Kater Blau
Der Kater Blau ist ein Berliner Techno-Club auf dem Gelände des alternativen Stadtquartiers Holzmarkt 25. Der Club steht in der Tradition seiner Vorgänger, Bar 25 und Kater Holzig, die am Spreeufer als Zwischennutzungen entstanden waren. Er wurde im Jahr 2014 eröffnet.[1][2]
Betreiber ist die 2014 gegründete Kater Club GmbH.[3] Geschäftsführer ist Christoph Klenzendorf, der zuvor schon die beiden Vorgängerclubs mitgegründet hatte.[4][5]
Geschichte
Überblick
Sowohl personell und vom musikalischen Konzept, als auch von den genutzten Örtlichkeiten und der Einrichtung her, lässt sich eine enge Verbindung vom Kater Blau über den Kater Holzig bis zur Bar 25 ziehen.
Bar 25
Die Bar 25 (Eigenschreibweise Bar25, kurz Bar) war ein Techno-Club am Spreeufer in Berlin-Friedrichshain, wenige Meter entfernt vom Standort des heutigen Kater Blau. In der Zeit ihres Bestehens von 2003 bis 2010 entwickelte sich die Bar 25 zu einem der wichtigsten Clubs der Stadt und erreichte auch internationale Bekanntheit[6].
Kater Holzig
Nach dem Ende der Bar 25, die sich auf einem Grundstück der städtischen Müllentsorgungsgesellschaft BSR befand, das im Rahmen des Stadtentwicklungsmasterplans Mediaspree an Investoren verkauft werden sollte, eröffneten die Betreiber auf der anderen Spreeseite den weitläufigen Club Kater Holzig in einer alten Seifenfabrik. In den Räumlichkeiten befand sich bis 1993 bereits der Club Planet.[7] Seitens der Vermieter wurde die Nutzung von Anfang an auf drei Jahre befristet.[8] Ebenso wie zuvor schon die Bar 25, wurde auch der Kater Holzig international bekannt.[9] Unter der von Resident Dirty Doering angemeldeten Marke Katermukke traten die Macher auch mit einem Label an die Öffentlichkeit. Das Label überlebte die Zeit im Kater Holzig und wird heute von Dirty Doering weitergeführt. Ursprünglich sollte der Club nach dem Ende der planmäßigen Nutzungszeit auf der nördlichen Spreeseite unter demselben Namen weiter betrieben werden.[10] Die Betreibergesellschaft KaterHolzig GmbH geriet jedoch bald in wirtschaftliche Schwierigkeiten und meldete schließlich Insolvenz an,[11] so dass der neue Club ab dem ersten Augustwochenende 2014 unter dem neuen Namen Kater Blau betrieben wurde.[2]
Geländekauf und Holzmarkt 25 - Quartier
Nach der Schließung des Kater Holzig wandte sich ein Teil der Crew wieder dem nördlichen Spreeufer zu. Die Fläche, auf der sich die Bar 25 befunden hatte, war Eigentum der BSR und sollte gegen Höchstgebot an einen Immobilienentwickler verkauft werden.[12] Sie war Teil des Entwicklungsplans Mediaspree und sollte mit dichten Bürogebäuden bis unmittelbar an das Spreeufer bebaut werden.
