Kilgulbin-Hängeschüssel
Die Kilgulbin-Hängeschüssel (CIIC 1086)[1] ist ein archäologischer Fund, der 1927[2] in einem Moor im Townland Kilgulbin East (irisch Cill Ghuilbin Thoir) in der Nähe von Ardfert, Grafschaft Kerry, Irland, in etwa 90 cm Tiefe beim Torfstechen entdeckt wurde.[3] Es ist eine dreikantige Hängeschüssel aus Bronze mit einer Ogham-Inschrift.[4] Die Hängeschüssel selbst wird wegen ihrer speziellen Form auf etwa 400 n. Chr. datiert. Sprachliche Gründe legen nahe, dass die Einritzung der Ogham-Inschrift wahrscheinlich erst viel später, nämlich zwischen 650 und 800 n. Chr., erfolgte.[5] Der Fund wird im Nationalmuseum von Irland in Dublin aufbewahrt.[6]
Beschreibung
Die Kilgulbin-Hängeschüssel wurde aus einem einzigen Stück dünner Bronze hergestellt. Sie hat die Form eines auf den Kopf gestellten dreikantigen Pyramidenstumpfes mit gewölbten Kanten. Die drei Seitenlängen an der Schüsselöffnung betragen 24,5 cm, 24,7 cm und 24,8 cm. Auf der Schüsselunterseite mit den kürzeren Seiten beträgt die durchschnittliche Seitenlänge 14 cm. Der Rand der Öffnung ist zur Verstärkung umgestülpt und hat eine Breite von 7 mm. Die Höhe der Schüssel beträgt 8 cm.[7] Etwa in der Mitte an jeder der drei Seiten an der Schüsselöffnung ist eine Attasche zum Aufhängen,[8] die mit einem an der Schüsselwand angebrachten Plättchen verbunden ist. An einem dieser Haken befindet sich noch ein Ring für die Aufhängung; die beiden anderen gingen in der Zeit nach der Entdeckung verloren. Die einzelnen Plättchen sind ohne Haken im Durchschnitt jeweils 6,2 cm lang.[9]
Inschrift
Auf der Hängeschüssel ist eine zweiteilige Ogham-Inschrift zu erkennen. Bei einer Zeile kommen Macalister einerseits und Raftery mit McManus andererseits bei zwei Ogham-Zeichen zu unterschiedlichen Lesungen. Die Inschrift BLADNACH CUILEN befindet sich außen auf einem Plättchen, das mit dem Aufhängehaken verbunden und auf der Außenseite der Schüssel befestigt ist. Die Ogham-Zeichen werden vom Haken aus von oben nach unten gelesen. Die zweite Inschrift BLADNACH COGRADEDENA (bzw. COGRACETENA) ist beträchtlich abgenutzt, aber immer noch lesbar. Sie befindet sich auf dem umgestülpten Rand an einer Seite der Schüsselöffnung.[10] Als Zeichen mit dem Lautwert E wurde ein Forfid[11] verwendet.
BLADNACH und CUILEN sind wahrscheinlich Eigennamen, der Rest kann nicht sicher übersetzt werden.[12]
Lesung nach Macalister:[13]
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Übertragung:
- BLADNACH COGRACETENA
- BLADNACH CUILEN
Lesung nach McManus und Raftery:[14]
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Übertragung:
- BLADNACH COGRADEDENA
- BLADNACH CUILEN
Verwendung
In der Fachwissenschaft wird die Kilgulbin-Hängeschüssel als eine Hängelampe in der Form einer Schüssel angesehen.[15]
Besonderheit
Die Kilgulbin-Hängeschüssel gehört zu den nur elf bis heute in der Ogham-Fachliteratur erwähnten seltenen Kleinfunden, also Funde, bei denen die Ogham-Zeichen nicht in Steinplatten und Steinsäulen (etwa 400), sondern in kleine Objekte (vorwiegend Alltagsgegenstände) eingeritzt sind.[16] Davon wurden einschließlich der Kilgulbin-Hängeschüssel sechs in Irland entdeckt, nämlich noch der Ballinderry-Würfel, die Ballyspellan-Fibel, der Dublin-Castle-Kamm, die Ennis-Perle und der Tullycommon-Knochen.
Literatur
- Buchanan, Donal B.: The Decipherment of Scholastic Ogham. Introduction – Abbreviations – Inscriptions, o. O. o. J.
- Bruce-Mitford, Rupert Leo Scott/Raven, Sheila: The Corpus of Late Celtic Hanging-Bowls, Oxford 2005
- Macalister, R. A. S. (Robert Alexander Stuart): Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum 1I, Dublin 1949
- McManus, Damian: A Guide to Ogam, Maynooth Monographs 4, Maynooth 1991
- Raftery, Joseph: The Cuillard and Other Unpublished Hanging Bowls, in: JRSAI (Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland) 96/1 (1966), S. 29 – S. 38
- Steuer, Klaus: Parallelen zu dreieckigen Schalen in Irland und Norwegen, in: Eine dreieckige Bronzeschale mit einer Runeninschrift aus dem wikingerzeitlichen Haithabu. Nach 50 Jahren neu gelesen, ZAM 44 (2016), S. 74; mit Abbildung
Weblinks
- Foto der Kilgulbin-Hängeschüssel auf Bildtafel 1 (vor S. 29), links oben (Querformat, vgl. Bildbeschreibungen)
- Fotos ähnlicher Hängeschüsseln ohne Ogham-Inschrift sowie Beschreibung der Kilgulbin-Hängeschüssel S. 331 – S. 333
- Shanahan, Tom: The Hanging Bowl
- Ireland's Ogham Inscriptions. Kilgulbin East
Einzelnachweise und Anmerkungen
- In der Fachliteratur allgemein verwendete Bezeichnung gemäß R. A. S. Macalisters noch heute zitiertem Standardwerk „Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum 2“ von 1949
- Raftery, S. 30
- McManus, S. 132; Raftery, S. 30 sowie Ausführungen von Shanahan
- McManus, S. 132 sowie Raftery, S. 30
- Raftery, S. 31, S. 37 u. S. 38; Steuer, S. 74: „...nicht früher als 650 n. Chr. zu datieren.“
- McManus, S. 132
- Raftery, S. 33
- Steuer, S. 74
- Raftery, S. 31 u. S. 33
- Raftery, S. 31
- Verwendung dieses Zeichens auch für die Lautfolge EA; eines der nach den 20 ursprünglichen Ogham-Zeichen entstandenen zusätzlichen Zeichen (Singular „Forfid“, Plural „Forfeda“)
- MacManus, S. 132; sprachliche Interpretationen und Übersetzungsversuche bei Buchanan, S. 45 u. S. 46 sowie auf Netzseite von Erich Fred Legner
- Macalister, CIIC 1086
- Raftery, S. 33; MacManus, S. 132
- Macalister, CIIV 1086 sowie Bruce-Mitford, S. 333
- Erwähnungen und Beschreibungen z. B. durch Donal B. Buchanan, Katherine Stuart Forsyth, Robert Alexander Stewart Macalister, Barry Raftery