Kazoh Kitamori
Kazoh Kitamori (japanisch 北森 嘉蔵 – Kitamori Kazō; * 2. Januar 1916 in Kumamoto; † 29. September 1998 in Takasaki) war ein japanischer protestantischer Theologe und Hochschullehrer der Vereinigten Kirche Christi in Japan.
Leben
Kitamori wuchs in einer Familie auf, die dem Jōdo-Shinshū-Buddhismus anhing.[1] In seinem ersten Jahr als Student an der Universität Kyōto geriet Kitamori in eine Lebenskrise. 1934 las er ein Werk von Shigehiko Satō über Luthers Römerbriefkommentar.[1] Er empfing daraufhin in der lutherischen Kirche die Taufe und trat direkt danach in das Japan Lutheran Theological Seminary ein. Am Tokyo Union Theological Seminary hatte er den Lehrstuhl für Systematische Theologie (Dogmatik) von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1984 inne.
Werk
Kitamoris Hauptwerk, „Theologie des Schmerzes Gottes“ (神の痛みの神学 Kami no itami no shingaku), wurde bereits 1946 und vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs niedergeschrieben. Es gilt als japanische Kreuzestheologie und wurde in den 1960er Jahren in verschiedene westliche Sprachen übersetzt. Kitamori verbindet im Konzept des leidenden Gottes biblische Impulse (zum Beispiel Jer 31,20 , Jes 63,15 ) mit dem Gedanken von tsurasa (Tragik, Agonie) aus der klassischen japanischen Literatur.[2] Er schöpft aus einer intensiven Kenntnis japanischer Philosophie und Mahayana-Buddhismus. An der Universität Kyōto wurde er von der Philosophie Nishida Kitarōs geprägt. Außerdem studierte Kitamori das Werk von Karl Barth, mit dem er sich kritisch auseinandersetzte.[2]
Wilfried Joest charakterisiert Kitamoris Entwurf als „sehr eigenartig formulierte“ Kreuzestheologie, die in der Sache aber den Entwürfen von Eberhard Jüngel und Jürgen Moltmann nahe stehe. Kitamori verstehe das Kreuz als Übernahme des Leidens durch Gott auf Grund seiner Liebe. „Gott muß die Sünde hassen und kann den Sünder nicht ertragen. Aber nun geschieht es, daß Gott diesen Menschen, der nicht geliebt werden kann, dennoch nicht aufhört zu lieben. Daran wird sein Zorn zum Schmerz um den Menschen, und aus dem Schmerz bricht die Liebe aufs neue hervor.“ Gott leide an der Unannehmbarkeit des Menschen und nehme ihn dennoch an.[3]
Veröffentlichungen
- Theologie des Schmerzes Gottes. Übersetzt aus dem Japanischen von Tsuneaki Kato und Paul Schneiss. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972.
Einzelnachweise
- Hisakazu Inagaki, J. Nelson Jennings: Philosophical Theology and East-West Dialogue, Amsterdam / Atlanta 2000, S. 101.
- J. Nelson Jennings: Theology in Japan. In: Mark Mullins (Hrsg.): Handbook of Christianity in Japan, Leiden / Boston 2003, S. 181–204, hier S. 196.
- Wilfried Joest: Dogmatik. Band 1: Die Wirklichkeit Gottes 3. Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, S. 251 f.
Literatur
- S. Noma (Hrsg.): Kitamori Kazō. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 794.