Lürzerhof
Der Lürzerhof ist ein im 17. Jahrhundert errichteter Herrensitz in der österreichischen Stadt Salzburg im Stadtteil Lehen. Heute sind im Gebäude das Landesinstitut für Hörbehinderte und in einem jüngeren Anbau die Josef Rehrl Schule, eine Schule für hörbehinderte Kinder untergebracht.
Namensgebung
Der Gebäudekomplex war im Laufe seiner Geschichte unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Namensgebend waren dabei die Lage sowie Besitzer. Ursprünglich wurde er als Egglgut oder Egglgut am Gailenbach (genau: Gailinpach) bezeichnet. Das Anwesen hat heute die Adresse Gailenbachweg 1–3. Im 18. Jahrhundert erhielt das Gebäude den Namen nach dem Käufer Kaufmann-Luerzerischer Hof, was als Lürzerhof bis heute beibehalten wird. Nach einem Umbau im Jahre 1860 waren auch die Bezeichnungen O’Donell’sches Schloss oder O’Donellhof nach dem neuen Besitzer gängig. Als alternativer Name existierte zusätzlich die Bezeichnung Schloss Lehen.
Geschichte
Herrenhaus
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein Bauernhof, der bereits 1566 urkundlich erwähnt ist. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde an dieser Stelle dann ein stattlicher Herrensitz von Baumeister Andreas Pernegger erbaut. In der Folge hatte es wechselnde Besitzer:
- ab 1670: Johann von Fletting, Obrist und Burghauptmann der Festung Hohensalzburg. Er ließ die Madaillons im 1. Obergeschoß malen, mit den Porträts der habsburgischen Herrscher Matthias, Rudolf II., Ferdinand II., und Ferdinand III.
- ab 1675: Georg Ehrenreich Stockhamer, Besitzer u. a. des Sternbräus und des Gasthofes Goldener Hirsch. Er fügte zu den bereits vorhandenen Porträts diejenigen von Erzbischof Max Gandolph von Kuenburg und Kaiser Leopold I. hinzu.
- ab 1725: Christian Kajetan Geschwendtner, Eisenhändler.
- ab 1764: Matthias Lürzer, bürgerlicher Handelsmann.
- ab 1807: Während der napoleonischen Kriege diente das Gebäude als Gasthaus und Bierausschank mit wechselnden Eigentümern.
- 1860 erwarb Moritz O’Donnell Graf von Tyrconnel (Bruder des Maximilian O’Donnell, der Kaiser Franz-Joseph beim Attentat am 18. Februar 1853 das Leben rettete) das Schloss für seine Gattin Clotilde Gräfin Hardegg, die es als Sommerlandsitz nutzte. Gräfin Hardegg verkaufte das Gut 1886 an den Lazarettfonds.
- Der Lazarettfonds plante verschiedene Nutzungen. Die Pläne für die Einrichtung einer Irrenanstalt scheiterten 1889. Schließlich wurde das Schloss in ein Seuchenspital umgewandelt. Heftige Proteste der umliegenden Gemeinden Maxglan, Liefering und Siezenheim bewirkten aber eine Verlegung in das St.-Johanns-Spital.
Landes-Taubstummenanstalt Salzburg
- Anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef fasste der Salzburger Landtag am 15. Jänner 1895 den Beschluss, „zur würdigen Feier der glorreichen Regierung S.M. Kaiser Franz Josef I. eine Landes-Erziehungsanstalt für blinde und taubstumme Kinder zu gründen“.
- Das dem Lazarettfonds gehörende O’Donell’sche Schloss in Lehen mit seinem umfriedeten Park wurde im Februar 1897 um den Preis von 30.000 Gulden vom Land Salzburg angekauft und unter Aufwendung von weiteren 11.000 Gulden adaptiert.
- Am 16. September 1898 fand im Schloss die feierliche Einweihung der Landes-Taubstummenanstalt Salzburg statt. Direktor Ludwig Angelberger begann am 19. September 1898 den Unterricht mit 12 Kindern in der ersten Klasse.
- 1908/09 wurden Schule und Internat erweitert.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude für die Hitlerjugend genutzt und nach Kriegsende von der US-amerikanischen Besatzungsmacht übernommen.
Landesinstitut für Hörbehinderte und Josef Rehrl Schule
Seit 1949 ist das Land Salzburg Eigentümer des Schlosses. Heute sind darin das Landesinstitut für Hörbehinderte sowie die Josef Rehrl-Schule, eine Volks- und Hauptschule für gehörlose und schwerhörige Kinder, untergebracht. 1979–1983 fand eine umgehende Sanierung statt, bei der das Schlösschen in seinem Charakter eines Sommerlandsitzes weitgehend wiederhergestellt wurde.
Kunstgeschichte
Lorenz Hübner beschreibt 1792 den Gutshof folgendermaßen: „Der Kaufmann=Luerzerische Hof, etwas entfernter von der Stadt und Straße, links auf einem Hügel, ein sehr geräumiges und langes Gebäude, mit Altanen und Thürmchen, wobey ein großer und breiter Garten mit mehreren Lusthäusern sich befindet, der mit einer Mauer umgeben ist.“[1]
Der Lürzerhof ist ein dreigeschossiger kubischer Bau, der im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Ostfassade besitzt einen mit Haube und Laterne bekrönten schlanken Turm mit einer Loggia im dritten Stock samt schmiedeeisernem Brüstungsgitter aus dem 17. Jahrhundert. Im ersten Obergeschoß befinden sich zwei gangartige Räume mit kassierten Stuckdecken aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im zweiten Obergeschoß befinden sich Räume mit gemalten Rundmedaillons in Stuckumrahmung, unter den Herrenporträts zeigt es auch Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun und Hohenstein.
In der Kapelle befindet sich ein Barockaltar, auf dessen Altarblatt die Schmerzhafte Muttergottes aus der Mitte des 18. Jahrhunderts dargestellt ist. Die Malereien stammen aus dem 20. Jahrhundert.
Literatur
- Dehio Salzburg, Salzburg: Residenz-Verlag, 1986, S. 662.
- Lieselotte Eltz-Hoffmann: Das O'Donnell-Schlösschen. In: Bastei. Zeitschrift des Stadtvereines Salzburg für die Erhaltung und Pflege von Bauten, Kultur und Gesellschaft, 57 (März 2008), 1. Folge, S. 22–25.
- Lorenz Hübner: Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg und ihrer Gegenden verbunden mit ihrer ältesten Geschichte, 2 Bde., Salzburg 1792–93.
Weblinks
- LZHS – Landeszentrum für Hör- und Sehbildung
- Homepage der Josef Rehrl Schule
- Geschichte des Landeszentrums für Hör- und Sehbildung. Landeszentrum für Hör- und Sehbildung, abgerufen am 29. Januar 2011.
Einzelnachweise
- Hübner 1792, Band 1, S. 488