Kriminalitätsfurcht

Kriminalitätsfurcht, Kriminalitätsangst o​der Verbrechensfurcht bezeichnet z​um einen d​ie Befürchtung v​on Personen, selbst Opfer e​iner Straftat z​u werden (personale Kriminalitätsfurcht), z​um anderen d​ie Einschätzung, inwiefern Kriminalität e​in gesellschaftliches Problem darstellt (soziale Kriminalitätsfurcht).

Die Kriminalitätsfurcht h​at einen bedeutenden Einfluss a​uf die Kriminalpolitik. Durch d​ie Stärkung d​es subjektiven Sicherheitsgefühls (gleichfalls Dämpfung d​er Kriminalitätsfurcht) w​ird zugleich d​as Vertrauen i​n das Funktionieren d​er staatlichen Kontrolle bestärkt.

Politik und Medien tragen oft zu einem verzerrten Bild vom Ausmaß der Kriminalität in Deutschland bei. Bevölkerungsumfragen zeigen regelmäßig, dass insbesondere schwere (Gewalt-)Delikte in ihrem Vorkommen stark überschätzt werden. Der langfristige Kriminalitätsrückgang ist dagegen weniger bekannt. Auf die Furcht vor kriminellen Delikten wird verstärkt mit Kriminalprävention reagiert.[1] Im 2. Periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2006 befasst sich ein ganzes Kapitel mit Kriminalitätsfurcht. Die Studie kommt zu dem Schluss: „Gefühlte“ Kriminalität, die maßgeblich auch durch die nicht immer sachgerechte Aufbereitung dieses Themas durch die in ihrer alltäglichen Bedeutung stetig wachsenden Massenmedien gespeist wird, kann auch kriminalpolitische Entscheidungen nachhaltig beeinflussen und deren Optionen begrenzen. Politik muss daher Kriminalitätsfurcht ernst nehmen, auch dann, wenn sie auf subjektiv übersteigerte Vorstellungen von der Größenordnung individueller Opferrisiken oder einer Fehleinschätzung der Kriminalitätsentwicklung beruht.[2] Aktuelle Studien zeigen, dass die Furcht vor Kriminalität von unterschiedlichen Wirkmechanismen auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst wird. Auf Stadtteilebene konnte Häfele (2013) Armut als wesentliche Bestimmungsgröße der personalen Kriminalitätsfurcht (KF) identifizieren, d. h. je höher die durchschnittliche Armutsquote im Stadtteil ausgeprägt war, desto höher fiel auch die durchschnittliche KF aus. Auf Individualebene spielt das lokale Sozialkapital (Vertrauen zu Nachbarn und die Einschätzung, dass die Nachbarn bei auftretenden Problemen in der Nachbarschaft etwas dagegen unternehmen würden) eine entscheidende Rolle zur Erklärung der KF, d. h. je höher das lokale Sozialkapital in der Nachbarschaft ist, desto niedriger fällt die KF aus (ausführlich: Häfele 2013).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kriminalitätsprävention Bundeszentrale für politische Bildung, Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 46/2005)
  2. Zweiter Periodischer Sicherheitsbericht 2006 (Memento des Originals vom 3. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bka.de Bundeskriminalamt, PDF, 12416 kB - eingesehen am 12. April 2012

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