In der Zwischenzeit organisierte sich eine Gruppe um die ehemaligen Betreiber als Genossenschaft Holzmarkt 25 eG neu. Ihr Konzept, ein gemischtes Stadtquartier mit öffentlichem Spreeufer als Alternative zur Mediaspree-Planung zu errichten, fand zwar politische Unterstützung, jedoch entschied der Senat der Stadt Berlin schließlich an den Plänen des Grundstücksverkauf per Höchstgebot festzuhalten und das Grundstück nicht per Erbbaurecht oder im Konzeptverfahren zu vergeben.[13][14][15]
In Zusammenarbeit mit der Basler Pensionskasse Stiftung Abendrot gab die Genossenschaft schließlich ein Kaufgebot für das 12.000 Quadratmeter große Bar-Gelände an der Holzmarktstraße ab und erhielt mit dem höchsten Gebot den Zuschlag[16]. Die Stiftung ist seither Eigentümerin der Fläche, die Genossenschaft tritt als Erbbauberechtigter auf. Der Kaufpreis wurde nicht veröffentlicht, nach Angaben der Verkäuferin handelte es sich um das höchste Gebot. Fachleute schätzen den Kaufpreis in einer Größenordnung von 50 Millionen Euro.[17][18][19][20]
Kater Blau
Im Sommer 2014 eröffnete schließlich am Rande dieses Geländes am nördlichen Spreeufer der Kater Blau, fast an der Stelle, wo ursprünglich die Bar 25 war.
Der Kater Blau öffnet regelmäßig in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen Mitternacht und schließt am Samstagnachmittag. In der Nacht auf Sonntag öffnet der Club erneut gegen Mitternacht und hat dann durchgehend bis Montagabend geöffnet. Mitunter gehen die Partys aber auch länger. Musikalisch steht eine breite Palette von House- und Techno-DJs auf dem Programm,[21] von bisher unbekannten bis hin zu international bekannten Künstlern, wie beispielsweise im August 2015 Claude VonStroke oder im September 2015 Moonbootica. Die musikalische Identität des Clubs wird vor allem über die sogenannten Resident-DJs geprägt, die der Club als "Hauskater" auf seiner Website führt.[22] Je nach Jahreszeit, Uhrzeit und Programm bilden sich vor der Einlasstür kürzere oder längere Warteschlangen.[23] Die Türsteher, die teilweise auch schon für die Vorgängerclubs gearbeitet haben, sind für eine vergleichsweise strenge Auswahl der Gäste bekannt.[24] Im Innern der Gebäude gibt es zwei Tanzflächen, den Heinz Hopper Floor, der die ganze Zeit über bespielt wird, und den etwas kleineren Acid Bogen, der vor allem mit experimenteller und Live-Musik bespielt wird. Zum weitläufigen Außengelände gehört auch das Deck eines saisonal verankerten Bootes.[25] Hier legen bei ausgewählten Veranstaltungen tagsüber und bei gutem Wetter ebenfalls mitunter DJs auf. Teile der Bareinrichtung stammen noch aus der Bar 25.
Außerhalb der üblichen Öffnungszeiten finden auch andere kulturelle Veranstaltungen, beispielsweise Theateraufführungen, Lesungen oder Podiumsdiskussionen auf dem Gelände statt. Die Clubbetreiber engagierten sich in Zusammenarbeit mit der Trägergenossenschaft des Holzmarkt-Grundstücks in der Vergangenheit bei der Unterbringung von Geflüchteten[26].
Im Zuge der COVID-19-Pandemie war der Kater Blau mutmaßlich einer der Berliner Clubs, in denen Gäste laut Medienberichten zur Verbreitung des Virus in Berlin beigetragen haben sollen,[27][28] nachdem ein infizierter Gast Anfang März 17 Stunden lang im Club gefeiert hatte.[29] Die Betreiber schlossen den Club daraufhin noch vor der behördlichen Anordnung durch die Stadt.[30]
Der Club beteiligte sich an der Aktion „United We Stream“ der Berliner Clubszene, die durch die Maßnahmen gegen COVID-19 massive Einbußen hinnehmen mussten.[31]
Holzmarkt-Konzept
