Kreuz-Neroberger
Anbaugebiet
Der vom Nationaldenkmal für die Befreiungskriege gekrönte Kreuzberg liegt in dem nach ihm benannten Ortsteil Berlin-Kreuzberg und ist mit 66 m ü. NHN eine der höchsten natürlichen Erhebungen der Stadt.[1] Er hieß ursprünglich „Tempelhofer Berg“ bzw. „Götzescher Weinberg“, denn Wein wurde hier vom 15. bis zum 18. Jahrhundert angebaut. Der derzeitige Bestand an Rebstöcken geht auf das Jahr 1968 zurück. Damals schenkte die Partnergemeinde Wiesbaden dem Bezirk Kreuzberg die ersten Weißweinstöcke. Sein Name kommt daher auch vom dortigen Neroberg. 1975 zog das rheinhessische Ingelheim am Rhein mit Rotweinstöcken der Sorte Spätburgunder nach.[2] Seitdem wächst hier am Nordhang des Kreuzbergs in einer Gärtnerei in der Methfesselstraße, von einer der Mittagssonne ausgesetzten wärmespeichernden Brandmauer verwöhnt, der Kreuzberger Wein heran.[3]
Am Südhang des Kreuzbergs wurde zwischen dem Nationaldenkmal und dem seit 2011 im Viktoria-Quartier bebauten Tivoliplatz eine vierstufig terrassierte Parzelle von etwa 500 Quadratmeter Größe[4] mit Reben bestockt. Damit hat sich die Rebfläche am Kreuzberg gut verdoppelt.
Es bestehen in Berlin weitere Lagen[5], so für das Wilmersdorfer Teufelströpfchen.
Sorten und Ertrag
Angebaut werden die Rebsorten Riesling, Kerner sowie blauer Spätburgunder und Blauer Portugieser. Im Jahr 2010 betrug der Bestand insgesamt 300 Rebstöcke.[2] Gekeltert und ausgebaut wird der Wein allerdings nicht in Berlin, sondern in Wiesbaden (Riesling und Kerner) beziehungsweise Ingelheim am Rhein (Spätburgunder und Portugieser).
Die jährliche Ernte war zunächst mit 11 Flaschen à 0,7 l im Jahr 1970 und nur sieben Flaschen im Jahr 1971 bescheiden.[2] Seit 1991 werden etwa 700 bis 800 kg Trauben geerntet, aus denen ungefähr 700 Flaschen (à 0,375 Liter) Kreuz-Neroberger gekeltert werden können. Das Mostgewicht beträgt zwischen 71 und 76 Grad Oechsle.[2]
Bezugsmöglichkeiten
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verkauft den Wein nicht, gibt ihn aber gegen eine Spende von mindestens 10 Euro in kleinen Mengen ab.
Sonstiges
Der Wein wird im Volksmund auch als „Fahnenwein“ bezeichnet. Der Weinkontrolleur für das Land Berlin, Peter Scheib, attestiert dem 2007er Spätburgunder ein positives Urteil: „Ganz ausgezeichnet, dunkle Fruchtaromen dominieren den Geschmack. Vor allem Himbeere und Brombeere, aber auch etwas Räucherspeck ist dabei. Er schmeckt frisch und ist sehr wild am Gaumen, typisch Kreuzberg eben.“[6].
Ein anderer bekannter Weinberg Berlins liegt am Volkspark Humboldthain (Lage) in Berlin-Gesundbrunnen, ein weiterer Berliner Wein ist das Wilmersdorfer Teufelströpfchen. In Berlin-Britz wird seit 2002 Wein angebaut und gekeltert.
Einzelnachweise
- Weinbau auf dem Kreuzberg Abgerufen am 23. Februar 2021
- Informationsschrift Über 500 Jahre Weinbau in Kreuzberg an einer Flasche Kreuz-Neroberger 2001
- Webseite der Gärtnerei hofgrün Berlin mit Hinweisen zum Kreuz-Neroberger, abgerufen am 5. April 2011
- Flächen messen mit google maps
- Historie des Weinbaus in Berlin auf Wein.de, abgerufen am 23. Februar 2021
- Tobias Heimbach: Der edle Tropfen vom Kreuzberg In: Berliner Zeitung. vom 8. Oktober 2009, abgerufen am 5. April 2011