Kloster Santa María la Real (Aguilar de Campoo)
Das Kloster Santa María la Real in Aguilar de Campoo, einer Gemeinde in der Provinz Palencia der spanischen Autonomen Region Kastilien-León, ist ein ehemaliges Prämonstratenserkloster, das Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Epoche des Übergangs von der Romanik zur Gotik errichtet wurde. Nach Jahren des Verfalls wurde die als convento caído (verfallenes Kloster) bezeichnete Anlage ab den 1970er Jahren grundlegend restauriert. Heute ist in den Gebäuden der Sitz der Fundación Santa María la Real untergebracht, die wesentlich zur Restaurierung des Klosters beigetragen hat. Außerdem beherbergt es eine Fernuniversität und ein Hotel. In der Kirche ist ein Museum zur romanischen Architektur (Museo ROM: románico y territorio) eingerichtet.
Geschichte
Nach der Legende geht die Gründung des Klosters Santa María la Real auf den Abt Opila zurück, der einem Benediktinerkloster am Ufer des Ebro vorstand. Dieses Kloster soll Opila verlassen haben, um sich bei einer aufgegebenen Kirche am Río Pisuerga niederzulassen, die sein Bruder Alpidio auf der Jagd nach einem Wildschwein entdeckt haben soll. Schriftlich bezeugt ist das Kloster ab dem 11. Jahrhundert. Für das Jahr 1020 sind in einem Kartular Schenkungen an das Kloster verzeichnet, das zunächst als Doppelkloster geführt und später als reiner Männerkonvent der Benediktinerabtei Cluny unterstellt wurde.
1169 übergab es der kastilische König Alfons VIII. dem in der Nähe von Valladolid gelegenen Kloster Santa María de Retuerta, der ersten Gründung des Prämonstratenserordens in Spanien. Zwar lehnten sich die bis dahin im Kloster lebenden Mönche dagegen auf, doch eine Päpstliche Bulle entschied 1173 zugunsten der Prämonstratenser, die das Kloster bis zur Desamortisation unter Juan Álvarez Mendizábal im Jahr 1835 innehatten. Die Prämonstratenser-Chorherren ließen die spätromanische Kirche, die Konventsgebäude und den Kreuzgang errichten. Der Abschluss dieser Bauphase wird um das Jahr 1213 datiert.
Im 17. Jahrhundert gaben die Chorherren den gemeinsamen Schlafsaal auf und es wurden für jeden einzelnen eigene Zellen geschaffen, für die das obere Geschoss des Kreuzgangs umgebaut wurde. Außerdem wurden die beiden Gebäude am großen Eingangshof im Westen errichtet. Ende des 18. Jahrhunderts waren die Bauarbeiten abgeschlossen.
Mit der Aufhebung des Klosters im Jahr 1835 setzte der Verfall der Gebäude ein. 1871 wurde ein großer Teil der Kapitelle des Kreuzgangs und der Kirche entfernt und nach Madrid in das Museo Arqueológico Nacional de España gebracht. Ein Kapitell kam 1932 in das Fogg Art Museum der Harvard University. Trotz der Deklaration als Monumento Nacional (Baudenkmal, seit 1985 Bien de Interés Cultural) im Jahr 1914 war das Kloster zu Beginn des 20. Jahrhunderts völlig verwahrlost, Gewölbe und Wände waren eingestürzt. Bei einer Restaurierungskampagne in den Jahren 1955 bis 1968 wurde das Dach der Kirche neu gedeckt, der Kreuzgang und der Kapitelsaal von Schutt befreit und fast wieder neu aufgebaut. Die grundlegende Restaurierung erfolgte erst nach der Gründung der Asociación de Amigos del Monasterio de Aguilar im Jahr 1978, aus der 1994 die Fundación Santa María la Real hervorging.
Kirche
Außenbau
Über der Westfassade erhebt sich ein spitz zulaufender Glockengiebel (Espadaña), der oben in der Mitte von einer rundbogigen Öffnung und auf der unteren Ebene von einer Viererarkade durchbrochen ist.
Portal
Das Westportal wie auch das darüberliegende Rundbogenfenster stammen aus der spätromanischen Bauphase. Das Portal ist von schlichten Archivolten umgeben, die mit großen Blättern verzierten Kapitelle der eingestellten Säulen sind stark beschädigt.
Innenraum
Im Inneren gliedern mächtige Pfeiler mit Säulenvorlagen das dreischiffige Langhaus in vier Joche, die mit Kreuzrippengewölben gedeckt sind. Ein Querhaus öffnet sich zum gotischen Chor, der in der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet wurde.
Grabmonumente
In der Kirche werden mehrere Sarkophage aus dem 13. und 14. Jahrhundert aufbewahrt. Sie sind mit den Wappen der Familien Castañeda und Villalobos verziert. Einige sind mit Liegefiguren ausgestattet wie die Gräber von Nuño Díaz de Castañeda und Pedro Díaz de Castañeda, deren Namen sowie die Jahreszahlen 1293 bzw. 1300 aus einer Inschrift am Kopfende hervorgehen. Ein nur mit einem Deckel versehener Sarkophag, der mit vielen Wappen geschmückt ist, trägt seitlich eine Inschrift mit dem Namen des Bildhauers: „JOAN ALFONSO DE MUDA CANTERO ME FIZO“ (der Steinmetz Juan Alfonso aus Muda schuf mich).
Kreuzgang und Kapitelsaal
Der Kreuzgang stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und ist bereits der Gotik zuzuordnen, auch wenn die Kapitelle, von denen sich nur noch wenige an Ort und Stelle befinden, mit den romanischen Kapitellen der Region eng verwandt sind. Die ursprüngliche Holzdecke wurde im 18. Jahrhundert durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt, als man im oberen Geschoss die Zellen für die Chorherren einrichtete.
An die östliche Galerie des Kreuzgangs schließt sich der Kapitelsaal an, zu dem sich ein großer Rundbogen öffnet, neben dem auf beiden Seiten zwei weitere, von schlanken Säulen flankierte und auf Sockeln stehende Bogenöffnungen angeordnet sind. Zwei zentrale Pfeiler mit Säulenvorlagen unterteilen den Kapitelsaal in sechs mit Kreuzrippengewölben gedeckte Joche. Die meisten der ursprünglichen Kapitelle des Kapitelsaales wie des Kreuzgangs befinden sich im Archäologischen Nationalmuseum in Madrid.
- Kapitelsaal
- Kreuzgang
- Kapitell des Kreuzgangs
- Kapitell des Kreuzgangs
Literatur
- Jaime Cobreros: Las Rutas del Románico en España. Bd. 1, Madrid 2004, ISBN 84-9776-010-7, S. 103–104.
- Carlos M. Martín Jiménez: Las mejores rutas por el Románico de Palencia. Edilesa, León 2008, ISBN 978-84-8012-632-8, S. 126–129.
- César del Valle Barreda: Antigua Merindad de Aguilar de Campoo. Fundación Santa María la Real, Aguilar de Campoo 2009, ISBN 978-84-89483-55-2, S. 14–16.
Weblinks
- Aguilar de Campoo – Santa María la Real romanicoaragones.com (spanisch, abgerufen am 16. August 2013)
- Monasterio de Santa María la Real Fundación Santa María la Real (spanisch, abgerufen am 16. August 2013)