Kriegsdienstgegner
Der Begriff Kriegsdienstgegner ist bedeutungsverwandt mit Antimilitarist, Pazifist und Kriegsdienstverweigerer. Er kann sich auf den Bund der Kriegsdienstgegner und auf dessen Nachfolgeorganisation Internationale der Kriegsdienstgegner beziehen.
Kriegsdienstgegner kann auf Englisch u. a. mit war resister übersetzt werden; Beispiel: War Resisters’ International. Historisch geht der Begriff Kriegsdienstgegner auf die Bewegung der Dienstverweigerung in den Niederlanden zurück. Hier wurde 1915 dazu ein Manifest formuliert, das 1924 modifiziert wurde. Darin heißt es u. a.: "Wir erklären, daß wir, wenn wir zu direkter oder indirekter militärischer Arbeit gezwungen werden sollten, fest entschlossen sind, solchen ‚Dienst‘ zu verweigern, nicht nur in Kasernen, Schützengräben, auf Schiffen, in Flugzeugen, sondern auch in der Munitionsherstellung, in Fabriken, im Transportwesen – kurzum: keine Arbeit zu tun, die mit Krieg und Kriegsvorbereitung zusammenhängt."[1]
In der War Resister‘ International (WRI), wird der Begriff Kriegsdienste verweigern umfassend mit „Widerstand gegen den Krieg“ verwendet.[2] Die WRI wird oft in die deutsche Sprache mit Internationale der Kriegsdienstgegner übersetzt. Die Genderform ist als KriegsdienstgegnerInnen oder Kriegsdienstgegner/innen oder Kriegsdienstgegner*innen zu finden.
Helmut Michael Vogel (1922–1979) Vorsitzender der IDK und später der DFG-VK leitet den Begriff Kriegsdienste verweigern von dem Begriff der Gewaltlosigkeit ab, nämlich als die Verweigerung von Wehr- und Kriegsdiensten.[3]
In der IDK, der Internationale der Kriegsdienstgegner, wird seit 1947, der Gründung dieser Friedensorganisation, der Begriff Kriegsdienstgegner umfassend beschrieben: „Kriegsdienste verweigern bedeutet die Verweigerung eines jeden Dienstes am Krieg. Jede Tätigkeit, die dazu angetan ist, einen Krieg zu ermöglichen, zu fördern und schließlich auch zu führen, ist Kriegsdienst. Der Militärdienst ist nur eine Erscheinungsform. Kriegsdienst kann sowohl in der Kaserne und bei Kriegseinsätzen, wie auch im Labor, am Computer und in der Rüstungsfabrik geleistet werden. Kriegsdienst kann ebenso gut im Ministerium, einer Zeitungsredaktion, in der Schule, auf der Straße und überall, wo Menschen psychologisch reif für die Kriegsführung gemacht werden, ohne die kein Krieg möglich wäre, ausgeübt werden. Kriegsdienst bedeutet nicht Dienst im Krieg, sondern Dienst am Krieg, und dieser Krieg beginnt nicht erst bei Kriegseinsätzen …, sondern bei der psychologischen, politischen und wirtschaftlichen Vorbereitung zum Krieg. … Die Verweigerung von Kriegsdiensten ist eine persönliche Tat und eine soziale Aufgabe“ …[4]
Eingeschränkt in Bezug auf die umfassende Definition gilt dagegen im Artikel 4 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland das Recht nur den „Kriegsdienst mit der Waffe“ zu verweigern. Für die anderen oben genannten "Kriegsdienste" gibt es keine Rechtsgrundlage für eine Verweigerung.
Einzelnachweise
- Gernot Jochheim: Antimilitaristische Aktionstheorie, Soziale Revolution und Soziale Verteidigung - zur Entwicklung der Gewaltfreiheitstheorie in d. europ. antimilitarist. und sozialist. Bewegung 1890-1940, unter bes. Berücks. d. Niederlande. Frankfurt/Main 1977, S. 244. Populärwissentschaftliche Neuauflage, Gernot Jochheim: Antimilitarismus und Gewaltfreiheit. Die niederländische Diskussion in der internationalen anarchistischen und sozialistischen Bewegung 1890 - 1940, Verlag Graswurzelrevolution Heidelberg 2021. ISBN 978-3-939045-44-1
- Wolfram Beyer (Hg.): Beiträge zur Geschichte der WRI, Kassel 1989
- Helmut Michael Vogel: Strategien des Pazifismus. Köln 1985, S. 12ff Der Gewaltbegriff der War Resisters‘ International
- Wolfram Beyer (Hg.): Die Internationale der Kriegsdienstgegner*innen, IDK. 1947-2017 Beiträge zur Geschichte, Verlag Edition AV 2017