Klusensteiner Mühle
Die Klusensteiner Mühle ist ein historisches technisches Baudenkmal im Hönnetal im Sauerland. Sie ist mit den Mauern des Unter- und Mittelgeschosses wahrscheinlich das älteste profane Gebäude der Stadt Balve im Märkischen Kreis in Nordrhein-Westfalen. Sie findet sich in romantischer Lage unterhalb der Burg Klusenstein im Naturschutzgebiet Hönnetal in einem der bedeutendsten Karstgebiete Deutschlands. Die Namensgebung leitet sich von der hier gelegenen Kluse des Hönnetals her, welche durch die nahe an den Fluss herantretenden Felsen „Klusenstein“ im Westen und „Dohlenstein“ im Osten gebildet wird. Die schönste Ansicht der Mühle mit Fachwerkfassade hat man vom Wanderweg auf der gegenüberliegenden Hönneseite.
Geschichte
Die bisher älteste eindeutige urkundliche Erwähnung der Klusensteiner Mühle liegt in einer Urkunde vom 25. Juni 1704 vor, welche bestätigt, dass Christian Friedrich von Haxthausen im Jahre 1653 vom Domkapitel zu Köln mit Haus und Dorf Eisborn belehnt wurde. Das Lehen umfasste unter anderem die „Mühle auf der Hallen [= Abhang] unterm Clausenstein auf der Hönnen“.[1] Etwa aus der gleichen Zeit, vermutlich 1701, stammt eine Karte des Archivs Landsberg-Velen, die die Lage der Klusensteiner Mühle anzeigt.[2]
Mittelalter
Doch schon im Güterverzeichnis des Grafen Ludwig von Arnsberg (1281–1313) findet sich unter fünf erwähnten Mühlen eine, mit der ein auf der 1500 Meter südlich der Klusensteiner Mühle gelegenen Burg Binolen[3] stationierter Burgmann und Ministeriale belehnt wurde. Allerdings weist die Hönne bei Binolen eine Versickerungsstrecke auf, so dass Binolen selbst als Mühlenstandort kaum geeignet erscheint, und tritt erst oberhalb des Klusensteiner Stauwehrs wieder an die Oberfläche.[4]
Die Klusensteiner Mühle gehörte in der Feudalzeit zur Grundherrschaft Eisborn, welche nacheinander die Herren von Binolen, Hanxleden und Haxthausen innehatten.
Neuzeit
Im 18. Jahrhundert gab es verheerende Hönnefluten, wohl im Gefolge der vorausgegangenen exzessiven Waldrodung. Die Mühle musste in den Jahren 1707, 1740, 1774 und 1815 jeweils neu aufgebaut werden. Davon zeugt auch die unruhige Bausubstanz. Insbesondere die auf der Flussseite fehlende und durch Fachwerk ersetzte Bruchsteinmauerung im Unter- und Mittelgeschoss weist auf eine wechselvolle Geschichte hin.
Im 19. Jahrhundert war die Mühle im Besitz des auf Schloss Wocklum in Balve ansässigen Grafen von Landsberg-Velen und Gemen, welcher auch die Luisenhütte Wocklum betrieb.
20. Jahrhundert
Im Jahr 1912 erwarben die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke (RWK) die Mühle zum Preis von 22.000 Mark im Rahmen der Erschließung des Hönnetals zur weiteren industriellen Nutzung mit dem Ziel der Erzeugung von Elektrizität. Bis 1914 füllten sie das straßenseitige Gelände auf, erweiterten das Gebäude in Ziegel- und Fachwerkbauweise um einen südlichen Anbau im Erdgeschoss und ein Obergeschoss. 1915 wurde eine Francis-Turbine (14,4 kW) an Stelle der beiden Mühlräder installiert.[5] Die Turbine trieb von da an auch einen 110-V-Generator an, der der Stromversorgung des landwirtschaftlichen Betriebes auf Burg Klusenstein diente.
In den 1920er Jahren erneuerten die RWK die Stauanlage mit einer Stauhöhe am Wehr von 182,10 m über Normalnull, einem zu zwei Dritteln betonierten Obergraben, sowie einem betonierten verdeckten Kanal und Turbinenschacht.
1936 erwarb der Müller Friedrich Kampmann die Anlage. Die Klusensteiner Mühle versorgte so auch weiterhin als Kornmühle bis in die 1960er Jahre Eisborn und Umgebung.
Seit 1990 wird die erzeugte Energie, jetzt über einen 220-V-Generator, in das Stromnetz eingespeist.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gesamtarchiv von Landsberg-Velen (Dep.), Erwitte – Urkunden, Nr. 263
- Karte Balver Land um 1700, Archiv Landsberg/Velen
- Eintrag von Jens Friedhoff zu Binolen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 18. Dezember 2021.
- Johann Suibert Seibertz (Hrsg.): Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen … Ritter, Arnsberg 1843, S. 1187 (digitale-sammlungen.de).
- Theo Bönemann: Bildpostkarten spiegeln Geschichte. Menden 1990.