Léon Pittet
Léon Pittet (* 11. April 1806 in Greyerz; † 29. April 1858 in Freiburg im Üechtland) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Pittet war römisch-katholisch und erwarb das Bürgerrecht der Stadt Freiburg am 5. Oktober 1827. Seine Eltern waren Pierre-Joseph-Vincent Pittet, Hutmacher und Richter am Bezirksgericht Greyerz, und Anne-Marie geb. Murith aus Greyerz. Er heiratete Marie-Françoise Dupré. Ihre älteste Tochter Adèle heiratete den Unternehmer Jules Daler, Gründer des Daler-Spitals.
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studierte er Rechtswissenschaften bei Professor Jean-François-Marcellin Bussard. 1831 wurde er Schreiber am Bezirksgericht Greyerz, 1833 Verwalter im Grundbuchamt des Greyerzbezirks. Ab 1834 als Notar tätig, wurde er 1846 Schreiber der Waisendirektion seiner Region. Léon Pittet war ein überzeugter Anhänger der Revolution und der Regeneration von 1830. In der Folge liess er sich von den radikalen Ideen überzeugen, da er dem Klerikalismus, den Jesuiten und dem Sonderbund feindlich gesinnt war. Er war Gemeinderat und dann Ammann von Greyerz (1838–1841). Von 1837 bis 1856 war er Greyerzer Abgeordneter im Grossen Rat, ausgenommen 1847, da er am 6. Januar dieses Jahrs am Aufstand gegen die konservativen Behörden und den Sonderbund teilnahm.
Mitglied und Vizepräsident der provisorischen Regierung vom November 1847, leitete er die Justizdirektion. Am 8. März 1848 zum Staatsrat gewählt (zweites Mitglied mit 57 von 62 Stimmen), behielt er diese Direktion bis Juni 1849, als er den verstorbenen Pierre Landerset in der Finanzdirektion ablöste; er leitete diese bis zu seinem Rücktritt 1854. Als Justizdirektor war er der Initiator des Gesetzes vom 26. Mai 1848 über die Justizordnung. An der Spitze der Finanzen verantwortete er das Gesetz vom 12. März 1850 über die Verwaltung des öffentlichen Haushalts, das Gesetz vom 14. Mai 1850 über die Stempelabgaben und das Gesetz vom 3. Dezember 1853 über die Einrichtung einer Hypothekarkasse. Er war Mitglied des Aufsichtsrats der Kantonalbank und leitete die Hypothekarkasse von 1854 bis 1858.
Pittet, den man als starke Persönlichkeit, guten Verwalter und Staatsmann mit einem umfangreichen wirtschaftlichen Werk bezeichnen kann, präsidierte den Staatsrat 1849 und 1852. Im Jahr 1854 wurde er erneut an die Spitze der Regierung gewählt, lehnte dies jedoch ab, da er sich aus der Exekutive zurückziehen wollte. Anfangs ein unversöhnlicher Radikaler, mässigte Pittet immer mehr seine Ansichten unter dem Druck der Regierungsverantwortung und der unklaren politischen Lage im Kanton. Er war der Wortführer der gemässigten Radikalen in der Regierung und stellte sich der extremistischen Fraktion Julien Schallers entgegen. Bei den Parlamentswahlen 1851 kandidierte er mit Erfolg für den Nationalrat, dem er die folgenden drei Jahre angehörte.
Nach seinem Rücktritt aus der Regierung (1854) war Pittet als Notar in Freiburg tätig und nahm weiter seine Verantwortlichkeiten im Bankenwesen wahr. Er sass in der Schulherrenkammer der Hauptstadt (1849–1858) und präsidierte die Notariatskammer. Am 29. April 1858 starb er im Alter von 52 Jahren.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.