Kirjat Arba
Kirjat Arba (Stadt der Vier, hebräisch קריית ארבע) ist eine israelische Siedlung im Westjordanland, biblisch als Judäa und Samaria bekannt. Sie liegt am Stadtrand von Hebron, rund 40 Kilometer südlich von Jerusalem. Die Siedlung wurde 1970 von jüdischen Siedlern unmittelbar östlich von Hebron auf einer verlassenen Militärbasis gegründet. Die ersten 120 der heute 7272 Bewohner (Stand 31. Dezember 2016)[1] zogen 1971 in die ersten Häuser ein. Weitere rund 3000 Israelis leben in mehreren kleineren Siedlungen in der Umgebung; z. B. Bet Chaggai im Süden oder Giv'at Charsina im Osten von Hebron. Der Bürgermeister von Kirjat Arba ist Tzvi Katzover.
Da Kirjat Arba als Vorort von Hebron gesehen werden kann, werden bevölkerungsstatistisch die jüdischen Siedler, die in den winzigen jüdischen Enklaven in Hebron leben, auch zu Kirjat Arba gezählt. Sie gelten als der harte Kern der radikalen Siedlerbewegung, die unter Berufung auf das biblische Eretz Israel das mehrheitlich von Palästinensern bewohnte Westjordanland beanspruchen.
Kiryat Arba zieht wegen der hohen Arbeitslosigkeit in Hebron viele palästinensische Wanderarbeiter an.[2]
Geschichte
Die Tora enthält den Begriff Kirjat Arba als alte Bezeichnung Hebrons (Genesis 23,2). Dort wird Kirjat Arba als Stadt des Stammes Juda beschrieben, in der Abraham und David gewirkt haben. Die heutigen jüdischen Siedler sehen sich dieser Tradition verpflichtet und leiten daraus die religiöse Bedeutung Hebrons und die Begründung der Siedlung Kirjat Arba ab.
Nachdem jahrhundertelang Araber und Juden gemeinsam in Hebron lebten, wurden am 23. August 1929 67 jüdische Einwohner der Stadt im organisierten Massaker von Hebron ermordet, die überlebenden Juden flohen aus Hebron. Die Rabbiner Mosche Levinger und Eliezer Waldmann wollten nach dem Sechstagekrieg die jüdische Präsenz in Hebron erneuern. Zum Pessach-Fest 1968 zog Levinger mit 87 Anhängern und Verwandten in das Park Hotel von Hebron. Zwei Tage später verkündete er, die Gruppe beabsichtige in Hebron zu bleiben, um eine jüdische Präsenz in Hebron zu erzwingen. Verteidigungsminister Mosche Dajan wollte die Siedler entfernen und schlug eine nahe gelegene Militärbasis als Siedlungsort vor. Nach Verhandlungen zwischen Levinger und der von der Arbeitspartei Avoda geführten Regierung wurde die Siedlung Kirjat Arba 1970 im Osten von Hebron auf dem Gelände einer ehemaligen Militärbasis gegründet.
Baruch Goldstein, der am 25. Februar 1994 das Massaker in der Höhle der Patriarchen in Hebron verübte, lebte in Kirjat Arba, wo sich auch sein Grab befindet.[2]
Im September 2011 wurde in Kirjat Arba ein Kulturhaus eingeweiht, was Proteste von israelischen Künstlern und Intellektuellen provozierte, die an einem Ort, bei dem so viele Dinge mit meiner Lebensauffassung kollidieren, nicht auf die Bühne gehen wollen (Schauspieler Rami Baruch).[3]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner | Steigerung |
---|---|---|
1980 | 3.000 | – |
1981 | 3.100 | + 3,33 % |
1982 | 3.340 | + 7,74 % |
1983 | 3.080 | - 7,79 % |
1984 | 3.540 | +14,93 % |
1985 | 3.670 | + 3,67 % |
1986 | 3.600 | - 1,91 % |
1987 | 3.700 | + 2,77 % |
1988 | 3.750 | + 1,35 % |
1989 | 3.870 | + 3,20 % |
1990 | 4.290 | +10,85 % |
1991 | 4.670 | + 8,85 % |
1992 | 4.910 | + 5,13 % |
1993 | 5.070 | + 3,25 % |
1994 | 5.120 | + 0,98 % |
1995 | 5.220 | + 1,95 % |
1996 | 5.810 | +11,30 % |
1997 | 6.030 | + 3,78 % |
1998 | 6.190 | + 2,65 % |
1999 | 6.240 | + 0,80 % |
2000 | 6.380 | + 2,24 % |
2001 | 6.440 | + 0,94 % |
2002 | 6.580 | + 2,17 % |
2003 | 6.605 | + 0,37 % |
2004 | 6.651 | + 0,69 % |
2005 | 6.8001 | + 2,4 %1 |
2006 | – | – |
Quelle: Israelisches Zentralbüro für Statistik |
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Mai 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Israelisches Zentralbüro für Statistik abgerufen am 21. April 2018.
- Nils Metzger: Die unbeirrten Siedler von Kiryat Arba. In: Zeit Online. 20. September 2011, abgerufen am 21. September 2011.
- Bühne für radikale Siedler. In: FAZ. 21. September 2011, S. 31.