Ballyspellan-Fibel
Die Ballyspellan-Fibel (CIIC 27)[1] ist ein archäologischer Fund, der 1806 durch einen Bauern beim Graben auf dem Hügel im Townland Ballyspellan (irisch Baile Uí Spealáin),[2][3] Grafschaft Kilkenny, Irland, entdeckt wurde. Es handelt sich um eine Ringfibel aus Silber mit einer 25,2 cm langen Nadel.[4] Auf der Rückseite der Gewandnadel sind vier Zeilen in Ogham-Inschrift eingeritzt. Aufgrund der Art der Verzierungen wird die Fibel ins 9. Jahrhundert n. Chr. datiert.[5] Der Fund wird im Nationalmuseum von Irland in Dublin aufbewahrt.
Inschrift
Die Ogham-Zeichen sind auf der Rückseite der Ballyspellan-Fibel sauber eingeritzt. Die für viele Ogham-Inschriften typischen Anfangspfeile (nach rechts verlaufend), die auch die Leserichtung anzeigen, werden vor jedem neuen Wort verwendet. Für den Laut E wird bis auf eine Ausnahme (erstes E in CNAEMSECH) siebenmal das Forfid[6] ᚕ verwendet, das in der Fachliteratur auch mit EA übertragen wird. Im Gegensatz zu Macalister, der ᚕ auf der Ballyspellan-Fibel durchgehend mit E überträgt, transkribiert Ziegler dieses Forfid sechsmal mit EA (nicht in CELLACH). Macalister vermutet in den vier Zeilen die Namen der aufeinander folgenden Besitzer der Fibel.[7] Ziegler vermutet ebenfalls „lauter Eigennamen“.[8]
Übertragung und Übersetzung nach Macalister:[9]
- CNAEMSECH CELLACH
- Cnaemsech, (Sohn des) Cellach
- MINODOR MUAD
- Minodor, der Edle
- MAELMAIRE[10]
- Mael-Maire
- MAELUADAIG MAELMAIRE
- Mael-Uadaig, (Sohn des) Mael-Maire
Übertragung nach Ziegler[11]
- CNAEMSEACH CELLACH
- MINODOR MUAD
- MAEALMAIREA
- MAEALUADAIG MAEALMAIREA
Besonderheit
Die Ballyspellan-Fibel gehört zu den bis heute in der Ogham-Fachliteratur nur elf erwähnten seltenen Kleinfunden, also Funde, bei denen die Ogham-Zeichen nicht in Steinplatten und Steinsäulen (etwa 400), sondern in kleine Objekte (vorwiegend Alltagsgegenstände) eingeritzt sind.[12] Davon wurden einschließlich der Ballyspellan-Fibel sechs in Irland entdeckt, nämlich noch der Ballinderry-Würfel, der Dublin-Castle-Kamm, die Ennis-Perle, die Kilgulbin-Hängeschüssel und der Tullycommon-Knochen.
Literatur
- Graves, Charles: On a Silver Brooch, with an Inscription in the Ogham Character, in: Proceedings of the Royal Irish Academy (PRIA) 4 (1847 – 1850), S. 183
- Macalister, R. A. S. (Robert Alexander Stuart): Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum 1, Dublin 1996 (Nachdruck von 1945)
- Mahr, Adolf: Irish Early Christian Handicraft, in: NMAJ (North Munster Antiquaries) Bd. 1/Nr. 2 (1937), S. 57 – S. 66
- Ziegler, Sabine: Die Sprache der altirischen Ogam-Inschriften. Historische Sprachforschung (Historical Linguistics), Ergänzungsheft 36, Göttingen 1994, S. 93 – auch Abzeichnung der Fibel mit Ogham-Inschrift
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- In der Fachliteratur allgemein verwendete Bezeichnung gemäß R. A. S. Macalisters Nummerierung in seinem noch heute zitiertem Standardwerk „Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum“ von 1945 (Nachdruck 1996)
- Macalister, S. 32
- logainm.ie
- Netzseite des Irischen Nationalmuseums
- Macalister, S. 32 sowie Netzseite des Irischen Nationalmuseums. Ziegler nimmt für die Datierung die Zeit zwischen 900 und 1000 n. Chr. an (Ziegler, S. 93). Buchanan u. a. datieren die Gewandnadel dagegen vom Ende des 11. Jahrhunderts bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts; vgl. Buchanan, S. 50 – S. 51.
- Ein „Forfid“ (Singularform; Plural „Forfeda“) ist eines der nach den 20 ursprünglichen Ogham-Zeichen entstandenen zusätzlichen Zeichen.
- Macalister, S. 32
- Ziegler, S. 93
- Macalister, S. 32
- In der Nachzeichnung fehlt das erste ᚐ (A). Macalister bedauert und berichtigt dies in der Fußnote 2 auf S. 32.
- Ziegler, S. 93
- Erwähnungen und Beschreibungen z. B. durch Donal B. Buchanan, Katherine Stuart Forsyth, Robert Alexander Stewart Macalister, Barry Raftery