Seit 2012 wurde auf dem Grundstück am Spreeufer (einer ehemaligen Konversionsfläche der BSR) das Nachfolgeprojekt Holzmarkt 25 geplant und umgesetzt, das das Konzept der Bar 25 aufgreifen sollte, aber als öffentliches Stadtquartier deutlich größer angelegt ist. Auf dem Gelände wurden durch die Genossenschaft mehrgeschossige Beton- und Holzgebäude als Werkstätten, Ateliers, Studios und Veranstaltungsflächen errichtet, die mit Holzaufbauten und temporären Gebäuden ergänzt wurden. Ziel war es, einen vollständigen Stadtteil zu entwickeln, auf dem Kultur, Gewerbe und urbane Landwirtschaft gleichermaßen einen Platz erhalten und dauerhaft zu bezahlbaren Preisen in der Innenstadt gesichert sind[32]. Das alternative Stadtquartier ist zwischen 2012 und 2017 verwirklicht worden und heute ein international bekanntes Beispiel für nutzergetriebene Stadtentwicklung.[33][34] Ein wesentlicher Teil des Projektes, das Eckwerk, erhielt jedoch aus unterschiedlichen Gründen kein Planungs- und damit auch kein Baurecht. Es kam zu einem Streit mit dem Baustadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt, über die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes 2-36, der auch die politischen Ziele des Bürgerbegehrens "Spreeufer für Alle" festschreiben sollte[35]. Eine Klage der Eckwerk Entwicklungs GmbH, die den Bezirk auf Schadensersatz verpflichten sollte, scheiterte im Jahr 2020 vor dem Berliner Landgericht.[36][37]
Neueste Entwicklung seit Sommer 2019
Nach der gescheiterten Baurechtschaffung für das Eckwerk-Projekt, gab die Holzmarkt Genossenschaft ihre Pläne auf und die Stiftung Abendrot nahm das Erbbaurecht wieder an sich[38]. Bereits im Jahr 2018 wendete sich die Genossenschaft mit einem offenen Brief an den Bezirk und die Stadt[39].
Ein Vermittlungsversuch eines "Rates", bestehend aus der Architektin und ehemaligen Leiterin der Architekturwerkstatt des Senatsbaudirektors von Berlin, Barbara Hoidn, dem Hamburger Clubbetreiber und Projektentwickler John Schierhorn und dem ehemaligen Berliner Justizsenator und Bürgermeister Wolfgang Wieland, zwischen Genossenschaft und Baustadtrat Florian Schmidt, brachte schließlich keine Einigung.[40][41]
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gab im Jahr 2019 bekannt, mit dem Grundstückseigentümer, der Schweizer Stiftung Abendrot, einen Letter of Intent vorzubereiten. Auf dem Grundstück des gescheiterten Eckwerk-Projektes soll demnach ein nahezu identisches Konzept wie das der Genossenschaft[42] realisiert werden, jedoch ohne deren weitere Beteiligung. Ein "dichtes Hochhausensemble" mit bezahlbaren Studenten-Wohnungen und ein Gründerzentrum sollen gebaut werden. Gewerbemieter, für die ein Drittel der Nutzfläche vorgesehen ist, werden in Zusammenarbeit mit einer Universitätseinrichtung und einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft gesucht.[43] Bis zum heutigen Zeitpunkt ist das Konzept nicht umgesetzt und die Zukunft der Grundstücksnutzung offen[44].
Weblinks
Einzelnachweise
- Kater Holzig feiert Wiedereröffnung.
- https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/eroeffnung-des-kater-holzig-nachfolgers-tanzen-im-schwitzkasten-kater-blau-li.50310
- Homepage von Kater Blau
- Philipp Oehmke: Hipster Village: Berlin Nightlife Grows Up. In: Spiegel Online. 4. September 2014, abgerufen am 10. Juni 2018.
- http://www.morgenpost.de/berlin/article114296121/Projekt-Holzmarkt-Die-grosse-Freiheit-an-der-Spree.html
- Frédéric Schwilden: Bar 25: Ein verflossener Hippie-Traum in Berlin. In: DIE WELT. 26. Juli 2013 (welt.de [abgerufen am 9. Februar 2021]).
- Björn Seeling: Per Rad zu den legendären Clubs von Berlin. In: Der Tagesspiegel. 29. August 2015, abgerufen am 12. November 2019.
- Kater Holzig auf youtube.com
- Kater Holztiug: Musik und Party
- Kater Holzig macht rüber auf die andere Spreeseite auf Berliner Morgenpost.
