Kurt Passow
Kurt Passow (geboren am 16. April 1896 in Charlottenburg; gestorben am 10. Dezember 1972 in Bonn) war ein deutscher Ingenieur, Motorradkonstrukteur, Designer, Erfinder, Unternehmer und Leiter des Maschinellen Berichtswesens des Reichsministers für Rüstung. Er war der Sohn des Prof. Carl Adolf Passow und dessen Ehefrau Charlotte Amalie geb. Freiin von Röpert (1862–1930).
Leben
Motorradkonstruktion
In den Jahren von 1922 bis 1923 arbeitet er als Ingenieur für die Vis Gesellschaft für Kleinfahrzeuge GmbH (Berlin), die Motorräder der Marke „Wegro“ herstellt. 1922 kam das von ihm entworfene Sesselmotorrad „PAWA“ auf den Markt, welches bereits vorhandenen Modellen der DKW-Werke („Golem“ und „Lomos“) ähnelt. Das eigenwillige Gefährt mit langem Radstand, blechverkleidetem Zweitaktmotor und Seitenverkleidungen – Vorläufer des späteren Motorrollers – wurde jedoch kein kommerzieller Erfolg.
1923 ging Passow nach Braunschweig und gründete dort die „PER“ Konstruktions- und Handelsgesellschaft für Kraftfahrzeuge und Industriebedarf. Er entwickelte den Pawa-Roller weiter zu seiner eigenen Marke „PER“. – Im Laufe des Jahres meldete Passow in Hinblick auf die im Herbst geplante Produktion Patente auf ein Automatikgetriebe und auswechselbare Räder sowie ein Gebrauchsmuster für das Motorrad PER an. – Am 3. September 1923 wurde die Kurt Passow Aktien-Gesellschaft, Braunschweig, mit einem Kapital von 50 Mio. Mark gegründet.[1] Als Firmenzweck wurde der „Bau von Motorfahrzeugen nebst Zubehör und der Handel mit den erzeugten Produkten“ angegeben. Als Produktionsstandort für die „PER“ wurde das nahe gelegene Klein-Stöckheim gewählt.
1924 verkauften Passow und seine Teilhaber die Patente, Materialien und Fertigungseinrichtungen an die Firma Friemann & Wolf in Zwickau. Der Grubenlampenhersteller gründete dazu die PASSOW & Co. GmbH mit Sitz im Stammwerk. Trotz zeitgenössischer Lobeshymnen über die technischen Finessen des Sesselrollers[2] wurde auch die „PER“ kein wirtschaftlicher Erfolg. Auch eine Beteiligung der Berliner Firma Eichler, die sich schon der DKW-Sesselroller angenommen hatte, konnte den Betrieb nicht retten. 1926 wurde die Produktion eingestellt.
Maschinelles Berichtswesen
1937 wurde im Zuge der Kriegsvorbereitungen das Maschinelle Berichtswesen des Reichsministers für Rüstung als Lochkartenstelle des Wehrwirtschaftsbetriebes gegründet.
1939 gab Passow ein Buch heraus, welches zum Vademecum der Wehrmacht wurde: „Taschenbuch der Heere“. Er wurde Amtsgruppenchef des Maschinellen Berichtswesens des Reichsministers für Rüstung und ab 1941 Mitglied im vierköpfigen Beratungsausschuss der DEHOMAG.
Nach der deutschen Okkupation Frankreichs wurde die Firma Wanderer-Werke AG Siegmar-Schönau Feindvermögensverwalter der Bull Computer im besetzten Frankreich.
Nach Kriegsende
Anfang Mai 1945 knüpfte die Industry Branch (eine Unterabteilung der 'Economic Division', der Wirtschaftsabteilung Militärregierung) Kontakte zur 'Außenwirtschaftsabteilung der Reichsgruppe Industrie', welche sich von Berlin nach Bayreuth abgesetzt hatte.
Kurze Zeit später wechselte die 'Abteilung für maschinelles Berichtswesen der Reichsgruppe Industrie' auf Rat von Offizieren der Wirtschaftsabteilung von Gera (in der SBZ gelegen) nach Bad Nauheim, in die Nähe des amerikanischen Hauptquartiers.
Umbenannt in 'Statistical Office' wurde diese Abteilung in die 'Industry Branch' eingegliedert.
1952 Wanderer/Exacta, Köln, wurde Generalvertreterin für die BRD von Bull.
Veröffentlichungen
- Taschenbuch der Heere (Mit 500 Abbildungen, Karten, Uniformzeichnungen und Schattenrissen) Lehmann, München/Berlin, 1939
- Von Polen bis Compiègne. Lehmann, München 1941
- Das Maschinelle Berichtswesen. In: Wehrtechnische Monatshefte (Nr. 62), 1965
Literatur
- Götz Aly, Karl Heinz Roth: Die restlose Erfassung. Volkszählen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialismus. Frankfurt/M., 2000, ISBN 3-596-14767-0
- Edwin Black: IBM und der Holocaust. Die Verstrickung des Weltkonzerns in die Verbrechen der Nazis. Propyläen 2001, ISBN 3-549-07130-2
- Michael C. Schneider: Business Decision Making in National Socialist Germany: Machine Tools, Business Machines, and Punch Cards at the Wanderer-Werke AG (englisch) Enterprise and Society 3 (2002), S. 396–428
- Paulette Richomme: La Compagnie des machines Bull 1939-1945. Une entreprise à l'épreuve de la Guerre et de l'Occupation. Phil.Diss Paris X-Nanterre. Nanterre 2008
Einzelnachweise
- Historische Wertpapierbörsen
- Pressemeldung August-Horch-Museum, Zwickau