Kauderwelsch
Kauderwelsch ist eine Bezeichnung für eine verworrene Sprechweise, ein unverständliches Gemisch aus mehreren Sprachen oder eine unverständliche fremde Sprache.
Etymologie
Die Etymologie des vor dem 16. Jahrhundert entstandenen Wortes ist nicht eindeutig. Der zweite Wortbestandteil welsch ist eine alte deutsche Bezeichnung für die romanischen Sprachen und ihre Sprecher, die sich in geographischen Bezeichnungen wie Welschschweiz, Welschtirol, Wallonien, Walachei oder Wales findet. Für den ersten Wortteil werden unterschiedliche Herleitungen genannt.
- Nach den Fachwörterbüchern (Kluge, Landmann, Wolf) stammt das Wort von kaudern „Zwischenhandel treiben, makeln“, so dass ursprünglich das „Welsch“ (Romanisch) italienischer Händler und Geldwechsler (vgl. Fischart: „die welschen hausierer, kauderwelschen Lamparter“, also Lombarden) oder allgemeiner die Geheimsprache (Rotwelsch) fahrender Händler und Hausierer gemeint wäre. Das Wörterbuch der Brüder Grimm verzeichnet außerdem lautmalerisches kaudern (dazu kuttern vom Kollern des Taubers, küttern vom Hahn sowie die Kodderschnauze) mit den Bedeutungen „wie ein Truthahn kollern“ und „plappern, unverständlich sprechen“.
- Luther bezog das Wort auf die Rätoromanen (der Chauderwelschen oder Churwallen kahle Glossen), so dass es ursprünglich die „welsche Sprache der Einwohner von Chur in Graubünden, Churwelsch, Churer-Welsch“ bedeutet und dann die allgemeine Bedeutung „unverständliche Sprache“ angenommen hätte. (Vgl. auch spanisch Chau Chau für Kauderwelsch als Bezeichnung ausländischer Sprachen). Bürger wie Hermannus Kudirwale (Köln, 1247) und Berchtold Khawderwalch (Rain am Lech, 1379) waren laut Friedrich Kluge und Alfred Götze Rätoromane aus dem Rheintal von Chur, dessen Name im benachbarten Tirol seit etwa 1050 „Kauer“ lautet. Über „Kaurerwelsch“ sei dann „Kauderwelsch“ entstanden. Um 1450 schrieb der Schwabe Hermann von Sachsenheim „Churwalchen ist ein pöse Sprach, besonders in dem Engendin“.[1] Auch gemäß dem neueren Duden Herkunftswörterbuch besteht der Zusammenhang zu Chur darin, dass der Ortsname im Tirolerischen Kauer heißt und demzufolge das Wort eigentlich Churromanisch bedeuten würde.
- Der erste Teil des Wortes gehe zurück auf Frühneuhochdeutsch kūder ‚Werg‘. Zunächst soll der Kauderwelsch die abwertende Bezeichnung für den italienischen Flachs- und Werghändler gewesen sein.[2]
Literatur
- Friedrich Kluge (Begr.), Elmar Seebold (Bearb.): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23., erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012922-1, S. 434.
- Salcia Landmann: Jiddisch. Abenteuer einer Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1964, S. 80.
- Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Bibliographisches Institut, Mannheim 1956, S. 9.
- Duden Herkunftswörterbuch (Etymologie der deutschen Sprache), Dudenverlag, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 3. Auflage (2001), S. 398.
- Kauderwelsch. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 5: Gefoppe–Getreibs – (IV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1897, Sp. 308–310 (woerterbuchnetz.de).
- kaudern. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 5: Gefoppe–Getreibs – (IV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1897 (woerterbuchnetz.de).
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Kauderwelsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
- Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 359.
- Karl I. Trübner: Trübners Deutsches Wörterbuch. In: Walter Heuer: Darf man so sagen? Kritisch-vergnügliche Glossen zu unserer Gegenwartssprache (Deutsch unter der Lupe, Band 2). Buchverlag der NZZ, Zürich 1976, S. 24.
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