Karl Rettich (Maler)
Karl Lorenz Rettich (* 10. Juni 1841 in Rosenhagen; † 12. September 1904 in Lübeck) war ein deutscher Landschaftsmaler.
Leben
Rettich wurde in Rosenhagen in Mecklenburg geboren. Seinem Vater gehörte das Rittergut in Rosenhagen bei Dassow in der Nähe der Lübecker Bucht. Hier verbrachte er als Jugendlicher seine Zeit in den Eichen- und Buchenwäldern, bei der Jagd sowie beim Fischfang. Die Gegend an der Ostsee prägte ihn somit bereits in jungen Jahren und ist in seinen späteren Werken wiederzufinden. Rettich ging im Katharineum zu Lübeck zur Schule[1], um anschließend 1861 auf Wunsch seines Vaters in München ein Jura-Studium aufzunehmen. Parallel interessierte er sich für die Kunst[2] und wurde zu einem der ersten Schüler des Landschaftsmalers Adolf Lier.[3] 1862 ging er nach Düsseldorf, wo er sich Albert Flamm und Theodor Hagen anschloss.[4][3] 1867 wechselte er für drei Jahre nach Dresden, anschließend bis 1888 nach Weimar an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule. Dort studierte er Landschaftsmalerei als Schüler Böcklins, Lenbachs und erneut Theodor Hagens. Studienreisen führten ihn 1873 und 1874 nach Norwegen. Dort suchte er vornehmlich Studiengegenden auf, die „wegen des malerisch wenig verwendbaren Charakters am wenigsten zum Bleiben lockten.“[5] Dies waren neben Küstenszenerien vor allem meilenweite Einöden. Des Weiteren besuchte er Schweden, aber auch Italien.
Nach einigen Jahren in München zog er nach Lübeck und von dort im April 1897 nach Graal, in die heutige Gemeinde Graal-Müritz. Dort erwarb er ein Haus und verbrachte von nun an die Sommer in der kleinen Gemeinde und die Winter in seinem Elternhaus in Lübeck. Mit dem Verkauf von Postkarten, die typische Landschaftsmotive zeigten, konnte er so seinen Lebensunterhalt verdienen. Mit den Einkünften ließ er 1898 einen Ausstellungspavillon bauen. 1904 starb er – an Krebs leidend – an den Folgen einer Operation.
Seine Werke sind in Lübeck, im Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock sowie in der Heimatstube von Graal-Müritz zu sehen. Sie spiegeln, so Georg Lenz in seiner Monografie „die Landschaftsgestaltungen zum Spiegel seines seelischen Befindens“[6] wider. Rettich erhielt Auszeichnungen für seine Werke in London, Melbourne und München (1876). Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz IV. verlieh ihm darüber hinaus den Titel eines Professors.
Sein älterer Bruder war der Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags Meno Rettich (1839–1918).[7]
Ausstellungen
Karl Lorenz Rettich war mit seinen Werken regelmäßig vertreten auf den Ausstellungen der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin,[8] den „Großen Berliner Kunstausstellungen“[9][10] sowie im Münchener Glaspalast.[11]
Königliche Akademie der Künste zu Berlin
- 1868 Nach dem Sturm. Mondschein
- 1870 Wrack an der Ostsee
- 1872 Nach dem Regen
- 1874 Strand mit Kühen, Motiv bei Farsund in Norwegen, Abendstimmung, Motiv bei Farsund in Norwegen (Pendant zum vorstehenden)
- 1876 Frühlingslandschaft mit Spaziergängerin, Herbstlandschaft mit Pflügern, Frühlingslandschaft mit Rehen
- 1877 Norwegischer Strand, Strand mit erratischem Block (Marienstein am Dassower See in Mecklenburg)
- 1878 Strandlandschaft, Strand mit Schiffbruch
- 1879 Norwegische Landschaft (Motiv von der Insel Straaholmen bei Krageroe), Marine
- 1881 Strand mit Wildenten, Strand (Motiv von Vilm – Rügen)
- 1883 Norwegische Küste
- 1884 Norwegische Küste (Panorama der Insel Straaholmen bei Krageroe)
- 1886 Norwegische Küste
- 1887 Morgenpromenade am Ostseestrand, Morgen am Waldsee (Wennsee) (Motiv aus Holstein)
- 1888 Frühlingsblüthe (Motiv aus Capri), Auf dem Wege nach Anacapri, Blick auf Anacapri
