene Unfruchtbarkeit thematisiert. In dem sehr persönlichen Stück verarbeitet sie die Erfahrung, dass unfruchtbare Frauen in ihrem Kulturkreis oft nicht als vollwertige Frauen akzeptiert werden. Lady Saw hat drei Adoptivkinder.
Diskografie
Alben
|
|
Singles
|
|
Quellen
- Chartdiskografie Singles
- Auszeichnungen für Musikverkäufe: US
- Siehe Allmusic-Biographie, Biographie bei laut.de und Bio auf www.ladysaw.com. Alle abgerufen am 5. April 2012.
Weblinks
- Tonträger von Lady Saw im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Lady Saw
- Lady Saw bei Discogs
- Lady Saw bei laut.de
- Lady Saw bei AllMusic (englisch)
- Lady Saw Cuts Loose: Female Fertility Rituals in Jamaican Dancehall Culture von Carolyn Cooper (englisch)
- Interview mit Lady Saw (englisch)