- Ralf Schönball: Telefon, Gas, Elektrik, unbezahlt, und das geht auch. In: Tagesspiegel, 4. November 2014.
- Zum Abschied der Bar 25 rückte die Polizei an. In: Tagesspiegel, 14. September 2009.
- Uwe Rada: Berlin setzt auf Stadtrendite: Ein klingendes Konzept. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Oktober 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Februar 2021]).
- Uwe Rada: Investitionen am Spreeufer: Grundstückskampf am Holzmarkt. In: Die Tageszeitung: taz. 19. September 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Februar 2021]).
- Stefan Alberti: Umgang mit Landesgrundstücken: Abgeordnete am Drücker. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Dezember 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Februar 2021]).
- Isabell Jürgens: Künstler und Hightech auf ehemaligem „Bar 25“-Gelände. 4. Oktober 2012, abgerufen am 9. Februar 2021 (deutsch).
- Tobias Rapp: Showdown an der Spree. In: Der Spiegel, 24/2012.
- Lars von Törne: Kater Holzig setzt sich durch. In: Tagesspiegel, 3. Oktober 2012.
- Sebastian Leber und Ralf Schönball: Im großen Strom der Sympathie. In: Tagesspiegel, 14. Oktober 2012.
- Thomas Loy: BSR-Aufsichtsrat genehmigt Holzmarkt-Verkauf. In: Tagesspiegel, 18. Oktober 2012.
- Kater Blau: Der Maschinenmann mit den Obsthits auf www.bz-berlin.de.
- Kater Blau Hauskater. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Hubertus Regout: Endlich wieder im Kater Blau feiern, auf www.bz-berlin.de.
- Club undercover: Kater Blau.
- Spreeclubs kämpfen gegen das Erwachsenwerden auf www.berliner-zeitung.de.
- Neue Heimat am Holzmarkt. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Wie ein Club zum Infektionsherd wurde, welt.de, 24. März 2020
- Coronainfizierter feierte im Club: Behörden suchen Kontaktpersonen aus Club "Kater Blau" rbb24.de vom 15. März 2020
- "Verhängnisvolle Party im „Kater Blau“ – Besucher positiv auf Coronavirus getestet" tagesspiegel.de vom 15. März 2020
- Viele Berliner Clubs kommen dem Shutdown zuvor. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- Home. Abgerufen am 14. April 2020 (deutsch).
- Berlins größtes urbanes Experiment. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Kreativdorf Holzmarkt in Berlin - Ein Fleckchen Utopie mitten in der Stadt. Abgerufen am 9. Februar 2021 (deutsch).
- The party city grows up: how Berlin's clubbers built their own urban village. 30. April 2017, abgerufen am 9. Februar 2021 (englisch).
- Kreativort am Berliner Spreeufer - Dem Holzmarkt droht die Pleite. Abgerufen am 9. Februar 2021 (deutsch).
- Kreativort am Berliner Spreeufer - Dem Holzmarkt droht die Pleite. Abgerufen am 9. Februar 2021 (deutsch).
- Richter stützt Baustadtrat Schmidt in Neubau-Klage. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Leitplanken für eine Lösung: 90-Tage-Rat für Holzmarkt geht in die Verlängerung. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Planergemeinschaft Eckwerk: OFFENER BRIEFan den Senat von Berlin und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzbergzum Bebauungsplanverfahren (2-36) für das Quartier Holzmarkt. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Kreativort am Berliner Spreeufer - Dem Holzmarkt droht die Pleite. Abgerufen am 9. Februar 2021 (deutsch).
- Rettungsplan für Berliner Vorzeigeprojekt am Spreeufer. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Planergemeinschaft Eckwerk: Broschüre Eckwerk. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Holzmarkt-Betreiber aus Planung ausgeschlossen. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- Verkauf von Eckwerk-Areal nicht ausgeschlossen. Abgerufen am 9. Februar 2021.