- 1889 In den Dünen bei aufziehendem Gewitter, Inneres eines Wendischen Bauernhauses, In den Ostsee-Dünen
- 1892 Sturm in den Ostsee-Dünen, Ein Sommertag in den Ostsee-Dünen
Große Berliner Kunstausstellungen
- 1893 Norwegische Landschaft
- 1894 Herbstliche Parkszene, Waldwiese
- 1895 Eichenallee, Mecklenburgische Ostseeküste
- 1897 Alte Baumgruppe auf Vilm bei Rügen, Strand von Vilm, Alte Buche auf Vilm
- 1898 Im Isarbett
- 1899 Herbstmorgen auf der Vilm (Rügen), Herbstabend in der Rostocker Haide
- 1901 Im Zwielicht
- 1902 Motiv aus Graal, Abendlied (Motiv aus Graal)
- 1903 Frühling in der Rostocker Heide
Münchener Glaspalast
- 1879 Strand mit Schiffbruch, Wirken im Herbst, Einsamkeit – Motiv aus Norwegen
- 1883 Norwegische Landschaft, Ostseestrand mit Wildenten, Abend am Waldrande
- 1888 Ostseestrand bei aufziehendem Gewitter
- 1889 Ostseestrand im Herbst, Anacapri
- 1890 Frühstückspause
- 1891 Norwegische Landschaft (Motiv von der Insel Straaholmen bei Langesund)
- 1892 Eichenallee[12]
- 1893 Altes Kloster bei Bordighera
- 1900 Am Dorfteich (Motiv bei Lübeck)
- 1901 Mecklenburgische Landschaft
- 1902 In den Ostseedünen
Literatur
- Joachim Puttkamer: Bildende Künstler in Graal-Müritz. 1. Auflage. Klaschmohn Verlag GmbH & Co. KG, Bentwisch / Rostock 2003, ISBN 3-933574-28-5, S. 52.
- Friedrich Schulz: Ahrenshoop. Künstlerlexikon. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2001, ISBN 3-88132-292-2, S. 146.
- Rettich, Karl Lorenz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 192.
- Georg Lenz: Karl Rettich: Lebensbild eines deutschen Landschaftsmalers; mit 25 Lichtdrucken und 25 Autotypien. Schuster & Bufleb, Berlin 1908. (uni-weimar.de).
- Rettich, Karl Lorenz. In: Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 2/1, Bogen 1–32: Mayer, Ludwig–Rybkowski. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898, S. 394–396 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907 (Digitalisat), Nr. 590
- Rettich, Karl Lorenz. In: Hermann Alexander Müller: Biographisches Künstler-Lexikon. Bibliographisches Institut, Leipzig 1882 (retrobibliothek.de).
- Johannes Saß: Rettich, Karl Lorenz. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 9 – 1904, Georg Reimer, Berlin 1906, S. 168–169 (archive.org).
- Künstlerliste, Düsseldorfer Malerschule (PDF) – Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf.
- Karl Rettich in einem Brief von 1866, zit. nach: Georg Lenz (Hrsg.): Karl Rettich. Lebensbild eines deutschen Landschaftsmalers, Berlin 1908, S. 30. Zur Rolle Skandinaviens in Rettichs Werk Nadja Putzert: Der Blick nach Norden. Skandinavische Landschaften in der deutschen Malerei von der Mitte des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-639-43285-5.
- Bildende Künstler in Graal-Müritz: Karl Lorenz Rettich, (PDF; 892 kB), abgerufen am 19. August 2012.
- Grete Grewolls: Rettich, Karl Lorenz. In: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. das Personenlexikon. Hinstorff, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01405-1.
- Verzeichniss der Werke lebender Künstler auf der Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Gemeinsamer Bibliotheksverbund (GBV), abgerufen am 14. September 2014.
- Grosse Berliner Kunstausstellung (Hrsg.) Katalog. (Nicht mehr online verfügbar.) Gemeinsamer Bibliotheksverbund (GBV), archiviert vom Original am 22. Oktober 2014; abgerufen am 14. September 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Grosse Berliner Kunstausstellung (Hrsg.) Katalog. Universität Heidelberg, abgerufen am 14. September 2014.
- Kataloge der Kunstausstellungen im Münchner Glaspalast 1869-1931. bavarikon, abgerufen am 28. Januar 2020.
- Katalog der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1892, Abbildung: S. 66 (daten.digitale-sammlungen.de).