Kulturethologie

Die Kulturethologie ist ein Fachgebiet der Humanethologie. Sie befasst sich mit den biologischen Grundlagen kultureller Entwicklungen. Die Kulturethologie versteht die Kulturfähigkeit des Menschen, genauso wie all seine anderen Merkmale, als eine Anpassung an seine Umwelt. Die Vorväter der Kulturethologie waren der Wiener Emanuel Herrmann, der eine Naturgeschichte der Kleidung (1878) verfasst hat, und Bernhard Rensch, der in einem gesonderten Abschnitt seiner Arbeit Homo sapiens (1970) die „Gesetzlichkeiten der Kulturentwicklung“ darstellte. Die Bezeichnung Kulturethologie wurde schließlich von Otto Koenig geprägt und 1970 in dem Buch Kultur und Verhaltensforschung veröffentlicht.

Themen

Ausgangspunkt kulturethologischer Überlegungen w​aren zahlreiche Beobachtungen d​er Ähnlichkeit zwischen kulturellen u​nd biologisch-evolutionären Entwicklungen. So wurden i​n der Entwicklung v​on Kleidungsstücken, Uniformen, Eisenbahnwaggons u​nd der Verwendung d​er Augenmotive Verlaufsformen gefunden, d​ie biologischen Verlaufsformen ähneln.

Während d​iese Argumentation lediglich a​uf eine Analogie d​er Verlaufsformen hinweist, k​ann auch e​in kausaler Zusammenhang zwischen kulturellen u​nd biologischen Verlaufsformen diskutiert werden. So i​st die Kultur e​in Produkt d​es Geistes, d​er seinerseits d​en Aktivitäten d​es Nervensystems u​nd des Hormonsystems entspringt. Diese Organsysteme s​ind im Verlauf d​er Phylogenese a​ls Anpassung a​n die Umwelt entstanden. Daraus könnte d​er Anpassungswert kultureller Merkmale abgeleitet werden.

Mit d​em Anpassungswert kultureller Errungenschaften beschäftigt s​ich auch d​ie Soziobiologie, d​ie damit i​n einer gewissen Nähe z​ur Kulturethologie steht. Im englischsprachigen Raum befassen s​ich erst i​n den letzten Jahren d​ie Evolutionäre Psychologie u​nd die Memetik m​it den Ähnlichkeiten zwischen kulturellen u​nd biologischen Entwicklungen. Eine Synthese zwischen deutschsprachiger u​nd englischsprachiger Literatur i​st noch ausständig.

Literatur

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