Kreuzschlitzschraube
Kreuzschlitzschrauben sind Schrauben mit kreuzförmigen Schlitzen zum Ansetzen des passenden Schraubenziehers. Sie haben Schlitzschrauben in der industriellen Fertigung nahezu vollständig verdrängt.
Entstehung
Mit der zunehmenden Massenfertigung in den 1920er Jahren und größeren zu übertragenden Drehmomenten kamen die Nachteile der Schlitzschrauben deutlicher zum Tragen: Das Ansetzen des Schraubenziehers dauert relativ lange und beim Abrutschen wird nicht nur die Schraube, sondern möglicherweise auch das Bauteil beschädigt. Aus diesem Grund entwickelte J. P. Thompson in den 1930er Jahren die Kreuzschlitzschraube (Phillips), bei der sich das Werkzeug im Schraubenkopf selbst zentriert. Wesentlicher Vorteil ist die optimierte Kraftübertragung zwischen Schraube und Werkzeug,[1] denn es wird nicht nur mit einem Schlitz die Kraft übertragen, sondern nun mit zwei Schlitzen. Die Materialbeanspruchung wurde um den Faktor 2 vermindert und der Ansatz für die Kraftübertragung um den Faktor 2 erhöht.
Eine Weiterentwicklung von Phillips in den 1960er Jahren ergab die Pozidriv-Schrauben, die den Nachteil des axialen Heraustreibens des Werkzeugs nicht mehr haben.
Ausführungen
Weit verbreitet sind Pozidriv(PZ)- und Phillips(PH)-Schrauben.
Für den Anwender gilt es, die baulichen Unterschiede zu kennen und zu beachten, um Beschädigungen des Schraubenkopfs und des Schraubenziehers zu vermeiden.
Als äußeres Unterscheidungsmerkmal dienen die von den inneren Ecken ausgehenden feinen Sternlinien am Schraubenkopf der Pozidriv-Schrauben, die bei den Phillips-Schrauben nicht vorhanden sind.
Phillips | Pozidriv |
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Bei Schrauben mit Phillips-Kreuzschlitz verjüngen sich die Flanken der Kreuzschlitze mit zunehmender Tiefe des Schlitzes. Im Gegensatz dazu verlaufen bei den Pozidriv-Schrauben die in die Tiefe gehenden Flanken des Schraubenkopfs nicht konisch, sondern parallel zueinander.
Frearson |
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In den USA sind noch sogenannte Frearson-Schrauben im Einsatz. Der Name geht auf den Erfinder John Frearson aus Birmingham zurück, der bereits 1857 ein Patent dafür erhielt.[2] Andere Bezeichnungen sind „Type 2 recess“ (gemäß ANSI-Norm) oder „Reed & Prince“ (nach einem ehemaligen US-amerikanischen Hersteller). Im Vergleich zum Phillips-Schraubenkopf haben die Flanken einen anderen Winkel (75°) und sind exakt kreuzförmig ausgeführt. Außerdem ist der Schrauber spitz und nicht abgestumpft. Hauptanwendung ist der Bootsbau.[3]
JIS-Schraube |
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Speziell sind die japanischen JIS-Kreuzschlitzschrauben, sie haben andere Abmessungen und Winkel als eine Phillips-Schraube. Das Phillips-Werkzeug windet sich aus dem Schraubenkopf heraus, wenn zu viel Drehmoment anliegt; die JIS dagegen ist so konstruiert, dass sich das Schraubwerkzeug nicht herausdreht. Es stellt eine Alternative zum Pozidriv-System dar, welches das sogenannte Cam-out[4] ebenfalls verhindert.[5]
Es gibt noch weitere Varianten von Kreuzschlitzschrauben:
Crossed-Slot, Lotus Head, Sel-O-Fit, French Recess (BNAE Bureau de Normalisation de l’Aeronautique et de l’Espace; NFL22-070), ACR Phillips, Phillips II, Phillips Square-Driv, SupaDriv. Diese sind aber weniger verbreitet und werden hauptsächlich in der industriellen Montage verwendet.
Siehe auch
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Peter Thomas: Moderne Schraubenantriebe: Das Kreuz mit dem Kreuzschlitz faz.net vom 6. Januar 2013
- Vanished Tool Makes: Reed & Prince/Frearson
- Reed & Prince or Frearson
- SPAX: Technisches Lexikon. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
- JIS Schrauben auf peterverdone.com, abgerufen am 5. November 2016.